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Ermittlungen nach schwerem Unfall  Ermittlungen nach schwerem Unfall : Sonne scheint von rechts

Von Oliver Müller-Lorey 30.08.2016, 17:23
So muss Sebastian Striegel die Situation vor dem Unfall gesehen haben. Die Sonne blendet jedoch nicht von vorne, sondern scheint von rechts, wie der Schatten am rechten Fahrbahnrand zeigt.
So muss Sebastian Striegel die Situation vor dem Unfall gesehen haben. Die Sonne blendet jedoch nicht von vorne, sondern scheint von rechts, wie der Schatten am rechten Fahrbahnrand zeigt. Engelbert Pülicher

Könnern - Sebastian Striegel muss derzeit viel erklären. Der Hallenser und Landtagsabgeordnete der Grünen hat am Freitag nahe Könnern einen schweren Unfall verursacht - und war zunächst weitergefahren, ehe er die Polizei anrief und umkehrte.

Die Begründung des 35-jährigen Politikers für sein Verhalten: Wegen „unklarer Lichtverhältnisse“ habe er das Auto im Gegenverkehr nicht bemerkt und erst später nach dem Abbiegen auf die Autobahn den Unfall realisiert. Das Opfer, das im Bernburger Krankenhaus behandelt werden musste, ist sich dagegen sicher: „Das kann man nicht übersehen haben.“

Die MZ hat sich deshalb den Ort des Geschehens genauer angesehen - und zwar zur gleichen Tageszeit, zu der sich der Unfall ereignete. Wo stand die Sonne? Wie breit ist die Straße? Welchen Blick hat man im Rückspiegel beim Abbiegen auf die Autobahn?

Der Grünen-Innenexperte hatte am Freitag kurz nach 17 Uhr dem anderen Fahrer beim Abbiegen von der Landesstraße 50 auf die Autobahn 14 die Vorfahrt genommen. Dass Striegel dabei geblendet wurde, ist jedoch fast ausgeschlossen. Wie der Test der MZ vor Ort zeigt, scheint die Sonne um kurz nach 17 Uhr fast im rechten Winkel zur Straße, also aus Richtung Westen. Das Licht kann nur durch die rechten Seitenfenster, aber nicht durch die Frontscheibe, durch die Striegel den entgegenkommenden Wagen hätte erkennen müssen, gefallen sein. Auch Bäume oder Gebäude, die Schatten werfen könnten, gibt es nicht. Die Straße ist an der Unfallstelle dreistreifig, normal breit ausgebaut und schnurgerade - also gut einsehbar.

Tückisch ist die Einmündung jedoch aus einem anderen Grund: Nach dem Abbiegen auf die Autobahnauffahrt haben Fahrer kaum eine Chance, einen Blick zurück auf die Landstraße zu werfen - weder durch Spiegel noch durch einen Schulterblick. Das passt zu der Aussage Striegels, er habe nicht sofort erkennen können, was geschehen war.

Das verunfallte Auto lag in einem etwa zwei Meter tiefen Graben. Außerdem versperren ein Gebüsch und Schilf die Sicht auf die L 50. Für Striegel muss es auf der Auffahrt tatsächlich unmöglich gewesen sein, aus dem Auto heraus zu sehen, was passiert war.

Hätte er aber nicht stoppen können? Ein Anhalten auf der Auffahrt ist zwar schwierig, jedoch nicht unmöglich. Die ersten etwa 20 Meter sind mit einem 1,50 Meter breiten Grünstreifen gesäumt. Danach verhindert eine Leitplanke, dass ein Auto am Rand geparkt wird. Wer hier anhält, blockiert die komplette Autobahnauffahrt.

Der Polizei ist die Einmündung, an der der Unfall passierte, indes nicht als Schwerpunkt bekannt. „Die Geschwindigkeit wird an dieser Stelle aber oft unterschätzt“, so Marco Kopitz, Sprecher des Bernburger Polizeireviers. „Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 70 ist nicht umsonst da“, sagte er. Es komme vor, dass abbiegende Fahrzeugführer gerade noch so vor einem ihnen entgegenkommenden Auto auf die Auffahrt fahren wollten.

Zwar liegen die Ermittlungen derzeit noch bei der Autobahnpolizei Börde, die den Unfall am Freitag auch aufgenommen hatte, doch laut Marco Kopitz kann der Fall auch an die Kollegen in Bernburg abgegeben werden. (mz)

Sebastian Striegel
Sebastian Striegel
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