Maut auf Bundesstraßen Maut auf Bundesstraßen im Salzlandkreis: Transport-Unternehmen rechnen mit Mehrkosten für Endkunden

Aschersleben - Zum 1. Juli wird die Mautpflicht für Lkw auf alle Bundesstraßen ausgeweitet. Bislang konnten Transportunternehmen und alle Firmen mit Lkw von den bisher mit Maut belegten Autobahnen und den mautpflichtigen meist vierspurigen Bundesstraßen abfahren und auf anderen Straßen zu ihren Zielen rollen.
Das sparte zwar meist keine Zeit, dafür aber Geld. Was bedeutet die neue Regelung für die Speditionen? Die MZ fragte nach.
„Wir werden es preislich sicher merken“, sagt Alexander Herrmann von der TAS Group, die am Standort Aschersleben und Schkeuditz 50 Lkw hat und 150 Mitarbeiter im nationalen und internationalen Fernverkehr beschäftigt. Zur Höhe der bisher gezahlten Maut und erwarteten Steigerungen machte er keine konkreten Angaben. „Wir haben den Fahrern nie gesagt, ihr sollt runter von den Autobahnen. Da geht so viel Zeit verloren.“
Steigende Kosten werden an Kunden weitergegeben
Herrmann rechnet trotzdem damit, dass es durch die Maut eine Erhöhung der Kosten gibt, die dann prozentual an die Kunden weitergegeben werden muss. Und diese würden es dann an ihre Kunden weitergeben, so dass im Endeffekt die Waren für die Endverbraucher teurer werden. „Es ist sicher nicht schön, aber wir sehen es entspannt.“ Kleinere Lkw, die im Nahverkehr unterwegs sind, treffe die Mauterweiterung mehr, glaubt er.
Einer dieser „kleinen“ Unternehmer ist Thomas Baumann. Seit 2010 ist er als Ein-Mann-Transport-Unternehmen selbstständig. Er fährt von Aschersleben aus mit einem W50 Schüttgut wie Kies, Sand oder Splitt zu privaten Kunden in der Region und hat bislang die Bundesstraßen genutzt. „Bis 2015 habe ich auch die B6n befahren, aber nach der Mautpflicht für Lkw über 7,5 Tonnen habe ich sie gemieden.“
Spediteure müssen Maut-Geräte von Toll-Collect einbauen
Nun aber hat auch er von Toll-Collect ein Gerät zur Erfassung der gefahrenen Strecken bekommen. Aber der Einbau durch eine zertifizierte Werkstatt kostet 500 Euro, beklagt er. Bislang hat er keine Maut gezahlt, nun wird er die 16,4 Cent je Kilometer umlegen müssen. „Es trifft letztlich den Endkunden.“
Auch für Gregor Baldovski, Geschäftsführer der Gaterslebener Spedition BTB Transporte GmbH, ist die Mauterweiterung ein Problem. „Es wird schwierig, das an die Kunden weiterzureichen“, weiß er. Er glaubt, dass es einige Monate dauern könnte, ehe die Kosten 1:1 weitergereicht werden können.
Bis zu 400 Euro Mehrkosten pro Jahr und Fahrzeug
„Anfangs werden wir das erstmal allein tragen müssen.“ Für jedes seiner zehn Fahrzeuge rechnet er mit 350 bis 400 Euro Mehrkosten pro Monat.
Aufgrund der Maut hat sich sein Unternehmen laut Webseite auf Aluminiumtransporte spezialisiert, durchaus statt der Autobahn auch auf dem Weg ins Ruhrgebiet eine Bundesstraße über 120 Kilometer genutzt, oder in der Region die Verbindung über Hettstedt zur Südharzautobahn.
Bisher war in der Region Aschersleben nur die vierspurige B6 mit Maut belegt. Die Vorbereitungen für die Erweiterung der Mautpflicht laufen seit langem. Nach Vorgaben von Toll Collect sollen durch die Landesstraßenbaubehörde neue Maut-Kontrollsäulen gebaut werden:
an der B185 (B 6n) in Bernburg zwischen Magdeburger Chaussee und Altenburger Chaussee, an der B 180 in Hecklingen im Ortsteil Schneidligen im Bereich Am Pfingstanger, teilte Antje Schätzel von der Pressestelle des Unternehmens mit. Eine Kontrollsäule wurde bereits an der B180 in Quenstedt aufgebaut.
Vier Meter hohe Säulen am Straßenrand
Die vier Meter großen Säulen mit mehreren Kamera-Augen haben im Mautsystem eine reine Kontroll-, jedoch keine Erhebungsfunktion. Sie sind auffällig blau-grün gekennzeichnet und keine Geschwindigkeitsblitzer, wie Schätzel betont. Die Farbe soll verhindern, dass Autofahrer erschrocken reagieren. Neben der Erhebung der Maut über fest in die Lkw eingebaute Geräte sei ein manuelles Bezahlen über eine App und die Einbuchung an Mautstellen-Terminals möglich, die es zum Beispiel an großen Tankstellen gibt.
Maut „wie Verbrauchssteuer“
„Trotz zunächst unveränderter Mautsätze wird die regionale Ausweitung der Lkw-Maut auf zusätzliche 40.000 Bundesstraßenkilometer ab 1. Juli zu einem erheblichen Kostenschub im Straßengüterverkehr in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro jährlich führen“, weist der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung in Möbelspedition und Logistik zusammen mit anderen Verbänden hin.
Der Anteil der Mautkosten liege bei bis zu zehn Prozent. „Im Endeffekt wirkt die Lkw-Maut zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur wie eine Verbrauchssteuer.“ Dennoch begrüßen die Verbände die einheitliche Maut. (mz)