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Gatersleben Park in Gatersleben: Denkmalpflege-Konzept soll Zuschüsse für Sanierung ermöglichen

Von Detlef Anders 31.10.2018, 14:57
Seit April sind Öseg-Mitarbeiter dabei, Wildwuchs, wie hier im Vordergrund Ahornstangen, zu beseitigen und Wege wiederherzustellen. Öseg-Koordinator Norbert Rußwurm (r.) und Reinhard Kunert (3.v.r.) erläutern das Vorhaben vor Ortsbürgermeister Mario Lange (2. v.r.), Ortschaftsräten und Bürgern.
Seit April sind Öseg-Mitarbeiter dabei, Wildwuchs, wie hier im Vordergrund Ahornstangen, zu beseitigen und Wege wiederherzustellen. Öseg-Koordinator Norbert Rußwurm (r.) und Reinhard Kunert (3.v.r.) erläutern das Vorhaben vor Ortsbürgermeister Mario Lange (2. v.r.), Ortschaftsräten und Bürgern. Detlef Anders

Gatersleben - Wer bis vor ein paar Monaten durch den Park in Gatersleben ging, der glaubte vielleicht im Umfeld eines Dornröschen-Schlosses zu sein. Dicker Efeu wuchert auch heute noch an alten Mauern der 1168 erstmals erwähnten alten Burganlage und einer Villa, in der die Gemeindeverwaltung bis 2005 residierte.

Doch bei einem Rundgang mit Ratsmitgliedern und Bürgern im Park staunte nicht nur Ortschaftsrat Jörg Erdmenger: „Da sind Wege, die ich jahrelang nicht mehr gesehen habe.“

Vier Mitarbeiter der Öseg sind im Einsatz

Seit April sind vier Mitarbeiter der Ökologischen Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft (Öseg) dabei, den Wildwuchs der letzten Jahre zu beseitigen. Es werden Wege freigeschnitten. Sichtachsen sollen irgendwann wiederhergestellt, der Park wieder als Park erlebbar werden.

Der Gaterslebener Park ist als Baudenkmal eingetragen. Neben naturschutzrechtlichen Belangen ist vor allem das Denkmalrecht von großer Bedeutung. Jede Veränderung - mit Ausnahme reiner Pflegemaßnahmen - bedarf einer Genehmigung der Denkmalschutzbehörde, berichtete Ortsbürgermeister Mario Lange (BIG) in der jüngsten Ortschaftsratssitzung.

„Die Erstellung einer gartendenkmalpflegerischen Rahmenkonzeption wird empfohlen“, zitierte Lange aus dem Protokoll eines Treffens mit zuständigen Behördenvertretern. Das Konzept soll als Entscheidungsgrundlage bei späteren Anträgen dienen.

Behörde rät zu „gartendenkmalpflegerischer Rahmenkonzeption”

Bei einem ersten Termin waren für die Öseg-Mitarbeiter nur Maßnahmen ausgegeben worden, die nicht unter die Genehmigungspflicht fallen. Vor allem die jungen Ahornsetzlinge machen dem Park zu schaffen. Diese sollen per Hand samt Wurzeln rausgezogen werden. Mehrjährige Spitzahorn-Stangen sollen ebenfalls entfernt werden, um Altbäume wieder freizustellen.

Bäume, die über fünf Jahre alt und keine Stangen mehr sind, können derzeit nicht entfernt werden. „Die Rahmenkonzeption ist wichtig, um den Park zu entwickeln. Sonst fragen wir bei jedem Baum, der dicker als ein Daumen ist, ob er gefällt werden darf“, sagte Lange.

Reinhard Kunert berichtet von Erfahrungen in Degenershausen

Seeland-Stadtrat Reinhard Kunert (Linke), Doktor der Biologie und Ex-Öseg-Mitarbeiter, berichtete während des Rundgangs über Erfahrungen im Landschaftspark Degenershausen. Das Konzept für den dreimal so großen Park habe 35.000 Euro gekostet.

Für eine Überplanung des Schlossparks Hoym habe er bereits Kontakt zum Landschaftsarchitekten aufgenommen. Wenn dieser nach Hoym kommt, möchte Kunert ihn auch nach Gatersleben führen. Ziel sei es, ein Gefühl dafür zu bekommen, was das Konzept kosten würde. Dann könnte das Geld dafür in den Haushalt 2019 eingearbeitet werden, betonte Mario Lange.

Das Papier, so Kunert, wäre eine Grundlage, um für 2020 Fördergelder zur Umsetzung zu beantragen. Der Landschaftsarchitekt hätte auch Möglichkeiten zur Recherche in Archiven, um mehr über die Geschichte des Parks zu erfahren, über alte Wege und Sichtachsen.

Rundwege um die beiden Teichen sind geplant

Um die beiden Teiche sollen wieder Rundwege entstehen. Einst konnte dort sogar gebadet werden, erinnerte sich Immo Stubbe als interessierter Einwohner. Oder im Winter mit Schlittschuhen gelaufen werden, wie Ortschaftsrat Frank Rümenap schilderte.

Stubbe wünschte sich auch, dass die Entwässerungsgräben zwischen den Teichen und dem Mühlgraben wieder funktionieren. Dass die alten Mauern der früheren Wasserburg Gatersleben vom Park aus sichtbar sind, wünscht sich Ortschronist Andreas Czihal.

Entwässerungsgräben müsste freigemacht werden

Dass sich während des Rundganges einige Teilnehmer an Details zum Park aus ihrer Jugend erinnerten, begeisterte Reinhard Kunert. „Die im Kopf gespeicherten Dinge sind unheimlich wichtig“, sagte er, davon sichtlich überrascht.

Die vier Mitarbeiter der Öseg werden drei Jahre im Park arbeiten können, erklärte Kunert und lobte die Männer als sehr motiviert. Beim geplanten Verkauf der Villa des Oberhofes dürfe kein Teil des Parks mit abgegeben werden, wurde in den Gesprächen der Gaterslebener deutlich. (mz)

Der Wohnturm der alten Wasserburg soll auch von den Parkwegen aus wieder besser sichtbar werden.
Der Wohnturm der alten Wasserburg soll auch von den Parkwegen aus wieder besser sichtbar werden.
Anders