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Ärger in der Lindenstraße Nachgefragt in Nachterstedt : Eine Straße zum Schämen?

Von Detlef Anders 15.09.2017, 05:55
Udo Winter beklagt sich unter anderem über die ungepflegten Blumenkästen in der Lindenstraße.
Udo Winter beklagt sich unter anderem über die ungepflegten Blumenkästen in der Lindenstraße. Frank Gehrmann

Nachterstedt - Seit vielen Jahren wohnt Udo Winter mit seiner Frau in der Nachterstedter Lindenstraße in einem Reihenhaus. Hinter dem Haus hat er einen schönen kleinen Garten, doch was er vor dem Haus sieht, treibt ihm manchmal die Zornesröte ins Gesicht.

Wenn Hotelgäste oder Gaststättenbesucher aus dem benachbarten „Schwan“ sich in der Straße die Beine vertreten wollen, dann trauen es sich die Winters nicht mehr, aus dem Fenster zu schauen.

Sie ertragen die dann oft vorwurfsvollen Blicke nicht mehr und schämen sich für ihren Ort. „Das ist eine richtige Sauerei“, findet er und weist auf Unkraut hin.

Ärger in der  Lindenstraße: Unkraut wuchert in den Blumenkästen

Gleich neben dem Hauseingang stehen auf dem breiten Grünstreifen ein paar trostlos aussehende Blumenkästen auf einer gepflasterten Fläche. Vor gut zehn Jahren seien mehrere Flächen mit Blumenkästen professionell angelegt worden, berichtet der 70-Jährige.

Früher habe es da auch noch Sitzbänke gegeben, doch die verschwanden irgendwann, nachdem sich Anwohner über Jugendliche beklagt hatten, die sich dort trafen.

Nun wächst nur noch Unkraut in den Blumenkästen. „Die Disteln ziehen wir schon raus“, sagt Udo Winter. Doch zu mehr habe er keine Lust.

Das sei Aufgabe des Bauhofes, findet er. Nur im hinteren Teil der Straße gebe es noch einige bunt blühende Blumenkästen, die ein Hingucker sind. Doch da kümmern sich noch Anwohner selbst darum.

Ärger in der  Lindenstraße: Wasserpreise sind zu hoch

Angesichts seines Alters und dem der Nachbarn sowie der Tatsache, dass sie alle nur eine Mindestrente beziehen würden, haben sie keine Möglichkeit, sich um eine Bepflanzung und die Pflege samt Gießen zu kümmern, betont Winter. Früher habe er das durchaus mal gemacht.

Doch inzwischen sind die Blumenkästen noch nicht einmal zur Hälfte mit Erde gefüllt. Wenn er die trockene Erde gießt, laufe das Wasser sofort durch und sei weg. Pro Tag bräuchte er 100 Liter Wasser zum Gießen.

Bei den gegenwärtigen Wasserpreisen könne er sich das aber ebenso wie ein Bepflanzen nicht mehr leisten. Seiner Meinung nach sollten die Blumenkästen samt Pflastersteinen verschwinden und wieder Rasen angesät werden.

Ärger in der  Lindenstraße: Unkraut sprießt aus den Pflaster-Fugen

Udo Winter beklagt aber auch, dass zwischen den Pflastersteinen des Gehweges in der Lindenstraße an vielen Stellen das Unkraut sprießt und niemand das Unkraut entfernt.

Einen weiteren „Schandfleck“ hat der Nachterstedter in der Friedrich-Fleischhauer-Straße am Eingang zum Bahnhof ausgemacht. Die dort wachsenden Bodendecker ranken bis auf die Straße und wirken ungepflegt. „Seitdem wir Seeland sind, wird nur noch Gatersleben gewienert“, schildert Udo Winter seinen persönlichen Eindruck „Früher hatten wir hier den Bauhof. Vier Mann! Da wurde jeden Mittwoch die Straße gefegt, und jetzt?“

Ärger in der  Lindenstraße: Patenschaft zur Pflege übernehmen?

Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer will das Problem der Grünfläche in der Lindenstraße mit Ortsbürgermeister Siegfried Hampe besprechen. „Das kann nicht Pflichtaufgabe des Bauhofes sein“, fand sie.

Heidrun Meyer könnte sich vorstellen, dass sich nach Gesprächen mit Anwohnern doch der eine oder andere bereit erklären könnte, eine Art Patenschaft zur Pflege zu übernehmen. In Frose sei ein ähnliches Problem gut gelöst worden, sagte sie.

Für die Unkrautbeseitigung am Gehweg vor den Häusern wäre allerdings der Vermieter, die Vorharzer Heimstätten, zuständig. Heidrun Meyer will das Problem daher mit dem Geschäftsführer besprechen.

Ärger in der  Lindenstraße: Bahn ist für Anlage zuständig

Für die Grünanlage in der Fleischhauer-Straße ist der Bauhof der Stadt Seeland allerdings nicht zuständig. Diese befinde sich im Eigentum der Deutschen Bahn, die diese Anlage samt Parkplatz und Sitzmöglichkeiten einst für die Bahnreisenden angelegt hatte, sagte Heidrun Meyer. (mz)