Seelandschule Wie Schüler in Nachterstedt lernen, Streit zu schlichten
Achtklässler lernen in einem Workshop, wie verhindert werden kann, dass ein Konflikt sich zum Mobbing ausweitet.

Nachterstedt/MZ - Was so ein Fußball doch für Streit anrichten kann. Fynn Kühne versucht zu schlichten. Wie das funktioniert? Das lernt der Achtklässler der Nachterstedter Seelandschule gerade mit neun seiner Mitschüler in einem Workshop für Streitschlichter.
„Wir wollten das schon vor Jahren machen, doch dann kam Corona dazwischen“, sagt Kathrin Kirsche, die Schulsozialarbeiterin der Sekundarschule. Für die Ausbildung der jungen Leute – die nach ihren Worten „verantwortungsbewusst, verlässlich und einfühlsam sind“ – konnte sie Nadine Schulz vom Paritätischen Jugendwerk gewinnen.
Bei der Streitschlichtung geht es um Gefühle, Perspektiven und Neutralität
„Ich denke, dass ein konstruktiver Umgang mit Konflikten ganz wichtig ist – es soll ein faires und wertschätzendes Miteinander sein“, erklärt Nadine Schulz, die solche Projekte schon seit 20 Jahren leitet. Da geht es um die ganze Bandbreite der Mediation.
Wie die Streitschlichtung eingeleitet wird, wie man Gefühle benennt. Es geht um Perspektiven und Neutralität. „All das muss trainiert werden“, spricht Kathrin Kirsche von Rollenspielen.
„Ziel ist es am Ende, dass wir hier eine Streitschlichtergruppe in der Schule haben.“ Eine Art Büro, das täglich besetzt ist und von Schülern genutzt werden kann, die Hilfe brauchen. Das hat bisher ausschließlich Kathrin Kirsche übernommen. „Wenn es in der Klasse schwierig war, sich jemand traurig zurückgezogen hat oder es Aggressionen gab, dann war ich da.“
Dass sich nun auch Gleichaltrige – die Schüler kommen aus den Klassen 6 bis 9 – der Probleme ihrer Mitschüler annehmen, sei von Vorteil, weil es einen anderen Zugang gibt. Einfach sei es aber auch nicht.

„Doch es reicht schon, wenn sie in ihre Klassen gehen, mit dem Hintergrundwissen, das sie nun haben. Auch so können sie ihren Klassenkameraden schon hilfreich zur Seite stehen, bei Kleinigkeiten helfen, die sonst in handfestes Mobbing ausarten könnten“, findet die Schulsozialarbeiterin.
Den Schülern jedenfalls macht es Spaß. „Ich mache das, damit ich Leuten helfen und das Schlimmste verhindern kann“, sagt die Achtklässlerin Lara Kruse. Und ihr Mitschüler Fynn Kühne, der am Anfang der Streitschlichter war, sagt: „Wir behandeln hier auch viele psychologische Themen – das ist sehr spannend.“