Gesundheitsamt im Salzlandkreis Gesundheitsamt im Salzlandkreis: Zentralismus nervt viele Eltern

Aschersleben/Bernburg - Über 40 Kilometer sind es von Gatersleben aus, immerhin noch 25 von Aschersleben: Es ist die Strecke, die Eltern aus der Region für die sogenannte Schuleingangsuntersuchung ihrer Kinder zurücklegen müssen. Seit über einem Jahr erfolgt diese gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung beim Landkreis nur noch in der Thomas-Müntzer-Straße in Bernburg. Eltern, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, und Berufstätige stellt der Weg zumeist am Vormittag in die Kreisstadt vor große Herausforderungen; sowohl finanziell als auch zeitlich gesehen.
Unzumutbar und bürgerunfreundlich
CDU-Kreistagsmitglied Mike Planert und Gemeinde-Elternrat Marco Kiontke aus Aschersleben halten die aktuelle Regelung für unzumutbar und bürgerunfreundlich. „Da ist man schon ein paar Stunden unterwegs“, sagt Kiontke. Auch eine rechtliche Grundlage zur Mitwirkung der Eltern fehle, wie der gelernte Rechtsanwalt Planert moniert.
Die beiden Kommunalpolitiker wollen sich deshalb dafür einsetzen, die Uhr sozusagen wieder zurückzudrehen. Sie sprechen sich nach einigen Treffen mit betroffenen Eltern dafür aus, die Kinder wieder dort amtsärztlich untersuchen zu lassen, wo es vor der Zentralisierung des Gesundheitsamtes 2015 möglich war: an den Standorten in Aschersleben, Staßfurt, Bernburg und Schönebeck; bestenfalls in den einzelnen Kindertagesstätten oder Schulen, notfalls aber auch in den Außenstellen der Kreisverwaltung.
„Das ist eine Sache, die der Landkreis selbst organisieren kann“, sagt Planert. Er verweist dabei auf andere Landkreise und Bundesländer sowie die zahnärztlichen Untersuchungen, „die dezentral durchgeführt werden“.
Landkreis hält von Vorschlägen nicht viel
Die Untersuchung ist Voraussetzung für eine spätere Einschulung. Dabei werden die Vorschulkinder auf ihr Hör-, Seh- und Sprechvermögen getestet. Geprüft wird auch, ob eventuell eine geistige, soziale oder emotionale Entwicklungsstörung des Kindes vorliegt. Die Untersuchung erfolgt nach einem Runderlass des Bildungsministeriums zwischen Mitte März und Mitte Juli. Rund 1 500 Kinder werden in der Regel im Salzlandkreis von den aktuell drei Fachärzten untersucht.
Planert brachte im jüngsten Sozialausschuss in Bernburg einen entsprechenden Antrag zur Änderung der aktuellen Regelung ein. Sollte der in einer der nächsten Sitzungen des Kreistages eine Mehrheit finden, müssen Eltern, deren Kinder 2018 eingeschult werden, nicht mehr so weit fahren wie aktuell. Zustimmung in seiner Fraktion erhielt Planert jedenfalls bereits, wie Fraktionschef Gerald Bieling auf MZ-Anfrage erklärte.
„Materiell und personell nicht effizient"
Der Landkreis hält von den Vorschlägen nicht viel. Einerseits hält die Kreisverwaltung die Bedingungen in Bernburg für optimal, wie aus dem Antwortschreiben an Planert hervorgeht. Daneben sei eine Untersuchung an den Schulstandorten räumlich, organisatorisch, materiell und personell nicht effizient, sagte Kreissprecherin Alexandra Koch auf Anfrage der MZ. Grund: Es seien zwei getrennte Räume und ein Wartebereich erforderlich. Zudem werde die Untersuchung von einem Arzt und zwei Arzthelferinnen durchgeführt.
Bei Untersuchungen an den jeweiligen Schulen fallen ihrer Aussage nach also mehr Personal und Fahrtkosten an. Planert dagegen glaubt, dass der Aufwand „etwas günstiger ist“ als derzeit. Kiontke ist der Meinung, die für die Untersuchung notwendige Ausstattung passe in einen größeren Kofferraum. Den Vergleich mit der zahnärztlichen Untersuchung hält die Kreisverwaltung indes für unzulässig. Diese werde ebenso im regelmäßigen Rhythmus durchgeführt wie die Schulreihenuntersuchung vom Jugendärztlichen Dienst. (mz)