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Sturzfluten-Gefahr steigt Sturzfluten-Gefahr steigt: So wird sich der Klimawandel in Sachsen-Anhalt äußern

Von Alexander Schierholz 14.05.2018, 06:00

Magdeburg - Stürme, Starkregen, Sturzfluten - Sachsen-Anhalt muss sich künftig häufiger auf heftige Unwetter einstellen. Das geht aus dem jüngsten Klimawandel-Strategiebericht der Landesregierung vor.

Demnach wird es mehr Tage mit extremen Wetterlagen geben, die Gefahr von Sturzfluten wird in weiten Regionen weiter zunehmen, bis zum Ende des Jahrhunderts sogar um bis zu 50 Prozent. „Niemand kann mehr leugnen, dass der Klimawandel bei uns angekommen ist“, sagte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne).

Gefahr von Sturzfluten in Sachsen-Anhalt steigt um 20 Prozent

In dieser deutlichen Tendenz sind Prognosen zu den Folgen des Klimawandels laut Dalbert neu für das Land. Die Vorhersagen gehen unter anderem zurück auf Studien des Landesamtes für Umweltschutz und des Deutschen Wetterdienstes.

Demnach werde die Gefahr von Sturzfluten infolge starken Regens landesweit durchschnittlich um 20 Prozent zunehmen, so Dalbert. Besonders stark betroffen seien die Region südlich von Magdeburg, der Raum Halle und der Harz. Dort könne das Sturzflut-Risiko um bis zu 50 Prozent steigen.

Immer wieder müssen Bürger böse Erfahrungen mit Sturzfluten und Unwettern machen, die wie aus dem Nichts kommen. So zerstörten vor einem Jahr nach heftigen Regenfällen Hunderte Tonnen Schlamm Häuser im Querfurter Ortsteil Zingst (Saalekreis).

Bodenerosion machte 35 Orten in Sachsen-Anhalt zu schaffen

Die Erde hatte sich von einem oberhalb des Ortes gelegenen Acker gelöst. Fachleute sprechen von Bodenerosion, bei der der Boden regelrecht mitgerissen und weggespült wird. Insgesamt waren nach Angaben des Umweltministeriums allein im Mai und Juni vorigen Jahres 35 Orte im Land von größeren oder kleineren Schlammlawinen infolge von Erosion betroffen, die meisten davon im Süden.

In ähnlicher Weise hatten Schlammlawinen 2011 die Ortschaften Riestedt und Pölsfeld (Mansfeld-Südharz) verwüstet. Das Land hat mittlerweile ein Konzept zum Erosionsschutz für den ländlichen Raum beschlossen. Seit 2014 werden Kommunen bei entsprechenden Projekten unterstützt, für bestimmte Maßnahmen gibt es auch Fördermittel.

Als Pilotprojekt wurden Riestedt und Pölsfeld ausgewählt. Geplant sind dort zwei Regenrückhaltebecken und ein sogenannter Bypass, der Wassermassen bei Starkregen an den Orten vorbei leiten soll. Wegen einer langwierigen europaweiten Ausschreibung und Problemen im Untergrund hat der Bau sieben Jahre nach den Schlammlawinen allerdings immer noch nicht begonnen. Ministerin Dalbert sagte, umso wichtiger seien Sofortmaßnahmen, etwa bepflanzte Acker-Randstreifen zur Stabilisierung des Bodens.

Ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche Sachsen-Anhalts stark gefährdet

Auch für die Landwirtschaft gilt Bodenerosion als besonderes Risiko. Dem Klimawandel-Strategiebericht zufolge ist dadurch ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Sachsen-Anhalt stark oder sehr stark gefährdet. Im Süden des Landes gelte das vor allem für den Weinbau in Steil- und Terrassenlagen.

„Wir stellen schon jetzt immer mehr Starkregen fest“, sagte Hans Albrecht Zieger, stellvertretender Vorsitzender des Weinbauverbandes Saale-Unstrut. Dieser erhöhe die Gefahr, dass in Steillagen der Boden ausgespült werde. Abhilfe könne eine Begrünung der Hänge schaffen,

die Ausspülungen verhindere. Im Landesweingut würden dafür verschiedene Saatmischungen getestet. Manche Winzer hätten zudem gute Erfahrungen mit dem Abdecken des Bodens gemacht, um Erosion vorzubeugen, so Zieger. Dafür eigne sich Stroh oder Rindenmulch. (mz)