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Umwelt Kastanienbohrer hat ganze Arbeit geleistet: 16 junge Linden sind in Gerlebogk dahin

Weshalb die Bäume gefällt werden müssen.

Von Carsten Roloff 12.11.2021, 10:00
Die Raupen haben mittlerweile die Bäume geschwächt.
Die Raupen haben mittlerweile die Bäume geschwächt. Foto: Verwaltung

Gerlebogk/MZ - Der Klimawandel macht nicht nur dem Waldbestand in den ostdeutschen Mittelgebirgen wie Harz oder Erzgebirge zu schaffen. Die Folgen der lang anhaltenden Dürre in den Sommern 2019 und 2020 sowie die heftigen Herbst- und Winterstürme der vergangenen Jahre haben die Widerstandskraft gerade der jungen Bäume gegenüber Schädlingen enorm geschwächt.

Ein trauriges Beispiel geben die erst im Jahr 2014 gepflanzten Linden an der Gerlebogker Lindenstraße ab. Bei einer Kontrolle stellte der Könneraner Baumschutzbeauftragte Robert Bruder fest, dass 16 junge Linden nicht mehr zu retten sind. Das Blausieb, auch als Kastanienbohrer bekannt, hat auch in Gerlebogk ganze Arbeit geleistet. „Um die Ausbreitung dieser Schädlinge zu verhindern, müssen die befallenen Jungbäume entfernt, geschreddert und das Schreddermaterial entsorgt werden. Die Fällarbeiten sollen noch in diesem Winter erfolgen“, erklärte Bauamtsleiter Mario Brauns.

Raupen des Nachtfalters in 150 Laubhölzern gefunden

Die Raupen des Nachtfalters, der in ganz Europa verbreitet ist, ernähren sich vom Holz verschiedener Laubbäume. Sie sind bereits in etwa 150 Laubhölzern gefunden worden, darunter auch in der Linde. Besonders verheerend ist der Schaden, den der Schmetterling in Obstplantagen anrichten kann. Die nachtaktiven Falter fliegen von Anfang Juni bis Ende August, die Raupen leben vom August bis zum Juni des übernächsten Jahres. Das Schadbild ähnelt dem des eingeschleppten Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB).

Die Raupen beißen Löcher und bohren sich in junge Stämme und Äste ein. Meistens stirbt der Baum dadurch. Je älter sie werden, desto dicker müssen die Äste sein, um zu überleben. Jedoch halten die Raupen sich stets an junge Triebe. Dabei wird das Gehölz oft so stark geschädigt, dass es abstirbt oder wie in der Gerlebogker Lindenstraße einfach abknickt. Eine Bekämpfung der sich im Holz befindlichen Larven mit Pflanzenschutzmitteln ist nicht möglich.

Ersatzpflanzungen sind geplant

Für die zu entfernenden Linden wird es jedoch laut Auskunft von Mario Brauns eine Ersatzpflanzung geben. Diese soll im Frühjahr kommenden Jahres vorgenommen werden. Die neuen Bäume werden genau in die durch die Notfällung entstehenden Lücken gesetzt, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Wie der weitere Befall durch das Blausieb verhindert werden soll, bleibt jedoch offen.