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Austritts-Plan von Gatersleben Gatersleben in der Stadt Seeland: "Unglaubliche Welle" nach Austritts-Debatte im Ortschaftsrat

Von Kerstin Beier 24.07.2017, 08:51
Mario Lange ist Abgeordneter im Stadtrat von Seeland und Bürgermeister von Gatersleben.
Mario Lange ist Abgeordneter im Stadtrat von Seeland und Bürgermeister von Gatersleben. Archiv/Gehrmann

Nachterstedt/Gatersleben - Die eilig einberufene und mit Spannung erwartete Sonder-Stadtratssitzung am Donnerstagabend fand ohne einen entscheidenden Spieler statt: ohne den Gatersleber Ortsbürgermeister Mario Lange (BIG). Er ließ sich entschuldigen. Auch die anderen beiden Mitglieder der BIG aus Gatersleben waren der kurzfristigen Einladung nicht gefolgt.

Anlass für die Sondersitzung waren öffentlich geäußerte Gedankenspiele des Gatersleber Orts-Chefs, die Stadt Seeland verlassen und in den Harzkreis wechseln zu wollen. Die Stadträte haben davon aus der Zeitung erfahren und reagierten mit einer Mischung aus Entsetzen, Empörung, Unverständnis und Sorge.

Stadtrat Mathias Arend (CDU) aus Gatersleben, der gleichzeitig stellvertretender Ortsbürgermeister ist, fiel nun eine schwierige Aufgabe zu. Er musste den Vorstoß Langes irgendwie erklären und mühte sich, diesen als unabgesprochene Einzelaktion darzustellen. Nach seinen Worten ist der Ortschaftsrat nicht involviert.

Diskussion über einen Wechsel im Ortschaftsrat

Was allerdings im Widerspruch zu Langes Aussagen in der „Volksstimme“ steht, die in den Gatersleber Schaukästen aushängt. Dort heißt es unter anderem: „Mehrere Mitglieder des Ortschaftsrates haben ... über einen Wechsel unseres Ortes in die Verbandsgemeinde Vorharz diskutiert.“

Die Stadtratsmitglieder wollen nun wissen, wie sich die Gaterslebener Ortschaftsräte zu den Aussagen Langes stellen. Einstimmig wurde deshalb eine Resolution verabschiedet, die die Gatersleber Kommunalpolitiker zu einer Aussage verpflichten soll. Sie sollen nach ihrer nächsten Sitzung eindeutig sagen, ob „Wechselabsichten zuungunsten der Stadt Seeland“ bestehen.

Antwort wird bis Ende August erwartet

Bis zum 29. August, wenn der Stadtrat wieder regulär tagt, möchte das Gremium eine Antwort. Alle Stadträte jedenfalls sprachen sich in der Sitzung klar für einen Verbleib Gaterslebens im Seeland aus.

Stadtratsvorsitzender Mario Kempe und Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer zeigten sich während der Sitzung deutlich angespannt. Kempe verwies auf die momentan schwierige Situation im Seeland. Da sei es wichtig zu wissen, „wie die Ortschaften zu dieser Gemeinschaft stehen.“

Heidrun Meyer äußerte sich „erschrocken über die Art und Weise“. Sie sei von Mario Lange nicht unterrichtet worden und könne auch nicht verstehen, warum nun, nachdem der Stein ins Rollen gekommen ist, der Mut zum persönlichen Gespräch fehle. Sowohl sie als auch Kempe weigerten sich, eine schriftliche Erklärung Langes vorzulesen, die er im Vorfeld der Sitzung eingereicht hatte. „Wir machen uns nicht zum Erfüllungsgehilfen“, hieß es.

So war es schließlich Mathias Arend, der das Schreiben verlas. Darin wird der Wechselgedanke als „interessante Option für Gatersleben“ bezeichnet. Er habe nicht gesagt, dass der Gedanke im Ortschaftsrat gereift ist, er sei lediglich mit einigen Mitgliedern diskutiert worden. „Allein dieser Gedanke hat nun zu dieser unglaublichen Welle geführt.“

Lange beklagt, dass Gatersleben seit der Zwangszuordnung 2010 nie wirklich in der Gemeinschaft angekommen sei. Den Wechselgedanken begründet er mit wachsender Enttäuschung darüber, „kommunalpolitisch wenig für Gatersleben durchsetzen zu können.“ Ein Anfang der Woche von Arend angebotenes Gespräch in kleiner Runde sei abgelehnt worden. Kempe verteidigte seine Entscheidung, das „existenzielle Thema, das das Gemeinwohl gefährden kann“, nicht im stillen Kämmerlein zu besprechen. (mz)