Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Fast unzertrennlich

aschersleben/MZ - Keine Umarmung, nicht mal ein Abklatschen. Ohne jeglichen Kontakt gingen sie vom Feld. Doch dann, am Kabineneingang der Paul-Merkewitz-Halle in Staßfurt: Ihre Blicke treffen sich, ein kurzes Lächeln, sie liegen sich in den Armen. Carolin und Christin Beck sind wieder vereint. Soweit nichts Ungewöhnliches für Zwillingsschwestern. Doch es ist nicht so wie sonst. Etwas ist anders, irgendwie fremd. Die Antwort ist recht simpel. Carolin Beck trägt ein blaues Trikot, das des HC Salzland 06. Christin Beck hingegen das rote vom BSV Magdeburg-Olvenstedt. „Daran muss man sich erst mal gewöhnen“, sagt die neue Wildgans. Denn die Zwillinge gehen seit dem Sommer handballerisch erstmals getrennte Wege - nach 19 Jahren Seite an Seite beim HSV Haldensleben.
Eigene Persönlichkeiten
Und während des Salzland-Cups am vergangenen Sonntag hätte es eigentlich zum ersten Aufeinandertreffen der beiden kommen sollen. Christin Beck nahm mit dem BSV Magdeburg-Olvenstedt am vom HC Salzland 06 veranstalteten Turnier teil. Doch es schien so, als hätte es das Schicksal für die Zwillinge einfach nicht vorgesehen, aufeinanderzutreffen. Carolin Beck spielte gegen Magdeburg die ersten zwölf Minuten, Christin Beck kam erst nach einer Viertelstunde auf die Platte. Alles wie geplant also? „Nein, das war nicht so abgesprochen“, sagt Christin Beck.
Vielleicht stellten sich beide Trainer aber die gleiche Frage: Können sich Zwillingsschwestern im Ernstfall auch wehtun? „Das ist kein Problem“, meint Carolin Beck, „das haben wir ja früher im Training auch gemacht.“ Ihre Schwester erwidert noch dazu: „Außerdem haben wir uns als Kinder auch mal gekloppt.“ Beide müssen lachen. Denn typische Zwillinge seien sie nie gewesen, sagen die gebürtigen Magdeburgerinnen: „Wir haben nie Leute ausgetrickst oder in der Schule Plätze getauscht.“
Carolin und Christin Beck wollten nicht immer nur die Zwillinge sein. „Wir wollten schon eigene Persönlichkeiten entwickeln“, erklärt Carolin Beck. Und wenn sie sich charakterisieren müssten? „Ich bin die Vernünftigere“, sagt Christin Beck. „Du bist gar nicht vernünftiger“, erwidert Carolin Beck. Es ist symptomatisch - einig sind sich die Studentinnen selten. Nur allzu logisch daher, dass beide auch auf unterschiedlichen Positionen spielen: Während Carolin Beck den HC Salzland 06 auf Linksaußen verstärkt, agiert Christin am Kreis: „Das hat sich mit der Zeit so entwickelt“, sagt sie. Und außerdem „wollten wir ja zusammen auf dem Feld stehen“. So ganz ohne Schwester ging es anscheinend halt doch nicht.
Jetzt müssen sie allerdings ohne einander zurechtkommen. „Aber Caro ist ja nicht aus der Welt“, sagt Christin Beck. Sie lacht: „Außerdem wohnen wir nur zwei Straßen voneinander entfernt.“ Und die jeweils andere will natürlich auch auf dem Laufenden bleiben, verrät Carolin Beck: „Wir schreiben oder telefonieren nach jedem Training.“ Und die Inhalte dieser Gespräche? „Wie das Training lief, was es Neues gibt.“
Es kommen Tränen
Und Carolin wird bisher ausschließlich positiv berichten können. Die Vorbereitung mit den Wildgänsen läuft gut, die eine Minute ältere Zwillingsschwester hat ihren Platz in der Linksaußen-Rotation sicher. Was ihr auch über den Trennungsschmerz hinweg- hilft. Denn freiwillig gingen die beiden nicht auseinander. Der HSV Haldensleben hatte Probleme, eine Mannschaft zu stellen, die Trennung musste mehr oder weniger erfolgen: „Wir haben das nicht erwartet“, so Carolin Beck.
Und wahrscheinlich war den beiden auch nicht bewusst, wie schwer ihnen die Trennung wirklich fallen wird. Darauf angesprochen kommen Tränen, sie umarmen sich und sagen: „Das ist nicht schön.“ Man merkt: Carolin und Christin Beck gehören zusammen, sie sind fast unzertrennlich.