Umwelt Nabu sucht Eulenzähler
Der Naturschutzbund dokumentiert die Winterschlafplätze von Waldohreulen - und hofft dabei auf Unterstützung.

Aschersleben/Seeland/MZ - Mit der Stunde der Wintervögel oder dem Insektensommer hat der Naturschutzbund (Nabu) gute Erfahrungen gemacht. Nun sucht die Organisation Eulenzähler. „Seit vielen Jahren werden in Sachsen-Anhalt die Winterschlafplätze von Waldohreulen erfasst“, erklärt Grit Liebelt, die für den Nabu-Landesverband für die Pressearbeit zuständig ist. „Damit sollen die Bestände und deren Entwicklung dokumentiert werden.“
Allerdings kommen die Naturschützer dabei an ihre Grenzen. Denn etwa 80 Prozent der Schlafplätze würden sich auf privaten Grundstücken befinden, weiß Herbert Bilang, der schon seit über 50 Jahren als Nabu-Eulenschutzexperte fungiert. Und genau hier kommen die freiwilligen Helfer ins Spiel, die die Bestände der Waldohreulen - etwa 35 Zentimeter groß, schlanker als ein Uhu und erkennbar an ihren hübschen Federohren - an den Nabu melden sollen.
Winterschlafplätze in der Nähe der Menschen
„Mit ihren beigen und braun-grau marmorierten Federn ist die Waldohreule in den Bäumen nur sehr schwer zu erkennen. Im Winter kann man sie aber gut an den Gemeinschaftsplätzen beobachten“, sagt Greifvogel- und Eulenspezialist Gerfried Klammer, der gemeinsam mit dem Nabu und dem Förderverein für Ökologie und Monitoring jährlich die Winterschlafplätze erfasst.
„Die befinden sich oft ganz in unserer Nähe, zum Beispiel in Parks, auf Friedhöfen, in privaten Gärten oder auf Straßenbäumen.“ Dabei würden die Eulen meist sehr gut versteckt in Koniferen oder Eiben sitzen. „Aber Ansammlungen von Gewöllen und Kotspuren unter den Bäumen am Boden verraten ihre Anwesenheit“, erklärt Klammer.
Ansammlungen von Gewöllen und Kotspuren unter den Bäumen am Boden verraten ihre Anwesenheit.
Gerfried Klammer, Greifvogel- und Eulenspezialist
Oft würden solche Schlafbäume auch über Jahre beibehalten. Das kann der Ascherslebener Ornithologe Uwe Nielitz nur bestätigen. Allerdings weiß er, dass der Bestand an Waldohreulen im Salzlandkreis drastisch eingebrochen ist. Es gebe in der näheren Umgebung von Aschersleben noch einige Brutpaare. Die seien aber sehr selten geworden. Früher waren die Bäume - vor allem alte Tannen - hier noch über und über mit Eulen bedeckt. „Teilweise bis in einen dreistelligen Bereich hinein“, nennt er die Anzahl der Waldohreulen, die im Winter vor allem in Güsten und Auf der Alten Burg in Aschersleben solche Schlafplatzgemeinschaften gegründet haben.
Brüten in alten Nestern
Übrigens sei diese Eulenart unter ihresgleichen etwas ganz Besonderes, erzählt der Ascherslebener davon, dass sie - anders als die anderen Eulen - nicht etwa in Höhlen brüten oder in Gebäuden, alten Scheunen und gewaltigen Kirchtürmen, wie die Schleiereule. „Die Waldohreule ist die einzige, die in offenen Nestern brütet.“ Und dann nicht einmal in eigenen. „Sie nutzt alte Krähennester oder die Horste von Mäusebussarden.“ Dort legt sie ihre Eier rein, meist vier bis sechs, die sie etwas über drei Wochen bebrütet. Und wenn genug Mäuse als Nahrung da sind, dann werden die Kleinen in der Regel auch allesamt groß.
Dass es trotzdem nicht mehr so viele wie früher gibt, das könnte nach Nielitz' Meinung an den Veränderungen in der Landwirtschaft und an den Waschbären liegen, für die die Eulenbabys leichte Beute sind.
Wie melde ich Waldohreulen?
Wer bei der Aktion des Naturschutzbundes mitmachen möchte, für den ist das ganz einfach. Die Meldung von Winterschlafplätzen der Waldohreule sollte folgende Informationen enthalten: Kontaktdaten des Beobachters, genaue Ortsangabe des Schlafplatzes, Anzahl der gesichteten Eulen, wie lange die Eulen den Schlafplatz bereits aufsuchen, Anzahl und Art der Schlafbäume und Zeitpunkt der Beobachtung.
Die Daten können an Gerfried Klammer per Mail [email protected] gesendet werden. Weitere Infos und den Meldebogen gibt es unter https://sachsen-anhalt.nabu.de/aktionen-und-projekte/artenschutzprojekte/eulenschutz/10068.html