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Südharz Südharz: Schneckenzucht für Feinschmecker

10.09.2009, 08:02
Eine Weinbergschnecke (helix pomatia) kriecht auf dem Arm des Züchters Heinz Strache (FOTO: DPA)
Eine Weinbergschnecke (helix pomatia) kriecht auf dem Arm des Züchters Heinz Strache (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Hermerode/Wippra/dpa. - Heinz Strache, einer der wenigenZüchter von Weinbergschnecken in Deutschland, betont aber: «Hierfühlen sich die Tiere wohl.» Seit 2006 züchtet er, zusammen mit einemPartner aus der Finanzbranche, auf rund zwei Hektar Land in demkleinen Ort Hermerode im Südharz in Sachsen-Anhalt die in Deutschlandheimische Weinbergschnecke helix pomatia und die aus demMittelmeerraum stammende Weinbergschnecken helix aspersa. «Wir habenhier die größte Schneckenfarm in Deutschland», sagt Strache.

So leben auf der Farm inmitten der Gräser etwa 2,5 MillionenSchnecken dieser beiden Arten, die bei Feinschmeckern wie inEdelrestaurants als Speise beliebt sind. Während es bei dereinheimischen Art helix pomatia drei Jahre dauert bis die Tiere «reifzur Ernte» sind, wie Strache sagt, kann die helix aspersa bereitsnach wenigen Monaten eingesammelt werden, um dann später in dieKochtöpfe von Restaurants in der Region Halle-Leipzig zu gelangen,die zu den Kunden der Farm zählen.

Die Idee mit der Schneckenzucht kam dem gelernten Dachdecker, derauch als Raumausstatter sein Glück versuchte, bei einemFernsehbericht. Er war davon fasziniert und wollte es selbstprobieren. Rund 70 000 Euro wurden in die Schneckenzucht im LandkreisMansfeld-Südharz investiert. «Davon wurden 40 Prozent von der EU undfünf Prozent vom Landkreis gefördert», sagt Strache und fügt hinzu:«Die Schneckenzucht in Deutschland ist noch relativ neu. Die erstenFarmen wurden hier 2003 gegründet.»

Bislang wurden erst zwei «Ernten eingefahren», sagt er zum Ertragder Schneckenfarm. 2007 wurden rund 800 und 2008 rund 750 KilogrammSchnecken von deren Feldern eingesammelt und gewogen. «In diesem Jahrwollen wir nur 200 Kilogramm Schnecken ernten und dafür mehrSchnecken für unsere eigene Zucht gewinnen», sagt Strache, dessenFamilie ihm bei der Arbeit auf der Farm unter die Arme greift. ZurErnährung der Weichtiere dienen die Gräserfelder, Feuchtigkeitbekommen sie über ein Bewässerungssystem in der Farm.

Weinbergschnecken wurden als Delikatesse schon in prähistorischerZeit gesammelt. In Deutschland ist heute das Einsammeln der Tiere infreier Natur aus Gründen des Artenschutzes verboten. In Frankreich,wo Weinbergschnecken besonders beliebt sind, werden nachVerbandsangaben jährlich 40 000 Tonnen Schnecken verzehrt. Ein Teildavon wird aus Osteuropa und der Türkei importiert.

Der Vorsitzende des Verbandes für artgerechte SchneckenzuchtDeutschland e. V. (Sinsheim/Baden-Württemberg), Klaus Krebs, warntunterdessen vor all zu großen Erwartungen, was das Geschäft mit denWeinbergschnecken betrifft. «Für ein Kilogramm Schnecken müssen imDurchschnitt 2,50 Euro investiert werden, aber es wird von Händlern,also den Abnehmern, nur rund 1,80 Euro gezahlt», erklärt er.

Laut Krebs haben in der Vergangenheit 70 Prozent der Züchterwieder den Betrieb aufgegeben. Er geht davon aus, dass es inDeutschland derzeit noch etwa 15 Züchter gibt. Und betont: «Unsereheimische Weinbergschnecke helix pomatia lässt sich nicht züchten,alle Versuche sind gescheitert.»

Strache sieht das ganz anders: «Bei mir funktioniert es, ichzüchte die pomatia. Wichtig ist dabei, dass die Schnecken in ihrenFeldern belassen und nicht wie es gelehrt wird, dass sie jedes Jahrumgesetzt werden.» Denn diese Schnecken seien schon gegen kleinsteErschütterungen empfindlich - anders als «normale» Schnecken, diesich etwa in Kleingärten wie von selbst vermehren.