Kommentar zu sexueller Belästigung Catcalling: Anzügliche Sprüche sollten auch unter Strafe stehen
In Deutschland wird derzeit diskutiert, ob Menschen, die andere in der Öffentlichkeit mit anzüglichen Sprüchen oder Gesten belästigen, künftig bestraft werden sollen.

Ich habe gelernt, es zu ignorieren. Kussgeräusche von einem fremden Mann, Zentimeter vom eigenen Gesicht entfernt. Ein Auto mit einer Gruppe junger Männer wird langsamer, der Beifahrer ruft: „Hey Kleine, wie geht’s? Willst du mitkommen?“
Solche Situationen haben die meisten Frauen schon einmal erlebt. Sie werden hingenommen, beiseite geschoben, ignoriert. Das Leben geht weiter. Das sogenannte Catcalling ist gesellschaftlich normalisiert.
Unabhängig davon, dass diese Sprüche oder Gesten herabwürdigend sind – und das wären sie im Übrigen auch für Männer –, sind sie nicht hinnehmbar. Frauen bekommen in diesen Momenten Angst, werden unsicher, kleiden sich absichtlich anders, meiden bestimmte Gegenden.
Frankreich, Spanien, Niederlande: In vielen Ländern Europas ist Catcalling bereits strafbar
Deswegen ist die Diskussion darüber, ob und wie Catcalling in Deutschland strafbar werden sollte, längst überfällig. Unsere europäischen Nachbarn machen es vor: In Spanien und Frankreich drohen Geldstrafen, in Großbritannien und den Niederlanden sind Polizisten in zivil auf den Straßen unterwegs und weisen direkt auf Fehlverhalten hin, wenn sie es beobachten oder gar selbst erfahren.
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Eine neue Gesetzgebung sollte dazu beitragen, dass Catcalling in der Gesellschaft nicht mehr toleriert wird. Und das bedeutet nicht, dass Flirten verboten ist: Dazu gehört aber eben – wie bei jeder anderen Begegnung auch – gegenseitiger Respekt.