Abbruch oder Spielbetrieb? Fußball im Salzlandkreis und im Landkreis Harz: Kreisfachverbände uneins über weiteren Spielbetrieb

Bernburg - Knapp dreieinhalb Kilometer sind es von Gatersleben nach Hausneindorf. Wer gut zu Fuß ist, braucht etwas mehr als eine halbe Stunde. Und Fußballer sind für gewöhnlich gut zu Fuß. Doch wer von Gatersleben nach Hausneindorf unterwegs ist, überschreitet eine Kreisgrenze. Saxonia spielt in der 1. Kreisklasse des Salzlandkreises, die Blau-Weißen Hausneindorfer indes in der Harzoberliga.
Und so verschieden die Zugehörigkeit zu Kreisen und Spielklassen, so unterschiedlich sind die Meinungen der Präsidenten der beiden benachbarten Kreisverbände in Zeiten der Corona-Pandemie.
„Ich bin für eine Beendigung der Saison. Dann hätten wir als Verband und auch die Vereine Planungssicherheit“, sagt Detlef Rutzen (Harz). „Der Meinung war ich auch mal. Aber jetzt sind die Regularien geschaffen worden, dass die Saison über Ende Juni hinaus verlängert werden kann. Deshalb plädiere ich dafür, sie zu Ende zu spielen“, so Frank Krella (Salzland).
Rutzen und Krella sind wie die anderen Präsidenten der Kreisfachverbände Mitglieder im Vorstand des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA). Dazu gehören auch noch die Präsidiumsmitglieder sowie die Ausschussvorsitzenden des FSA.
Vorstand des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt berät am Donnerstag per Video-Konferenz
Am Donnerstag werden sie wieder per Videoschalte tagen. Und schon am Mittwoch genau hinhören, was Kanzlerin Angela Merkel nach der Telefonkonferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder verkünden wird.
Denn letztlich sind die Fußballverantwortlichen in ihren Entscheidungen von denen der Politiker abhängig. So dürfen zwar seit Montag wieder Gruppen bis zu fünf Personen, die nicht zu einem Haushalt gehören, zusammentreffen. Und auch Sport im Freien ist möglich.
Aber Fußballspiele bleiben generell verboten. Rutzen sagt, warum er für einen Abbruch der Saison ist: „Nehmen wir einmal an, die Profiligen spielen ihre Saison halbwegs normal zu Ende und die Ligen darunter beispielsweise erst im Herbst. Was macht dann der Regionalligameister? Geht der ein halbes Jahr Roller fahren?
Denn die Dritte Liga, in die er aufsteigen könnte, hat ja dann schon mit der neuen Saison begonnen. Und so zieht sich das nach unten durch in den Schnittstellen. Das sind Fragen, die mir noch keiner beantworten konnte.“ So langsam aber sicher müsse man zu einer Entscheidung kommen. „Ob wir die Saison annullieren oder eine andere Regelung finden, werden wir dann sehen.“
„Was macht der Meister der Regionalliga, wenn nur die Profiligen weiterspielen?“
Allen werde man es sowieso nicht recht machen können. Am ehesten noch, wenn es keine Absteiger gebe und Aufsteiger, wie zum Beispiel beim Handball, mit einer Quotientenregel ermittelt würden. „Wir brauchen aber eine einheitliche Linie“, sagt Rutzen.
Der Verband im Harz verstehe sich als Dienstleister der Vereine. „Wir müssen umsetzen, was diese wollen.“ Finde sich aber für seine Idee des Abbruchs keine Mehrheit im FSA, werde er auch das akzeptieren, macht Rutzen klar.
Auch im Salzlandkreis sind die Vereine nach ihrer Meinung gefragt worden. „Ungefähr zwei Drittel haben uns ihre Antworten zurückgeschickt. Die anderen scheint es nicht zu interessieren“, sagt Präsident Krella. In der überwiegenden Zahl der Rückläufer wird für einen Abbruch plädiert (28 Vereine).
Sechs wollen weiterspielen, drei sind fürs Annullieren. Lange Zeit habe auch Krella den Abbruch favorisiert. Aber seitdem die Regularien geschaffen worden sind, die Saison über den 30. Juni hinaus zu verlängern, habe er seine Meinung geändert. „Nehmen wir an, wir brechen die Saison ab und regeln, dass es keine Absteiger gibt, aber Aufsteiger. Das verkraften wir.
Müssen wir aber die neue Saison auch wieder abbrechen, weil es noch keinen Impfstoff gibt und das Virus wieder zu Einschränkungen zwingt, was ist dann? Machen wir dann auch nur Aufsteiger und keine Absteiger?“
Da entstünden dann plötzlich Staffeln mit bis zu 20 Mannschaften und einem aufgeblähten Spielplan, der nur noch wenig Freiräume für Pausen oder Nachholspiele ließe. „Das will ich meinen Vereinen noch mal sagen. Ich weiß gar nicht, ob sie sich dessen bewusst sind“, so Krella.
Deshalb wäre eine sportliche Lösung das Sinnvollste. Aber auch er legt Wert auf die Feststellung, dass dies alles seine persönlichen Ansichten sind. Schließlich könne es auch im Vorstand des Landesverbandes nur eine Mehrheitsentscheidung geben. Ob diese allerdings schon Donnerstag fällt?(mz)