Rassismus-Vorwürfe Rassismus-Vorwürfe: Entschuldigung abgelehnt
bernburg/MZ. - Nach Eskalationen bei einem Freundschaftsfußballturnier von B-Jugend-Mannschaften in Staßfurt (die MZ berichtete), beruhigen sich die Gemüter der Beteiligten kaum. Das Türkische Sportbegegnungszentrum (TSM) Berlin hält den Wortlaut im Brief eines 13-jährigen Spielers der SG Bernburg/Peißen für nicht ausreichend.
Ein 13-jähriger Spieler der Spielgemeinschaft Schwarz-Gelb Bernburg/Eintracht Peißen, dem vom Türkischen Sportbegegnungszentrum (TSM) Berlin eine rassistische Beleidigung vorgeworfen wird, hat inzwischen einen Entschuldigungsbrief verfasst. „Von der angekündigten Videobotschaft haben wir auf Bitten seiner Eltern Abstand genommen, weil sie Angst haben“, erklärte Sylvio Barchend, Trainer des Jungen.
Der 45-Jährige hat das Schreiben am Donnerstag per E-Mail an das TSM geschickt und erhielt postwendend eine Antwort. „Beleidigung und rassistische Beleidigung in Form von ,Ihr hässlichen Türken’ sind zwei völlig verschiedene Dinge. Wenn man aufgrund seiner Herkunft beleidigt wird, gilt es als fremdenfeindlich. Aus diesem Grund, nehmen wir diese Entschuldigung nicht an. Falls der Begriff Beleidigung in fremdenfeindliche Beleidigung ausgetauscht wird, werden wir intern über die Annahme der Entschuldigung beraten“, schrieb der TSM-Vorsitzende Burak Isikdaglioglu zurück - versehen mit dem Hinweis an den 13-Jährigen, dass der Begriff „Ausländer“ nach 50 Jahren gemeinsamen Lebens kaum noch angewendet werde. In der jetzigen Zeit würden diese Menschen als Migranten oder Deutsche mit Migrationshintergrund bezeichnet.
Für Sylvio Barchend ist der Fall damit erledigt, weil die Reaktion aus Berlin zeige, dass gar kein Interesse an einer Deeskalation bestehe. Nicht aber ein zweiter Brandherd. Er kündigte eine Strafanzeige gegen Burak Isikdaglioglu an, weil dieser ihn während des Turniers grundlos als „Rassisten“ beschimpft habe. Der Berliner attackierte daraufhin Barchends Co-Trainer Philipp Krebs, der Ohrenzeuge dieses Wortes gewesen sein soll, via Facebook. Der 26-Jährige drohte seinerseits eine Klage wegen dieser „Lüge und Unterstellung“ an, sollte Philipp Krebs seine Aussage nicht zurücknehmen.
Während der Landesfußballverband eine Bewertung der Geschehnisse in Staßfurt erst nach ausreichender Prüfung ankündigte und vor einer Vorverurteilung warnte, hat sich der Landessportbund (LSB) Sachsen-Anhalt zu Wort gemeldet. „Wir nehmen die Vorfälle ernst und positionieren uns eindeutig gegen Rassismus und Diskriminierung in all seinen Erscheinungsformen“, sagte Vorstandsvorsitzender Lutz Bengsch. Vor diesem Hintergrund begrüßte der LSB die Ankündigung der SG Bernburg/Peißen, sich bei den Berlinern zu entschuldigen.
„Diese sportliche Geste zeigt, dass in der Mannschaft ein Bewusstsein dafür vorhanden ist, dass es seitens einzelner Spieler zu Grenzüberschreitungen gekommen ist“, sagt Madeleine Rau, Leiterin des LSB-Projekts „MuT – Menschlichkeit und Toleranz im Sport“, das seit 2011 durch das Bundesinnenministerium und das Land Sachsen-Anhalt kofinanziert wird. Auf dieser Grundlage habe die Projektleitung angeboten, Mannschaft und Trainer beratend zu unterstützen und angeregt, einen Anti-Rassismus-Paragrafen in die Vereinssatzung aufzunehmen. Sylvio Barchend habe zugesagt, diesen Vorschlag bei der nächsten Vereinssitzung einzubringen. „Im Sinne des Eintretens für fairen Sport entschuldigt sich der LSB bei der TSM Sportakademie Berlin für den Vorfall und bekundet seine Anteilnahme“, so Madeleine Rau.