„Wir wollten unterstützen“ Warum der Ortschaftsrat Gerbitz und die Stadt Nienburg um Bauland streiten
Der Ortsbürgermeister verweist auf Anfragen von Interessenten und fordert, das Gelände im Flächennutzungsplan als Bauland auszuweisen.

Nienburg/Gerbitz - Der Streit um eine Fläche am Ortseingang Gerbitz aus Richtung Nienburg kommend, wird neu entfacht. Ortsbürgermeister Stefan Maibaum und der Ortschaftsrat wollen auf der Fläche, die einem Privatmann gehört, gern ein Wohnbaugebiet machen. Das Baugebiet soll in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden.
Ursprünglich war hier ein Gewerbegebiet, dann lange Zeit Brachfläche. Ein Interessent wollte dann im Jahr 2020 bauen und hatte eine Bauvoranfrage an den Landkreis gestellt. Doch eine vom Landkreis angeforderte Stellungnahme blieb nach Kenntnissen der Stadt unbeantwortet. „Wir wollten unterstützen“, so Bürgermeisterin Susan Falke. Doch es habe niemand nachgefragt.
Selbst, so wird in einer Begründung zu einer Beschlussvorlage dargelegt, die den Ortschaftsräten vorgelegt wird, dürfe die Stadt nicht einfach ein Baugebiet im Flächennutzungsplan, der darlegen soll, welche Böden wofür genutzt werden sollen, ausweisen. Das stößt auf die Kritik von Maibaum. Es gebe doch Leute, die hier bauen wollen.
Nun würden sie von der Stadt vertrieben, weil sie nicht erhört würden. Doch die Stadt ihrerseits kenne eben nur die eine Anfrage für das Grundstück am Ortsteingang. „Wenn sich niemand an uns direkt wendet, können wir das nicht als Bedarf für eine Begründung angeben“, so Susan Falke. In seiner Stellungnahme zum 2. Entwurf des Flächennutzungsplanes hat der Landkreis bereits festgestellt, dass die gesamte Fläche an Wohnbaumöglichkeiten mit 3,55 Hektar größer ist, als es für die Eigenentwicklung des Dorfes notwendig sei.
„Wenn sich niemand an uns direkt wendet, können wir das nicht als Bedarf für eine Begründung angeben.“
Susan Falke, Bürgermeisterin in Nienburg
Angegeben sind bei den vorhandenen neun Baugrundstücken nicht nur kommunale, sondern auch private Grundstücke, die als Baulücken ausgewiesen sind. Leerstehende Objekte, so heißt es in der Beschlussvorlage, seien nicht berücksichtig worden.
Maibaum empfindet es als unfair, wenn die privaten Flächen, die teurer seien als andere, mit gerechnet würden. Diese privaten Baulücken würden das Bild verzerren, was denn wirklich für junge Familien, die sich bei ihm gemeldet hätten, zur Verfügung stünden. So wie bei der privaten Fläche am Ortseingang, die Maibaum aber schon in den Flächennutzungsplan integriert haben will.
Es gehe als Erstes darum, den Flächennutzungsplan beschluss- und genehmigungsfähig zu bekommen, so die Begründung in der Beschlussvorlage. Der stelle sicher, dass man dann weitere Planungen im Detail über Bebauungspläne erstellen kann. Dann sei auch die Möglichkeit gegeben, ein Baugebiet auszuweisen. Der jetzige Flächennutzungsplan stehe einer weiteren Entwicklung der Ortsteile nicht entgegen.
Die sei, so geht aus der Vorlage hervor, auch im Landesentwicklungsplan so vorgesehen. „Ohne Flächennutzungsplan wird es aber nicht gehen. Dann gibt es keine Planungen“, so Susan Falke. Für Maibaum sind das indes keine stichhaltigen Argumente. Er sieht seine Chancen, dass sich weiter junge Familien in dem Ort ansiedeln können, schwinden.
Es hätten sich einige von denen, die sich wegen eines Bauplatzes an ihn gewandt haben, zurückgezogen und suchen woanders. Das sei eine Verhinderung der Entwicklung des Dorfes, so Maibaum. Er will mit dem Ortschaftsrat noch einmal zur Sitzung am Montag, 14. Juni, ab 19.30 Uhr, in der ehemaligen Verwaltung sich für das Wohnbaugebiet einsetzen.
Zuvor finden Beratungen in den Ortschaftsräten statt: Mittwoch, 9. Juni, 17 Uhr, Latdorf; Donnerstag, 10. Juni, 18 Uhr; Wedlitz, 19.30 Uhr, Neugattersleben; Montag, 14. Juni, 18 Uhr, Pobzig. (mz)