Technologiezentrum Thale Technologiezentrum Thale: Forschen für Pulver aus Pulver
Halle/MZ. - Jetzt schwingt er wieder die Drumsticks, um ihn herum spielen und singen die alten Penne-Kumpel. Eine Wiedervereinigung der anderen Art.
Dabei kann Thomas Köck gerade jetzt seine besten Jahre genießen, hat er doch auf der Karriereleiter den bisher höchsten Punkt erreicht. Wenn auch nicht in einer glanzvollen Metropol-Region, sondern in der sachsen-anhaltischen Provinz - in Thale am Harz.
Die 12 000 Einwohner zählende Stadt ist das Dorado sagenhafter Höllenwesen, aber eben auch "Mittelpunkt der pulvermetallurgischen Welt", weiß Köck. Und fügt schmunzelnd hinzu: "Zumindest für Deutschland". Denn hier, an den Ufern der Bode, schlug 1935 die Geburtsstunde der Pulvermetallurgie, wurde unter Leitung von Professor Friedrich Eisenkolb erstmals Eisenpulver hergestellt und zu Formteilen gepresst und gesintert. Und noch immer besteht für die Weiterentwicklung dieser Fertigungsprozesse ein hoher, industrienaher Forschungsbedarf. Deshalb entstand in Thale vor vier Jahren das Pulvermetallurgische Kompetenz-Centrum (PMC).
"Ich habe das Projekt mitentwickelt", berichtet der Wahl-Niedersachse, der heute in Königslutter lebt. Der gelernte Diplom-Kaufmann, der in seiner Geburtsstadt Frankfurt / Main Volkswirtschaft und Betriebswirtschaftslehre studierte, sah in der Leitung des entstehenden Zentrums "eine sehr anspruchsvolle und interessante Aufgabe". Er habe, so Köck, schon immer "gezielt nach neuen Herausforderungen gesucht".
Deshalb betrachtete er die deutsche Wiedervereinigung auch als Chance für seine Generation. 1996, unmittelbar nach Studienende, stand der Entschluss fest. Köck ging in den Osten. Er hatte entschieden: "Ich mache da mal mit." Natürlich hätte er in Frankfurt bleiben können, die Bankenmetropole bot für einen Mann wie ihn genügend Arbeitsplätze. Doch das war ihm zu langweilig.
Seine ersten Ost-Sporen verdiente Köck sich als Praktikant im Schönebecker Dieselmotorenwerk. Im Mai 2005 kam er dann nach Thale. Und begann, vor Ort bei der Schaffung einer bisher einmaligen Technologie- und Kommunikationsplattform "mitzumachen". Inzwischen ist die Aufbauphase des PMC fast abgeschlossen, "jetzt kommen wir langsam in einen geordneten Betrieb", freut sich Köck.
Zehn Millionen Euro sind allein in die Gebäudehüllen geflossen, weitere acht Millionen in die Ausstattung. Die drei Hallen für Form-, Oberflächen- und Pulvertechnik bieten eine mietbare Nutzfläche von 2 430 Quadratmeter. Zu den bisherigen Partnern gehört der hessische Schunk-Konzern, Europas drittgrößter Sintermetall-Produzent. Thomas Köck managt mit vier Mitarbeitern den PMC-Alltag. 85 Arbeitsplätze hat das Haus inzwischen, unter ihnen sind 60 Ingenieure und Techniker, diverse Laboranten und Kaufleute.
Köck sieht sich nicht als Immobilien-Verwalter, sondern als "Dienstleister und Systemspieler, der die Leute zusammenbringt, als Projektsteuerer und Coach für die neuen Unternehmen, die sich im PMC angesiedelt haben". Mit seinem Experten-Quartett berät er alle Mieter, aber auch externe Unternehmen und begleitet sie - bei ihrer Ansiedlung, bei Finanzierung und Management neuer Entwicklungsprojekte, mit denen man in der Pulvermetallurgie nach vorn will oder dem Knüpfen von Kontakten zu Hochschulen.
"Natürlich trifft auch uns die gegenwärtige Finanzkrise", gesteht der PMC-Chef. "Schließlich sind wir zu 60 bis 70 Prozent Automobil-Zulieferer." 2009 werde ein hartes Jahr. Aber Köck ist ja nicht nur Kaufmann. Und das PMC nicht sein einziges Kind. "Ich bin hauptsächlich Papa", berichtet er. Und meint Isabelle (10) und Jeremy (8), die ihn genauso brauchen. Isabelle hat sich an seiner Bürotür als "Papis Schutzengel" verewigt, Jeremy die legendären "Blues-Brothers" porträtiert. Sie erinnern, wie auch manches Wandbild, daran, dass Papa Köck "den Blues hat". Und den Takt geben kann - die Grundlage für erfolgreiches Zusammenspiel.