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Feuerwehr in Latdorf feiert Geburtstag Feuerwehr in Latdorf feiert Geburtstag: Dauerregen zwingt zu Plan B

Von Torsten Adam 18.09.2016, 11:23
Wegen des Dauerregens wurde statt des geplanten Umzugs eine Rundfahrt durchs Dorf gemacht.
Wegen des Dauerregens wurde statt des geplanten Umzugs eine Rundfahrt durchs Dorf gemacht. Ute Nicklisch

Latdorf - So sehr sie sich auch anstrengten, die Latdorfer Kapelle konnte mit ihren Schalmeien die dicken Regenwolken über den Gerätehaus nicht vertreiben. Es schüttete an diesem Sonnabendmittag wie aus Eimern. Zwar mussten die Feuerwehrleute des Ortes nicht wie im August 1964, als anhaltender Regen den Dorfteich über die Ufer treten ließ, zum Ernstfall ausrücken. Aber ein Fußmarsch vom Spritzenhaus zur Turnhalle, wo das 90-jährige Bestehen der Truppe zünftig gefeiert werden sollte, war undenkbar.

Zum Glück hatte Wehrleiter Heiko Brauns, der am Vorabend beim Fußballspiel zwischen dem Sportverein Fichte und der Löschtruppe als einziger Blessuren davongetragen hatte, einen Plan B. Genug Fahrzeug dafür gab es ja. Die von befreundeten Wehren aus der Einheitsgemeinde Nienburg, aus Peißen und Könnern angereisten Brandbekämpfer saßen auf und so führte ein Feuerwehrauto-Korso ohne Fußvolk durchs Dorf - unüberhörbar und unübersehbar dank Martinshorn und Blaulicht. „Wir versuchen das Beste daraus zu machen“, sagte Heiko Brauns.

Am 16. November 1926 schlägt die Gründungsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Latdorf. Kurz vorher zum Bürgermeister ernannt, übernimmt Gustav Degener zunächst auch die Leitung der Brandbekämpfer-Truppe, die zunächst 37 Mitglieder zählt. Schon bei folgenden Versammlung am 30. Dezember 1926, wieder im Beckerschen Lokal des Dorfes, wird dann Georg Leyendecker zum Feuerwehrchef gewählt.

Seit drei Jahren leitet Heiko Brauns die Geschicke der 21 Aktiven. Er ist der 18. Wehrleiter in der 90-jährigen Geschichte. Vor ihm am längsten im Amt waren Hermann Hundt (1927 bis 1940), Werner Riedel (1966 bis 1976), Willi Amelang (1976 bis 1986) und Günter Woltemath (1991 bis 2000).

Ein Blick in die Chronik der Einsätze zeigt, dass die Latdorfer nicht nur im eigenen Ort, sondern oft auch umliegenden Dörfern zum Einsatz kommen, beispielsweise in den ersten Jahren nach der Gründung bei Großfeuern in Zuchau (1927), Gerbitz, Dröbel und Poley (1929) sowie Grimschleben (1936).

1942 ist alle Mühe vergebens, als nach einem Blitzeinschlag ein Feuer bei Landwirt Henning nicht gelöscht werden kann. Auch 14 Jahre später sind die Flammen stärker: Nach Brandstiftung durch Kinderhand brennt der Hof von Heinrich Stock nieder. Einer der größten Einsätze der jüngeren Vergangenheit ist im Februar 2007, als der Damm eines Solvay-Kalkteiches bricht und sich 250 000 Tonnen Kalk und Geröll auf die L 73 ergießen.

Das ehemalige Spritzenhaus am Thälmannplatz wird im Jahr 2006 letztmalig saniert. Für heutige Anforderungen ist es viel zu eng.

Die Feuerwehr Latdorf ist stolz auf ihre Nachwuchsarbeit. Sie hat eine Jugendwehr mit acht Mitgliedern sowie eine Kinderwehr. 13 kleine „Löschpiraten“ werden hier von Kinderwart Janine Prange spielerisch an die Arbeit der Brandlöscher herangeführt.

In der Turnhalle hatten die Feuerwehrfrauen derweil die Kaffeetafel vorbereitet und reichlich Kuchen gebacken. An einem zweiten Stand boten die Mitglieder der Kinderfeuerwehr, die „Löschpiraten“, Selbstgebasteltes zum Verkauf an. Schließlich hatte auch Petrus am Nachmittag ein Einsehen, damit die jüngsten Brandbekämpfer in Schauvorführungen demonstrieren konnten, was sie schon alles gelernt haben. Richtig gut kam eine DDR-Modenschau an.

Beim Kommersabend beförderte Heiko Brauns Andreas Heppe zum Oberlöschmeister sowie Julian Brauns und Lukas Weilbeer jeweils zu Feuerwehrmännern. Für Angela Müller, die die Feier federführend organisiert hatte, gab es einen Blumenstrauß und Dankesworte.

Zum abendlichen Tanz mit der Lebenshilfe-Band „Anton“ und Discomusik war die Stimmung prächtig. Nicht nur weil Philip Borchert, Sebastian Müller, Eric Meyer und Robert Bahn einen Feuerwehrtanz in Einsatzkleidung aufführten und Philip Borchert noch seinen Dudelsack spielte. Schließlich hatte die Nienburger Bürgermeisterin Susan Falke (parteilos) zuvor eine frohe Botschaft verkündet: Das langersehnte MLF-Löschfahrzeug ist bestellt und wird in einem halben Jahr geliefert. Weil Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, überreichte das Gemeindeoberhaupt den Kameraden das Auto schon mal als Miniaturmodell. (mz)

Die Schalmeienkapelle Latdorf spielte ihre Lieder unter einem schützenden Zeltdach.
Die Schalmeienkapelle Latdorf spielte ihre Lieder unter einem schützenden Zeltdach.
Ute Nicklisch
Die Feuerwehrfrauen, hier Martina Prange, verkauften in der Turnhalle selbstgebackenen Kuchen.
Die Feuerwehrfrauen, hier Martina Prange, verkauften in der Turnhalle selbstgebackenen Kuchen.
Ute Nicklisch