Debatte über Kunstrasen Fußball im Salzlandkreis: TV Askania Bernburg und Schwarz-Gelb bernburg fürchten wegen EU-Initiative um Kunstrasenplätze

Bernburg - „Ein Verbot wäre für uns eine Katastrophe. Sobald im Herbst die Schlechtwetterperiode anbricht, nutzen unsere Männer und die Nachwuchsmannschaften den Kleinfeldkunstrasen“, sagt Uwe Lange.
Der Vorsitzende von Schwarz-Gelb Bernburg ist mit seinen Sorgen nicht allein. Seit EU-Pläne bekannt geworden sind, ab 2022 Mikroplastik und damit Kunstrasenplätze mit Gummigranulat zu verbieten, diskutieren betroffene Sportler landauf, landab hitzig über dieses Thema.
Etwa 5.000 Plätze mit künstlichem Rasen gibt es nach Angaben des Deutschen Fußballbundes bundesweit. Bei den meisten wird bislang ein Gummigranulat als Einstreu verwendet, um Verletzungen vorzubeugen. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts Oberhausen soll dieses jedoch maßgeblich für den umweltschädlichen Eintrag der winzigen Plastikteilchen in Flüssen, Seen und Meeren sein.
Robuste Kunstrasenplätze sind für viele Vereine unverzichtbar geworden
Die robusten Kunstrasenplätze sind vielerorts unverzichtbar geworden. Gerade dort, wo viele Mannschaften während der Wintermonate auf engem Raum trainieren, ist Naturrasen außerhalb seiner Wachstumsphase schnell ruiniert.
Dies war ein Grund, warum vor neun Jahren in der Bernburger Sparkassen-Arena für 280.000 Euro ein Kunstrasenfeld gebaut wurde. „Sollte es keine Übergangsregelungen oder einen Bestandsschutz geben, wäre das ein herber Schlag für uns“, sagt Thomas Gruschka, Geschäftsführer der Bernburger Freizeit GmbH (BFG).
Er hofft auf die Ankündigung von Innenminister Horst Seehofer (CSU), entsprechende Erleichterungen für Betroffene in Brüssel zu erreichen. Dennoch bereite man sich für den Fall der Fälle vor.
Frank Krella vom Kreisverband: Abschaffung von Kunstrasen wäre in Großstädten undenkbar
Dass Vereine ihre bestehenden Kunstrasenplätze bald aufgeben müssen, daran will Frank Krella nicht so recht glauben. Der Präsident des Kreisfachverbandes Salzland räumt ein, dass der Schock über die Nachricht in der hiesigen Fußballszene zunächst groß gewesen sei.
Doch mittlerweile glaubt er: „Das Thema wird heißer gekocht als gegessen.“ Gerade in Großstädten wie Magdeburg sei eine Abschaffung des kritischen Kunstrasens undenkbar, weil dort eine Vielzahl von Vereinen praktisch keine Ausweichmöglichkeit habe.
Im Salzlandkreis existieren derzeit sechs Kunstrasenplätze. Ausgelöst durch die Debatte über ein Granulatverbot ist ein gerade im Bau befindlicher Platz in Schönebeck sogar umgeplant worden, sagt Uwe Grenzau, Geschäftsführer des Kreissportbundes. Als Füllmaterial werde dort jetzt Kork verwendet.
Ein im Bau befindlicher Platz in Schönebeck wird nun mit Kork statt mit Kunstrasen belegt
Eine weitere Alternative ist Quarzsand. Darauf hatte der FSV Rot-Weiß Alsleben - unabhängig von den EU-Plänen - gesetzt. Am Samstag, 24. August, soll das neue Kleinfeld mit Nachwuchsfußballturnieren offiziell eingeweiht werden.
Ebenfalls feinster Wüstensand soll die Basis für einen Kunstrasen beim SV Einheit Bernburg bilden. Der Verein hat im Mai auf seiner Internetseite eine Spendenkampagne gestartet, um damit den erforderlichen Eigenanteil von 40.000 Euro aufzubringen.
„Wir überlegen bereits seit Jahren, wie wir unsere Trainingsbedingungen in der dunklen Jahreszeit verbessern können“, sagt Vorsitzender Thomas Souschek. Bislang mussten die Mitglieder, auch mangels Flutlicht, in Sporthallen ausweichen.
„Das kostet uns pro Saison 2.000 bis 2.500 Euro Betriebskostenbeteiligung“, erklärt Abteilungsleiter Lothar Kral. Immerhin betreut der Verein in seinen 13 Nachwuchsmannschaften von den G- bis zu den A-Junioren in Kooperation mit dem TV Askania mehr als 200 Kinder und Jugendliche. Hinzu kommen zwei Männerteams und die Altherren.
TV Askania will einen Sportplatz mit Kleinfeld-Kunstrasen samt Flutlicht, Geländer, Laufbahn und Weitsprunggrube bauen
Dem Verein liegt ein Angebot vor, für 400.000 Euro einen Kleinfeld-Kunstrasen samt Flutlicht, Geländer, Laufbahn und Weitsprunggrube zu bauen. „Denn auch das Campus Technicus hat Interesse signalisiert, die Anlage für den Schulsport mitnutzen zu können“, sagt Vereinschef Souschek.
Bernburger Freizeit GmbH, Landessportbund und Lotto-Toto sollen den Löwenanteil der Finanzierung stemmen. Der SV Einheit wirbt derweil im Internet auf pfiffige Weise um Spenden: Jeder Interessent kann symbolisch ein Stück des neuen Kunstrasenplatzes oder eine Bandenwerbung kaufen.
Je nach Portemonnaiegröße zu unterschiedlichen Preisen. Am teuersten ist der Anstoßpunkt mit 2.500 Euro. Einer der beiden Strafräume kostet 1.500 Euro, ein Neunmeter-Punkt 1.000 Euro. Ein einfaches Rasenquadrat kann für 50 Euro erworben werden.
Bislang sind knapp 4.000 Euro auf dem Vereinskonto eingegangen. Thomas Souschek hofft, bis zum Frühjahr 2020 den Eigenanteil zusammenzuhaben, um den Förderantrag stellen zu können. Wenn alles gut läuft, können Kinder und Erwachsene in zwei Jahren unbeschwert auf Wüstensand kicken, ohne sich Sorgen um EU-Bürokraten machen zu müssen. (mz)
