SV Anhalt Bernburg SV Anhalt Bernburg in der Handball-3.Liga: Einarmiger Torjäger

Bernburg - So eine Geburt soll ja prinzipiell etwas ziemlich Schönes sein. Vom Wunder neuen Lebens sprechen die, die es schon miterlebt haben. Problematisch wird es aber - und auch das gehört zum Leben dazu - wenn es Komplikationen gibt. In welcher Form auch immer.
Am 13. Juli 1993, als Gabor Pulay in Dunaujvaros, Ungarn, geboren wurde, ging etwas schief. Oder besser: „Der Arzt hat einen Fehler gemacht“, sagt Pulay mit heute 24 Jahren.
Er hatte zu fest an Pulays kleinem Arm gezogen. Die Folge: Im Rücken rissen ein Verbindungs-Band und -Muskel - irreparabel. Pulay zuckt mit den Schultern, als wolle er sagen: Ist dann halt so.
Dünner und weniger Kraft
Mit den Konsequenzen lebt er bis heute. Pulays rechtem Arm fehlt es an Kraft, er ist sichtbar dünner als der linke. Hier und da ist eine unorthodoxe Haltung zu erkennen. „Mich beeinträchtigt das nicht“, sagt Gabor Pulay, „ich schreibe mit rechts, esse mit rechts.“
Er spielt trotz seines Geburtsfehlers am rechten Arm richtig gut Handball. Pulay steht mittlerweile in seiner vierten Spielzeit beim Drittligisten SV Anhalt Bernburg unter Vertrag. Und hat sich stets entwickelt.
Nach einer mittelguten ersten Saison ist er seit drei Jahren bester Werfer Bernburgs (aktuell 83 Tore) - in der Vorsaison war er sogar zweitbester Werfer der ganzen Liga. Und das trotz Handicap. Pulay, der einarmige Torjäger.
Doch wie stark beeinträchtigt ihn der rechte Arm überhaupt auf dem Spielfeld?
Nur wenig, erzählt Gabor Pulay. „Bloß hinten in der Abwehr.“ Da macht sich dann die fehlende Kraft bemerkbar. Dennoch ist es beachtlich, dass Pulay es in den semiprofessionellen Handball geschafft hat - und ja noch einige Luft nach oben hat.
Wurf ist scharf und präzise
„Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht“, sagt Pulay. Zumal ja auch der linke Arm einer derer ist, der auch in der dritten Liga seinesgleichen sucht. Gabor Pulay hat einen richtig scharfen und präzisen Wurf, dazu ein unheimlich flexibles Handgelenk.
Er kann im Wurf auf die Bewegung vom Torwart und der Deckung reagieren. Diese Qualität macht Pulay zum wichtigsten Offensivspieler des SVA neben Kreativkopf Steffen Cieszynski.
Wenn der 24 Jahre alte Ungar deswegen sagt, dass er „mindestens noch in die zweite Liga“ will, ist das nicht verwunderlich. Aber klar, auch bei Pulay gibt es noch Dinge, die er verbessern muss.
Allen voran sein Abwehrverhalten. Das ist aber auch nur allzu verständlich, hat Gabor Pulay in den vergangenen Jahren doch eigentlich nie Abwehr gespielt. „Das war am Anfang schwer für mich“, gesteht er. Mittlerweile aber hat er sich daran gewöhnt. Ein Vorteil: „Ich kann so gleich in den Angriff.“
Unter Druck auf dem ersten Nichtabstiegsplatz
Am Wochenende wird es wichtig sein, das konsequent zu machen. Der SVA gastiert Sonnabend beim HSC Coburg II, eine Mannschaft mit Schwächen im Rückzugsverhalten.
Bernburg steht derzeit auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, hat Druck. „Weihnachten soweit unten zu stehen, wäre schade“, findet Gabor Pulay. Daher „müssen wir da gewinnen“. Zuletzt hat sich der Torjäger besonders auswärts stark präsentiert. Das soll auch in Coburg so bleiben - mit links versteht sich.
Der SVA spielt 16 Uhr in Coburg. Live-Ticker unter liveticker.sis-handball.org (mz)