Von der Elterninitiative zum Bauprojekt So entstand der neue Spielplatz in Cochstedt
Vor drei Jahren begannen Mütter in Cochstedt zu basteln und Geld zu sammeln. Wer bei Finanzierung und Organisation geholfen hat.

Cochstedt - Begeistert schaukelt Nayla auf dem Federtier. Daneben schrauben Männer einen großen Kletterturm mit Rutsche zusammen. Die Dreijährige freut sich, dass sie bald einen neuen Kinderspielplatz in Cochstedt hat. Gleich neben dem Kindergarten wird dieser Mehrgenerationenspielplatz durch Mitglieder des Vereines „Hecklingen gemeinsam Zukunft gestalten“ angelegt.
Der Verein hat bei der Vergabe des Demografiepreises Sachsen-Anhalt den ersten Preis in der Kategorie „Bewegen“ - Perspektiven für Familien und Kinder bekommen. Der Spielplatz in Cochstedt ist eines von mehreren Projekten des Vereins. Der vor zwei Jahren gegründete Verein ist in den letzten Monaten auf 30 Mitglieder aus allen vier Ortsteilen der Stadt Hecklingen angewachsen.
Ihr Ziel ist es, alle Generationen miteinander zu verbinden und Fördermittel für Projekte einzuwerben, die die Ortsteile voranbringen. Als Nayla geboren wurde, überlegte ihre Mutti Kathleen Greye zusammen mit Katja Ziegler, Rebecca Ebeling, Nicole Weishaupt und anderen Müttern, wie sie ihren Kindern ein attraktiveres Umfeld anbieten könnte.
Sie gründeten die Elterninitiative „Hakelfüchse Spielplatz Cochstedt“. „Jede Woche haben wir uns an einem Abend getroffen und gebastelt“, erinnert sich Katja Ziegler, deren Kind inzwischen vier Jahre alt ist. Die Basteleien wurden auf Festen verkauft, wo auch Kinderschminken angeboten wurde. Ein Halloweenfest und ein Angrillen brachten weitere Spenden. 120 Kartons gebrauchte Schuhe wurden gesammelt. „Jeder Cent hat gezählt“, betonen die Mütter. 180 Euro gab es für die Schuhe. Schaukeltiere gab es über die Fanta-Spielplatzinitiative.
Manchmal dachten sie an Aufgeben. In der Stadt seien sie belächelt worden, niemand habe an sie geglaubt. „Aber wir konnten nicht einfach aufhören, wir hatten ja Verantwortung für die Spenden“, sagt Katja Ziegler. Hilfe kam von SPD-Stadtrat Martin Zimmermann. Der hatte mit Mitstreitern um Marco Berger bereits den Verein gegründet. „Allein hätten wir das nicht meistern können, deshalb haben wir uns dem Verein angeschlossen“, erzählt Katja Ziegler. Nun zu sehen, wie ihr Herzensprojekt Wirklichkeit wird, das macht die Frauen stolz.
4.500 Euro, die sie eingeworben hatten, konnten als Eigenanteil genutzt werden. 3.500 Euro kamen nun von der Ikea-Stiftung, einige große Spielgeräte als Sachspenden. Mehr als 18.000 Euro Wert, „alles ohne die Stadt“, wie Martin Zimmermann weiß.
Eine Familie spendete eine Rutsche, die Sparkasse sponserte Bänke und Tische
Die Stadt hat dem Verein in Cochstedt einen Teil der Wiese zwischen Kita und Volkshaus zur Verfügung gestellt. Mit Bagger wurde der Rasen abgetragen, Pflanzlöcher für Bäume gegraben, Bäume und Sträucher gepflanzt sowie die vorhandenen Spielgeräte von den bisherigen zwei Spielplätzen in Cochstedt verankert.
Nun kommen eine Doppelschaukel und ein großes Klettergerüst mit Turm und Rutsche hinzu. Letztere sind Sachspenden der Familie Möwes vom Eichengrund, die auch die Bäume gespendet hat. Ein Hügel, der aufgeschüttet wurde, soll für eine Seilrutsche der Ikea-Stiftung genutzt werden. Die Sparkasse sponserte Bänke, Tisch und einen Pavillon.
Rainer Greye und Maurermeister Danny Kühne montieren das Klettergerüst. David Frohberg und Robert Weishaupt schippen Beton in Löcher für das Fundament. Männer aus Schneidlingen und Cochstedt arbeiten Hand in Hand. Die Brüder Marian (13) und Marvin Biermann (15) wollen auch helfen, doch für die Jungs findet sich gerade keine Aufgabe und so schauen sie zu.

Wenn sie ihre kleineren Geschwister aus dem Kindergarten abholen, dann wollen die immer schon auf dem neuen Spielplatz spielen, berichten sie. Und das wird nun sicher noch größer, wenn der Sand kommt. Dann muss noch der TÜV kommen, so Marco Berger. „Mit der Eröffnung warten wir noch“, sagt er. Auf eine Zeit ohne Maskenpflicht.
„Unser Ziel ist es, die Ortsteile lebenswerter zu machen. Da ist Eigeninitiative gefragt.“
Marco Berger, Vorsitzender des Vereins „Hecklingen - gemeinsam Zukunft gestalten e.V.“
„Unser Ziel ist es, die Ortsteile lebenswerter zu machen“, sagt er. Es bringe nichts, sich nur hinzusetzen und zu sagen, es ist schlecht, weil die Stadt kein Geld hat. „Da ist Eigeninitiative gefragt. Man muss selbst den Spaten in die Hand nehmen.“ Berger, der in Schneidlingen im Ortschaftsrat sitzt, und Zimmermann, der dort Ortsbürgermeister ist, wollen in Cochstedt mit gutem Beispiel vorangehen. Vielleicht gewinnen sie ja noch den einen oder anderen Cochstedter für ihren Verein. (mz)