Seltene Rinderrasse Warum sich ein Tiefbauer aus Güsten um Harzer Höhenvieh kümmert
Wenn Andy Alsleben die Kühe Wilma und Betsy und ihre Kälber Rosalie und Kevin besucht, hat er stets ein paar Birnen und Äpfel in der Tasche.

Güsten/MZ - Es ist ein der ältesten Nutztierrassen der Welt, war sogar zeitweise vom Aussterben bedroht. Jetzt haben sich die Bestände wieder stabilisiert. Dank der Initiative von vielen Privatpersonen, die ihr Herz für das Rote Harzer Höhenvieh entdeckt haben.
Zu ihnen gehört auch Andy Alsleben, der täglich die beiden Kühe Wilma und Betsy sowie die Kälber Rosalie und Kevin auf der zwei Hektar großen Koppel zwischen Güsten und Osmarsleben besucht. Die Tiere stupsen ihren Besitzer, der stets ein paar leckere Birnen und Äpfel in der Tasche hat, immer wieder mit der Nase an und fordern die „Süßigkeiten“ ein.
Denn das Harzer Höhenvieh steht nicht nur auf Gras, sondern auch auf Fallobst. Früher diente diese robuste Rasse zur Milch- und Fleischerzeugung sowie als „Zugkraft“ auf den Äckern und in den Wäldern. Heute sorgen sie als „Rasenmäher“ auf dem Brocken in erster Linie dafür, Lebensraum für bedrohte Pflanzenarten wie die Brockenanemone zu schaffen. Das Harzer Höhenvieh fühlt sich aber auch im Tiefland wohl.
„Ich bin leicht bäuerlich angehaucht, wollte immer etwas mit Tieren zu tun haben und Kühe besitzen. Als sich die Gelegenheit ergab, konnte ich im zweiten Versuch endlich zuschlagen“, erzählt der Güstener, der ganz nebenbei dank seiner drei Frauen – Ehegattin Steffi (41) sowie die Töchter Coline (9) und Lexa (6) - auch Mitglied im Kaninchenverein G 830 Osmarsleben ist.
„Ich bin bäuerlich angehaucht, wollte immer etwas mit Tieren zu tun haben.“
Andy Alsleben, Tiefbauer und Tierhalter
Beruflich hat der 42-jährige Familienvater, der in Güsten aufwuchs, in seiner Heimatstadt zehn Jahre lang zur Schule ging und bei seinem Onkel Ralf Schwoch den Beruf des Heizungs- und Lüftungsbauer erlernt hat, eigentlich gar nichts mit der Landwirtschaft am Hut. Doch durch seinen Job als Tiefbauer bei der Firma Stemmler schloss er per Zufall das erste Mal Bekanntschaft mit dem Roten Harzer Höhenvieh.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Doch beim ersten Versuch erhielt Andy Alsleben von einem Bauern aus Tanne noch einen Korb. Im zweiten Anlauf im Landkreis Mansfeld-Südharz hat es dann geklappt. „Wir sind schon mit dem Transporter nach Molmerswende gefahren und haben Wilma und Betsy gleich mitgenommen“, berichtet Andy Alsleben.
Das war im Mai 2020. Bis September standen die beiden Kühe im Salzlandkreis auf der Weide, ehe es wieder für kurze Zeit nach Molmerswende kamen, um mit einem Bullen Bekanntschaft zu schließen. So wurde aus dem Duett ein Quartett. Und das soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass noch zwei bis drei Rinder unsere Herde in naher Zukunft ergänzen können“, will Andy Alsleben seinen Beitrag zum Erhalt dieser seltenen und fast ausgestorbenen Rasse leisten.