Seeburg Seeburg: Schuldendruck zwingt zum Verkauf der Imbissbude
Seeburg/MZ. - Rodelinde Kämpfer muss an sich halten. Seit zehn Jahren hat die 77-jährige Schochwitzerin einen kleinen Bungalow am Süßen See in Seeburg gemietet. Doch nun will die Gemeinde den Campingplatz an die Dresdner Oecoworld GmbH verkaufen, die das rund 31000 Quadratmeter große Areal am Nordufer des Sees mit Sportanlagen und Luxus-Bungalows "aufpeppen" möchte. Wie viele andere Dauer-Camper fürchtet auch die rüstige Rentnerin, die im Sommer fast jedes Wochenende mit dem Rad nach Seeburg fährt, um ihre Idylle. "Dabei bezahle ich jedes Jahr ein erkleckliche Summe an Pacht", beklagt sie sich.
Jürgen Meinecke (45), der sich über jeden Euro freut, der ins Gemeindesäckel fließt, kann den Unmut der Camper durchaus verstehen. Doch den Bürgermeister der Gemeinde plagen große Geldsorgen. Rund 330000 Euro hat die Gemeinde an Forderungen zu begleichen. Ein Großteil der Summe hat auch was mit dem Campingplatz zu tun. Dort seien in den Wirren der Nachwendezeit Fördermittel in Höhe von etwa 130000 Euro nicht wie vorgeschrieben verwendet worden. Die Folge: Das Land verlangt die Gelder zurück.
Auch der Bund streckt die Hände nach Seeburg aus. Grundstücke, für die die Gemeinde jahrelang Pachten und Mieten kassierte, sind inzwischen an die Treuhandnachfolgegesellschaft gefallen und die holt sich jetzt die entgangenen Einnahmen zurück. Auch die teure Regenwasserentwässerung im Seengebiet fordert von der Gemeinde ihren Tribut, ebenso wie eine dramatisch gestiegene Kreisumlage. "Wir stehen mit Rücken zur Wand", räumt Meinecke ein, der die bekannte Schiffsgaststätte "Seeperle" betreibt. Es bleibe der Gemeinde nun nichts anderes übrig, als sich von einigen Dingen zu trennen.
Der Campingplatz, "der unbedingt modernisiert und den heutigen Standards angepasst werden muss", so der Bürgermeister, ist nur der Anfang. Auch von einem Mietshaus mit kommunalen Wohnungen will sich die Gemeinde trennen. Sogar eine Imbissbude an der Seepromenade wird verkauft. Mit dem erhofften Geld will die Gemeinde ihren Schuldenberg abtragen, um Spielraum für den Ausbau der touristischen Infrastruktur am Süßen See zu haben.
Eine Seebühne soll Besucher eines Tages zu Konzerten locken. Irgendwann soll eine Fähre auf dem knapp einen Kilometer breiten und fünf Kilometer langen See pendeln. Auch Minigolfanlage, Tennisplätze und ein Strand für Beachball umfasst das Konzept. Wie viel Platz da für die treuen Dauercamper wie Rodelinde Kämpfer am Ende bleibt, weiß heute noch keiner.