Wie Pech und Schwefel Karin und Ernst Wiesner aus Schadeleben feiern ihre diamantene Hochzeit
Sie sind seit 60 Jahren verheiratet.

Schadeleben/MZ - Kurz vor dem großen Tag scheint die Sonne ins Esszimmer von Karin und Ernst Wiesner. „So ein Wetter hatten wir vor 60 Jahren auch“, meint Karin Wiesner. Damals, am 28. Oktober 1961, haben die beiden geheiratet. Heute feiern sie diamantene Hochzeit.
An ihrem Hochzeitstag war Karin Wiesner 21 Jahre alt, ihr Mann 24. Kennengelernt hatten sie sich schon fünf Jahre zuvor, beim Tanz in Schadeleben. Ihr Mann sei ein leidenschaftlicher Tänzer gewesen, erklärt Karin Wiesner. Deshalb haben auch viele Mädchen an ihm Interesse gehabt. „Aber ich habe das Rennen gemacht“, sagt sie und lacht.
Einige Herausforderungen überstanden
Vor ihrer Eheschließung mussten beide schon einige Herausforderungen überstehen. Er war 1945 als Flüchtling aus dem böhmischen Waltersdorf gekommen, zusammen mit seiner Mutter und zwei Geschwistern. Karin Wiesner lebte gemeinsam mit ihren zwei Schwestern und der kranken Mutter in dem Haus in Schadeleben, das sie heute mit ihrem Mann und Hund Max bewohnt. Als sie 20 Jahre alt war, starb ihre Mutter.
Ihr späterer Mann Ernst sprang damals ein und unterstützte sie mit allen Kräften bei der Führung des Hofes. Als sie mit der gemeinsamen Tochter Angela schwanger war, entschlossen sich die beiden zu heiraten. Da ihre Familien sie finanziell nicht unterstützen konnten, sparten sie selbst für die Hochzeit - und für spätere gemeinsame Anschaffungen. „Wir sind stolz, das aus eigener Kraft geschafft zu haben“, sagt Karin Wiesner.
Salon direkt neben dem Haus
Ernst Wiesner arbeitete früher als Maurer, seine Frau war Friseurin, ab 1991 sogar in ihrem eigenen Salon direkt neben dem gemeinsamen Haus. Die Leidenschaft des heute 84-jährigen Mannes war aber stets die Landwirtschaft. In einem großen Garten, ein Stück vom Haus entfernt, hielt er viele Jahre lang zahlreiche Tiere. Vor allem die Pferde hatten es ihm angetan: „Pferde waren meine Welt“, sagt er.
Diese Tierliebe, so scheint es, haben er und seine Frau an die nächsten Generationen weitergegeben, besonders an die beiden Urenkelinnen. „Die machen uns viel Freude“, sagt Ernst Wiesner. Gemeinsam mit ihrer Mutter leben sie - wie auch Tochter Angela - in Schadeleben, ein weiterer Enkel in der Nähe von Bremerhaven. Eines der Mädchen ist - wie ihr Uropa - eine echte Pferdenärrin, die andere möchte später Tierärztin werden. Eine Kutschfahrt mit der Familie zum 80. Geburtstag von Karin Wiesner war für alle ein Highlight.
Schiffsreise ist geplant
Obwohl das Ehepaar inzwischen ein paar gesundheitliche Probleme hat, blicken sie gern zurück auf die letzten Jahre - und haben auch in Zukunft noch einiges vor. Vor der Pandemie sind sie viel gereist, waren zur silbernen Hochzeit in der Ukraine, später in Österreich, der Schweiz, vor drei Jahren in Norwegen. Wenn es die Gesundheit zulässt, wollen sie im nächsten Jahr eine Schiffsreise in die ungarische Puszta unternehmen.
Doch nun steht erst einmal ihr diamantenes Ehejubiläum an, für das Karin Wiesner am Vortag bereits fleißig Kuchen bäckt. Sie erwarten Besuch von Freunden, Alterskameraden der Feuerwehr und Mitgliedern des Schützenvereins sowie von ihrer Familie. Die eigentliche Familienfeier findet aber erst am Wochenende statt. Doch wie schafft man es, 60 Jahre lang gemeinsam glücklich zu sein? „In der Ehe ist es wie im Straßenverkehr“, sagt Karin Wiesner. „Es geht nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme.“ Die gemeinsame Zeit mit all ihren Herausforderung habe sie zusammengeschweißt. „Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel.“