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Fehlende Schiedsrichter in Sachsen-Anhalt Fehlende Schiedsrichter in Sachsen-Anhalt: Mallorca-Reise als Anreiz?

Von erik schmidt 14.10.2014, 18:26
Ein Schiedsrichter steckt die Rote Karte zurück in seine Tasche.
Ein Schiedsrichter steckt die Rote Karte zurück in seine Tasche. DPA/Symbol Lizenz

aschersleben - Was Mike Klein, Abteilungsleiter beim SV Lok Aschersleben und auch beim Kreisfachverband (KFV) Salzland tätig, sagt, klingt wie ein Horrorszenario, könnte aber bald tatsächlich Realität werden: „Irgendwann wird es so kommen, dass der KFV Fußballspiele absagen muss, weil es an Schiedsrichtern mangelt.“ Die Lage ist ernst. Viele Vereine der Region, so auch die beiden höchstklassigen vom FSV Drohndorf/Mehringen und eben Lok Aschersleben, müssen Strafen zahlen, da sie nicht die geforderte Zahl an Unparteiischen stellen können.

Zur Erklärung: Pro Männermannschaft auf Landesebene muss ein Verein drei Referees melden und für jede auf Kreisebene spielende Männermannschaft sowie jede Großfeld-Nachwuchs- und Frauenmannschaft jeweils einen weiteren. Gelingt dies den Sportgemeinschaften nicht, werden sie in der darauffolgenden Saison zur Kasse gebeten. Bringen sie die geforderte Zahl an Schiedsrichtern auch in den folgenden Spieljahren nicht, erhöht sich die Strafe.

"Altersstruktur ist sehr bedenklich“

„Das trifft im Salzlandkreis auf viele Vereine zu, es gibt in jedem Fall zu wenig Schiedsrichter“, weiß KFV-Präsident Markus Scheibel. Der FSV Drohndorf/Mehringen müsste für sein Landesklasse-Team drei und für die Reserve einen weiteren Unparteiischen stellen. Doch: „Für uns pfeift lediglich ein Schiedsrichter und der auch noch sehr selten“, so Vereinspräsident Norbert Schwab. Immerhin befindet sich aktuell ein Akteur der zweiten Mannschaft in der Ausbildung zum Schiedsrichter. In dieser Hinsicht ist der FSV vielen anderen Vereinen voraus. „Gerade an Nachwuchs hapert es, die Altersstruktur ist sehr bedenklich“, sagt Scheibel.

Je fehlendem Schiedsrichter entsprechend § 13 Ziffer 6 der Spielordnung sind Geldstrafen bis zu folgender Höhe möglich:

a) im ersten Jahr oberhalb der Verbandsliga - 200 €

Verbands- und Landesliga - 160 €

Landesklasse - 100 €

Kreisebene - 80 €

b) im zweiten Jahr

oberhalb der Verbandsliga - 410 €

Verbands- und Landesliga - 310 €

Landesklasse - 200 €

Kreisebene - 160 €

c) ab dem dritten Jahr

oberhalb der Verbandsliga - 620 €

Verbands- und Landesliga - 460 €

Landesklasse - 310 €

Kreisebene - 260 €

d) Bei Verstößen über mehr als vier Spielserien in Folge - Geldstrafe bis zu 2.500 €

Spielverbot für Mannschaften,

Herabstufung in die tiefere Spielklasse.

Selbst Lok Aschersleben fehlen trotz seiner vier Schiedsrichter fünf weitere, weshalb Strafbeträge fällig wurden. „Es ist aber auch verständlich, dass niemand pfeifen möchte, weil man automatisch an allem Schuld ist“, erzählt Mike Klein. Demzufolge müssen Anreize geschaffen werden, um die Schiedsrichterei lukrativer zu machen. Dazu sieht Norbert Schwab nur eine Möglichkeit: „Das kann man einzig mit Geld erreichen, was sich allerdings Vereine wie wir nicht leisten können.“

Strafen alleine bringen nichts

Bei einer ähnlichen Debatte forderte Ulrich Klose, Vorsitzender des Naumburger SV, zur Diskussion über die Verwendung der Gelder, die der jeweilige Verband in dieser Angelegenheit einnimmt, auf. Sein Vorschlag: „Man kann doch einen Fonds bilden, aus dem am Saisonende die Unparteiischen mit den meisten Einsätzen belohnt werden.“ Strafen allein brächten ja auf Dauer nichts. Das verleite die Vereine nur dazu, sich gegenseitig die Schiedsrichter abzuwerben.

Markus Scheibel meint dazu: „Die Gelder werden ohnehin für die Schiedsrichtergewinnung und -weiterbildung eingesetzt, was damit einhergeht.“ Und auch Mike Klein sieht die Strafbeträge bereits jetzt gut angelegt: „Die gehen in vollen Umfang an den Schiedsrichterausschuss, der sie sinnvoll einsetzt. Da habe ich volles Vertrauen.“ Klein bringt sogar einen weiteren, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag ein: „Und wenn sie eine Mallorca-Reise davon organisieren würden, auch das täte den Schiedsrichtern einmal gut, denn viele sind völlig überbelastet.“ Entscheidend wird in den kommenden Jahren sein, Wege zu finden, um neue Schiedsrichter zu rekrutieren, sonst werden Horror-Szenarien bald Wirklichkeit. (mz)