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Entsorger kontrolliert Restmüll Entsorger kontrolliert Restmüll: Ist die Tonne zu voll?

Von Detlef Anders 02.02.2021, 08:56
Eine von zwei mit Asche beladenen Mülltonnen blieb vor einem Haus in Cochstedt stehen.
Eine von zwei mit Asche beladenen Mülltonnen blieb vor einem Haus in Cochstedt stehen. Frank Gehrmann

Cochstedt - Kann eine Mülltonne zu voll sein? Große Verwunderung erntete Ortschaftsrat Uwe Scheller aus Cochstedt in der jüngsten Ratssitzung, als er berichtete, dass der Kreiswirtschaftsbetrieb des Salzlandkreises vermehrt nachschauen würde, wie voll die Restmülltonnen sind. Diese wurden dann zum Teil stehengelassen, wenn sie zu voll waren, berichtete Scheller seinen Ortschaftsratskollegen.

„Wenn die Tonne voll ist, dann ist sie voll“

Ortsbürgermeister Wolfgang Weißbart wunderte sich: Zu voll könne eigentlich nicht sein, höchstens zu schwer. „Wenn die Tonne voll ist, dann ist sie voll“, meinte er. Scheller erinnerte an frühere Zeiten, in denen an die Mülltonnen - wenn sie voll waren – Banderolen gehängt werden mussten als Zeichen dafür, dass die Entleerung bezahlt war.

Wenn jemand mehr Müll hat, dann muss eben mehr bezahlt werden, „aber dass die Tonnen ganz stehen bleiben, das geht eigentlich nicht“, urteilte Uwe Scheller.

Hecklingens Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH) kannte ein solches Vorgehen noch nicht. Er berichtet allerdings von einem Nachbarn, der an seiner braunen Tonne schon mal einen Zettel hatte. Der habe zu viel Biomüll drin gehabt und musste da etwas rausnehmen.

Mit dem Abfallentsorger direkt in Verbindung setzen

Cochstedts Ortsbürgermeister Wolfgang Weißbart riet dazu, sich mit dem Abfallentsorger direkt in Verbindung zu setzen. Jeder habe außerdem einen Abfallkalender in dem die Ansprechpartner und Telefonnummern zu finden sind.

„Zu voll, das erschließt sich mir erst einmal nicht“, sagte auch Uwe Epperlein. Wolfgang Weißbart erklärte, „ich schaffe es nicht, alle 14 Tage eine volle graue Tonne rauszustellen“. Uwe Scheller wandte ein, wer aber einen Kamin hat und viel Asche, der hat die Tonne eben schnell voll. Weißbart riet zur Information beim Abfallverband.

Uwe Scheller verwies auf MZ-Nachfrage darauf, dass die Bewohner des Zweifamilienhauses auf der einen Seite einen Kohlebeistellherd haben, bei dem im Winter Asche anfällt. Die zweite Wohnung werde sogar ausschließlich mit Festbrennstoffen beheizt. Und als beide Haushalte ihre Tonnen rausstellten, wurde nur eine der beiden Behälter geleert.

Sollten die Bewohner also ihre Asche im Haus zwischenlagern und die Tonne dann im Sommer damit befüllen, wenn weniger Müll anfällt?

Marko Jeschor, der Pressesprecher des Salzlandkreises, beantwortet die Frage nicht. „Die tatsächliche Anzahl der im Haushalt lebenden Personen unterschied sich bis zu Ihrer Anfrage von den dem Kreiswirtschaftsbetrieb Salzlandkreis gemeldeten Personen“, erklärt Jeschor die Ursache dafür, dass nur eine Tonne geleert wurde. „Entsprechend der Abfallgebührensatzung hat der Kreiswirtschaftsbetrieb mittlerweile ein entsprechend geändertes Volumen zur Verfügung gestellt. Insofern sollte es jetzt keine Irritationen mehr geben“, teilt Jeschor mit.

Bei den Cochstedter Familien hat sich allerdings bislang nichts spürbar geändert. Vielleicht merken sie es ja, wenn sie bei der nächsten Abholung wieder zwei Tonnen rausstellen.

Daten sollten abgeglichen werden

Beim Kreiswirtschaftsbetrieb seien für das betreffende Wohnhaus nur zwei Bewohner gemeldet gewesen, berichtet Marko Jeschor auf Nachfrage. „Wir waren schon immer zwei Familien“, wundert sich einer der betroffenen Hausbewohner auf MZ-Anfrage. Vielleicht sollte der Kreiswirtschaftsbetrieb seine Daten doch mal mit den Einwohnermeldeämtern abgleichen wie es im Harz passiert.

Dort gibt es eine Personengrundgebühr und zusätzlich eine Entleerungsgebühr. Die Entleerungen werden über ein Identsystem an den Mülltonnen erfasst. Das animiert die Harzer zur Abfallvermeidung.

Salzlandkreis ist absolute Spitze beim Müllaufkommen

Der Salzlandkreis ist der einzige Landkreis, der nicht über seine Gebühren zur Müllvermeidung beiträgt, berichtete die MZ schon vor zwei Jahren. Im Salzland wird die schwarze Tonne alle 14 Tage geleert - egal, ob voll oder nicht. Jeder Einwohner muss dafür eine Pauschalgebühr zahlen. Laut Abfallbilanz des Landes ist der Salzlandkreis dadurch jedes Jahr aufs Neue absolute Spitze beim Hausmüllaufkommen.

Laut letzter verfügbarer Abfallbilanz von 2018 werden im Salzlandkreis 206 Kilogramm Hausmüll je Einwohner produziert, im Kreis Salzwedel nur 84 und im Landesdurchschnitt 143. Der Kreis liegt damit 44 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Aber es gibt im Kreistag eine Debatte, hier etwas zu ändern, etwa über ein Identsystem, berichtete Marko Jeschor. (mz)