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Das stille Jubiläum  Das stille Jubiläum : Kein Feuerwerk nur Grüße über WhatsApp

Von Regine Lotzmann 05.06.2020, 07:56
Um das Heimatfest zu retten, wurde ein Verein gegründet. Das war genau vor zehn Jahren.
Um das Heimatfest zu retten, wurde ein Verein gegründet. Das war genau vor zehn Jahren.  Fotos (2): Frank Gehrmann

Frose - Fotos von damals? „Nein, die gibt es nicht“, schüttelt Gerald Klimt bedauernd den Kopf. Für die Froser war die Vereinsgründung vor genau zehn Jahren nichts Historisches, sondern etwas, das eben sein musste. „Sonst hätte es in Frose kein Heimatfest mehr gegeben. Und das ist eine Tradition, die dem Ort unbedingt erhalten bleiben sollte“, findet Gerald Klimt.

Der 51-Jährige ist inzwischen seit zehn Jahren der Chef des damals gegründeten Heimatvereins. Einer Truppe von 42 engagierten Leuten, die sich der Brauchtumspflege verschrieben hat. Dazu gehört aber nicht nur das im Ort geliebte Heimatfest. „Das zweite war übrigens gleich die 1075-Jahr-Feier, eine richtige Herausforderung, doch zum Glück hat alles funktioniert“, freut sich der Vereinschef.

Vieles mit dem Platz der Begegnung verbunden

Weitere alte Traditionen, die der Heimatverein wieder aufleben ließ, sind eng mit dem neugestalteten Platz der Begegnung verbunden, der mitten im Ort und direkt neben der jahrhundertealten Stiftskirche liegt. „Wir sollten ein Konzept erstellen, wie wir ihn beleben können“, sagt Gerald Klimt.

Und so wird nun seit einigen Jahren wieder ein Maibaum aufgestellt - mit grün-weißen Bändern, den Farben des Ortes. Verbunden wird die alte Tradition am 30. April mit einem Walpurgisfeuer und einem Kinderfest am nächsten Tag.

Im Winter schmücken dann die Kindergartenkinder den auf dem Platz aufgestellten Weihnachtsbaum und der Verein veranstaltet ein Anglühen: ein abendliches Beisammensein der Bürger mit gemütlichen Feuerschalen und heißem Glühwein.

Alte Schule und Wasserturm: „Aber für eine Sanierung hat das Geld nicht gereicht.“

Eigentlich wollte der Verein auch der alten Schule, in der Generationen von Frosern das Abc erlernten, wieder Leben einhauchen. „Ein kleines Museum sollte es werden, mit Toiletten und Kaffeestube für die Touristen, die die Stiftskirche besuchen.“ Denn die gehört zur Straße der Romanik. „Aber für eine Sanierung hat das Geld nicht gereicht.“  Nun bröckelt das alte Schulhaus vor sich hin.

Ebenfalls kein Glück hatte der Verein beim Wasserturm, einem der Wahrzeichen des Ortes. „Jedenfalls haben wir den ganzen Dreck rausgeschafft, wir wollten ihn wieder begehbar machen, aber das haben wir bis heute nicht hinbekommen“, bedauert Gerald Klimt. Der rostige Wasserkessel, die alte Bausubstanz - da bestand immer die Gefahr, dass irgendetwas runterfällt. „Und auch hier ist für eine Sanierung kein Geld da.“

„Es ist schade, dass wir nicht weitergekommen sind“

Doch drei Jahre lang hatte der Verein den Turm zum Tag des offenen Denkmals öffnen können, so dass Interessierte wenigstens einen Blick hineinwerfen konnten. Rundum waren Zelte aufgestellt. Es gab eine Ausstellung, leckeres Essen und selbstkreierte Anstecker mit dem Wasserturm darauf.

„Es ist schade, dass wir nicht weitergekommen sind“, meint der Vereinschef, dessen Leute sich jetzt gemeinsam mit Rita Heuke um das Heimatmuseum des Ortes kümmern. Das befindet sich auf dem Dachboden des Bendix-Stiftes. „Wir haben den Museumshof in Ordnung gebracht“, erzählt er von der alten Remise mit Landwirtschaftsgeräten. „Und helfen auch oben mit.“

„Wir haben uns dann in unserer WhatsApp-Gruppe zum Zehnjährigen gratuliert“

Auch für das Jubiläumsjahr hatten die Froser Pläne. Zum Kinderfest am 1. Mai sollte es ein Karussell für die Kleinen geben, zur Jahreshauptversammlung Gäste eingeladen werden. „Und das Heimatfest wollten wir richtig schön machen - mit Feuerwerk zu unserem Geburtstag.“ Doch all das wird es in diesem Jahr nicht geben. „Wir haben uns dann in unserer WhatsApp-Gruppe zum Zehnjährigen gratuliert. Das war alles. Wir durften uns ja nicht sehen“, erklärt Gerald Klimt, dass die Vereinsarbeit in Corona-Zeiten - bis auf die Arbeit mit den Absagen - zum Erliegen gekommen ist.

„Ich hatte überlegt, den Maibaum aufzustellen, ganz ohne Feier, so als Lebenszeichen - doch mit zwei Leuten hätte das nicht funktioniert.“ Auch das Heimatfest fällt komplett aus (Siehe Infobox). „Mit dem 3. Oktober bleibt aber noch ein kleiner Hoffnungsschimmer - da wollen wir die 30-jährige Partnerschaft mit Holzappel feiern. Das haben wir noch nicht aufgegeben.“ (mz)

Das Glühweintrinken ist ein weiterer Höhepunkt für das Dorf.
Das Glühweintrinken ist ein weiterer Höhepunkt für das Dorf.
Thomas Tobis
Mit dem Maibaum-Aufstellen hat der Verein eine weitere alte Tradition belebt.
Mit dem Maibaum-Aufstellen hat der Verein eine weitere alte Tradition belebt.
Gehrmann