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An der Elbe entlang Eine abwechslungsreiche Tour von Barby nach Pretzien

Was es unterwegs alles zu sehen gibt.

Von Kurt Großkreutz 12.09.2021, 15:00
Zu Beginn der Tour wird die alte Eisenbahnbrücke bei Barby überquert.
Zu Beginn der Tour wird die alte Eisenbahnbrücke bei Barby überquert. Fotos (2): grosskreutz

Aschersleben/MZ - Die Fahrradsaison ist in vollem Gange. Dieser Artikel ist eine Anregung für einen Ausflug, der für die Radler aus Aschersleben und Umgebung sicher eine willkommene Abwechslung darstellt, ohne unsere Region verlassen zu müssen.

Allerdings muss man sich dem Tourenausgangspunkt Barby mit einem anderen Verkehrsmittel als dem Rad nähern. Leider bieten die öffentlichen Verkehrsmittel nur eine strapaziöse Kombination aus Bahn und Bus an, um Barby zu erreichen. Die Anreise mit dem Kraftfahrzeug und einem Rad als Huckepack ist deshalb empfehlenswert, denn Barby hat seit 2003 keine Bahnanbindung mehr. Dafür bietet Barby mit seinem Schloss, der Elbefähre und dem historischen Stadtzentrum einiges, um nach der Ankunft den Ort zu erkunden.

Start vom Marktplatz in Barby

Vom Marktplatz Barby aus erreichen wir in wenigen Minuten das Elbufer und müssen eine Entscheidung treffen. Der Elberadweg verläuft hier auf beiden Seiten der Elbe. Die reizvollere Strecke ist ohne Zweifel die gegenüberliegende (östliche) Elbeseite, die auch Gegenstand unserer Wegbeschreibung sein soll. Wir müssen also auf die andere Seite der Elbe und haben zwei Möglichkeiten. Entweder nutzen wir die Fähre von Barby, die gut ausgeschildert und nicht zu verfehlen ist oder die ausgediente Eisenbahnbrücke nördlich von Barby.

Wir haben uns für die Eisenbahnbrücke entschieden, denn das 757 Meter lange Viadukt aus dem Jahr 1910 gleicht einer historischen Galerie mit Seeblick. Mit vielen historischen Abbildungen erfahren wir sehr detailliert von der Eisenbahnromantik und Brückenbaukunst der Ingenieure bis hin zur Sprengung im Zweiten Weltkrieg. Während das Bauwerk einst Bestandteil der sogenannten strategischen Kanonenbahn Berlin – Metz war, ist es nun nur noch ein Baudenkmal und für Radfahrer und Fußgänger bestimmt.

Seltener Auenwald

Haben wir die Brücke überquert und die gegenüberliegende Elbeseite erreicht, bietet sich uns ein selten gewordener Auenwald als Refugium für Mensch, Tier und Pflanzenwelt. Als Radfahrer kann man sich für die nächsten 2,5 Kilometer an dem schattenspendenden Abschnitt des Elberadweges erfreuen. Außerdem ist die Piste sehr gut ausgeschildert und präpariert. Nun wird der Blick frei auf die Elbniederungen. Wir passieren den Campingplatz am Prödeler See mit Imbissgelegenheit und gelangen im großen Bogen in den kleinen Ort Dornburg. Das Dorf hat lediglich etwa 250 Einwohner, dafür aber ein stattliches Schloss. Die Geschichte des Schlosses liest sich spannender als jeder Krimi. Doch leider gibt es noch kein Happy End, denn die gewaltige Anlage steht leer, seitdem das Landesamt für Archäologie als letzter Nutzer ausgezogen ist. Man muss sich derzeit mit einer Besichtigung von außen zufrieden geben oder die Gelegenheit zum Tag des offenen Denkmals nutzen.

Das  Schloss in Domburg  steht derzeit leer.
Das Schloss in Domburg steht derzeit leer.
Foto: Großkreutz

Arnsteiner als Burgherren

Die erste befestigte Anlage stammt aus dem 12. Jahrhundert. Ab 1240 waren die Grafen von Arnstein Burgherren, die von hier aus versuchten, ihre westelbischen Besitzungen nach Osten hin auszuweiten. Es war genau das Adelsgeschlecht, das 1135 unweit Ascherslebens den Arnstein im Einetal errichten ließ. Immerhin hat das Dorf zwei Gaststätten, was für die durstigen Radfahrer ein guter Grund zum Verweilen ist.

Als letzte Etappe für unseren Tourenvorschlag soll das Pretziener Wehr angesteuert werden. Dafür müssen wir den Elberadweg nicht verlassen, sondern können den beliebtesten Fernradweg Deutschlands weiter nutzen. Allerdings müssen wir uns dafür vorerst von der Elbe wegbewegen, um das berühmte technische Meisterwerk zu erreichen. Es wurde von 1869 bis 1975 zum Schutz der Städte Magdeburg und Schönebeck vor Hochwasser der Elbe errichtet.

Wenig bekannt ist wohl der Umstand, dass auch 3.000 französische Kriegsgefangene des Deutsch-Französischen Krieges für den Bau der Anlage eingesetzt wurden. Bis zur vorläufig letzten Öffnung des Wehrs beim Elbhochwasser am 3. Juni 2013 wurde es über 60 Mal in Anspruch genommen.

An unserem Etappenendziel angelangt, stellt sich die Frage, wie man weiter verfahren soll. Würde man den gleichen Weg zurück radeln, hätte man eine Strecke von 32 Kilometer zurückgelegt. Etwas variieren könnte man die Rückfahrt, indem man in Plötzky nicht die Eisenbahnbrücke zur Elbquerung, sondern die Fähre nutzt. Das würde die Gesamtstrecke auf etwa 34 Kilometer verlängern. Wer aber noch lange nicht genug hat, dem sei ein Rundkurs über Schönebeck empfohlen. Das wäre eine Gesamtstreckenlänge von etwa 50 Kilometer. Immerhin kann man ja auf beiden Seiten der Elbe den Radweg nutzen.