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Fußball Ehemalige Fußballer von Motor Aschersleben treffen sich: Erinnerung an Aufstieg 1959

Von Detlef Anders 24.10.2019, 11:56
Peter Thill, Manfred Petri und Klaus Ermisch (v. li.) blättern in der Motor-Chronik, die Ursula Geelhaar einst für ihren Mann anfertigte.
Peter Thill, Manfred Petri und Klaus Ermisch (v. li.) blättern in der Motor-Chronik, die Ursula Geelhaar einst für ihren Mann anfertigte. Frank Gehrmann

Aschersleben - 60 Jahre ist es her, dass die Fußballer von Motor Aschersleben Bezirksmeister des DDR-Bezirkes Halle wurden und in die 2. DDR-Liga aufstiegen. 1.500 Zuschauer waren damals im Schnitt bei den Heimspielen. Der Aufstieg und viele andere Erlebnisse schweißten die Männer zusammen.

Ihr damaliger Trainer Karl Falk hatte Wert darauf gelegt, dass Partnerinnen und Spielerfrauen einbezogen wurden. So blieb das Zusammengehörigkeitsgefühl über Jahrzehnte bestehen. Jedes Jahr treffen sich die Familien der Fußballer, die 1957 den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft hatten, und schwelgen in den Erinnerungen.

„Wir sind alle über 80. Irgendwann werden wir abgerufen“, sagt Klaus Ermisch aus Mehringen

Es sind schöne Stunden im Rosen-Cafe Aschersleben. Doch immer wieder müssen sie Abschied nehmen von einem oder einer aus ihrer Runde. „So ist das Leben, wir sind alle über 80. Irgendwann werden wir abgerufen“, meint Klaus Ermisch aus Mehringen. 1994 hatten sie das erste Treffen in Mehringen zum 35-jährigen Aufstiegsjubiläum in die 2. DDR-Liga. Seitdem jedes Jahr.

Klaus Ermisch war im ersten Aufstiegsjahr 1957 noch gar nicht dabei. Karl Falk hatte den damals 17-jährigen Torwart nach dem Aufstieg von seinem Heimatverein aus Mehringen geholt. Da der damalige Stammtorhüter gerade in höhere Ligen abgeworben worden war, rückte Ermisch nach und wechselte sich mit Peter Thill fortan im Kasten ab.

Thill hat das Treffen wieder mitorganisiert. Bei jedem aus dem Team rief er mehrfach an, lobt Ermisch. Bis 2005 war Thill sogar noch als Trainer im Jugendbereich aktiv. „Fußball war sein Leben, ich kam hinterher“, meint Edeltraud Thill lachend.

Seit 1994 treffen sich die  ehemaligen Fußballer in Aschersleben

Mit 85 Jahren ist Manfred Petri der älteste an diesem Nachmittag. Er wohnt mit seiner Frau seit vielen Jahren im Harz, in Neudorf. Alle bedauern, dass der Fußball, der sie zusammenschweißte, in Aschersleben heute kaum noch eine Rolle spielt.

„Aber Aschersleben hat ja anderes zu bieten“, sagt Gudrun Petri, einst als Volleyballerin im DDR-Oberliga-Team Ascherslebens und Nationalspielerin, mit Hinweis auf die Basketballer mit ihrem Enkel. Der Tigers-Teamkapitän Sebastian Harke spielt gerade bei den Military World Games in China für das deutsche Nationalteam.

An dem Nachmittag wird über Trainingslager und Ausflüge mit den Frauen gesprochen. „In Wünsdorf bei Berlin hatten wir mal ein Länderspiel“, heißt es. So richtig mit einer Kapelle, die die Nationalhymnen der DDR und der Sowjetunion spielte.

Wie das Spiel gegen die Soldaten der Streitkräfte ausging, weiß keiner. Nur wie die Feier danach war. Werner „Kulle“ Reer hatte bei der Feier mit den Offizieren die seinem Trainer gegebenen Wodka-Gläser austrinken müssen, heißt es. Mit fatalen Folgen… Und Klaus Ermisch fällt die Geschichte seiner Wette in Schwerin ein, als er am Ende fünf Mostrich-Gläser auslöffeln musste. „Da war mir hundeelend.“

Erinnerungen an eine Feier mit Fußballern aus der Sowjetunion

Ursula Geelhaar führt seit vielen Jahren die Chronik der Motor-Mannschaft. Strahlende Gesichter von vielen Treffen sind da zu sehen. 27 waren sie noch 2001, doch seitdem werden es weniger.

Margit Planeck ist neben Team-Chronistin Ursula Gehlhaar als Frau allein beim Treffen. Reinhard und Joachim, die Männer der beiden Frauen, hatten schon als Pimpfe zusammen in Aschersleben Fußball gespielt. „Er hat sich immer dazugehörig gefühlt“, sagt Margit Planeck über ihren Mann. Und sie ergänzt, „ich fühle mich bei den Fußballern immer wohl“.

Motor Aschersleben spielte übrigens drei Jahre lang in der Staffel 3 der 2. DDR-Liga bis zu deren Auflösung 1963. Das Motor-Team pendelte später zwischen der Bezirksklasse und Bezirksliga. (mz)