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Sekundarschule Parey Sekundarschule Parey: Rassistischer Vorfall war kein Einzelfall

Von Hendrik Kranert 13.10.2006, 09:57
Ein Polizeifahrzeug steht vor der Sekundarschule in Parey (Kreis Jerichower Land). Am Vortag sollen Jugendliche hier einen 16-jährigen Mitschüler gezwungen haben, auf dem Schulhof ein Schild mit antisemitischen Äußerungen zu tragen. (Foto: dpa)
Ein Polizeifahrzeug steht vor der Sekundarschule in Parey (Kreis Jerichower Land). Am Vortag sollen Jugendliche hier einen 16-jährigen Mitschüler gezwungen haben, auf dem Schulhof ein Schild mit antisemitischen Äußerungen zu tragen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Parey/MZ. - Entgegen der Behauptung der Schulleiterinhat es bereits im Jahr 2005 Übergriffe aufeinen libanesischen Mitschüler gegeben. DerJunge wurde nach Angaben des Verfassungsschutzesmehrfach als "Döner-Ali" gedemütigt, bevorihm vor der Schule eine brennende Zigaretteam Hals ausgedrückt wurde. Der aktuelle Fallsorgt im Land für Entsetzen: Politiker vonCDU, SPD, PDS, FDP und den Grünen verurteiltendie Tat auf das Schärfste. Gleichzeitig istdie Diskussion um die Bekämpfung von Rechtsextremismusan Schulen neu entflammt. Die GewerkschaftErziehung und Wissenschaft (GEW) fordert dieAusbildung spezieller Interventionslehrkräfte.Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos)hingegen sprach sich gegen einen "Fortbildungsaktionismus"aus.

An der Schule hatten drei rechtsgerichteteSchüler einen 16-jährigen, linksgerichtetenMitschüler gezwungen, ein Schild mit der Aufschrift"Ich bin im Ort das größte Schwein, ich lassmich nur mit Juden ein" zu tragen. Nach Angabender Staatsanwaltschaft fühlten sich die dreiTatverdächtigen im Alter von 15 und 16 Jahrendurch Kleidung und Haarschnitt ihres Opfersprovoziert. Zudem habe einer der Verdächtigensich vor einigen Wochen mit dem Geschädigtengeprügelt und diesen verletzt, erklärte eis>nSprecher des Innenministeriums. Gegen diedrei wird inzwischen wegen Volksverhetzung,Nötigung und Beleidigung ermittelt. GEW-LandeschefThomas Lippmann sagte, Sachsen-Anhalts Lehrerseien auf Ereignisse wie in Parey nicht ausreichendvorbereitet: "Zumindest ein Teil der Lehrermuss qualifiziert werden, um solche Krisenzu meistern." Kultusminister Olbertz siehtdafür derzeit keine Notwendigkeit, denn "dieLehrer haben schnell und couragiert gehandelt".Einig waren sich beide, dass die Schulen nichtallein in Haftung genommen werden dürften.

Ähnlich äußerte sich Ministerpräsident WolfgangBöhmer (CDU): "Es stellt sich die Frage, welchesGedankengut in der Familie oder dem Umfelddieser Jugendlichen vorherrscht."

Schüler verlassen am Freitag (13. Oktober) die Sekundarschule in Parey (Kreis Jerichower Land). (Foto: dpa)
Schüler verlassen am Freitag (13. Oktober) die Sekundarschule in Parey (Kreis Jerichower Land). (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild