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Pflanzentechnologie Biotechcampus Gatersleben Salzlandkreis: Inhteressenten für Meisterkurs Pflanzentechnologie schauen sich um

Von Regine Lotzmann 17.05.2019, 11:06
Ab Herbst wird es in Gatersleben den deutschlandweit ersten und einzigen Meisterkurs für Pflanzentechnologen geben. Die Interessenten dafür haben sich jetzt vor Ort umgeschaut und den Biotech-Campus erobert.
Ab Herbst wird es in Gatersleben den deutschlandweit ersten und einzigen Meisterkurs für Pflanzentechnologen geben. Die Interessenten dafür haben sich jetzt vor Ort umgeschaut und den Biotech-Campus erobert. Alexander Schlichter

Gatersleben - Gerald Fiedler ist einer der Ersten im Raum, der schon bald dicht gefüllt ist. Hier, in dem hellen Zimmer mit der großen Glasfront auf dem Gaterslebener Biotechcampus, sollen ab Herbst deutschlandweit die ersten Meister der Pflanzentechnologie ausgebildet werden.

Wie genau das ablaufen soll, welche Voraussetzungen dafür zu erfüllen sind, das konnten die Interessenten jetzt bei einem Treffen vor Ort erfahren.

Fiedler hatte es dafür nicht allzu weit. Denn der Versuchsfeldtechniker aus Bad Suderode arbeitet im Gaterslebener Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), das neben weiteren Start-up-Unternehmen der grünen Biotechnologie zum Biotechpark gehört.

Absolventen des Meisterkurses können anschließend Lehrlinge ausbilden und Entscheidungen treffen

„Ich möchte in der Branche einfach am Ball bleiben, den Horizont erweitern“, begründet der 29-Jährige sein Interesse an dem Meisterkurs und gibt auch ganz unumwunden zu: „Und natürlich möchte ich auch mal mehr Geld verdienen.“

Das IPK soll dabei sein Arbeitsort bleiben, wo er, wenn er die Ausbildung bestehen würde, dann auch Lehrlinge ausbilden, die Arbeit einteilen und Entscheidungen treffen könnte.

Genau dafür ist die Weiterbildung auch gedacht, sagt Stefan Lütke Entrup vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter, der den Vorbereitungskurs gemeinsam mit der Ländlichen Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt ab November anbieten will.

Den Einsatz der Absolventen sieht er in den Führungsetagen der gesamten Pflanzenproduktion. Als Leiter von Laboren etwa oder von Zuchtstationen.

Fachwissen über Feldversuche, Züchtungstechniken und Molekularbiologie wird vermittelt

In einer dreijährigen Ausbildung können die Pflanzentechnologen, Landwirte und Gärtner sich dafür in ihrem Fach weiterbilden. Was ein anspruchsvolles Unterfangen ist. „Denn hier gibt es ein breites Berufsbild vom Feldversuchswesen über alle Züchtungstechniken bis hin zum Molekularbiologie-Labor“, sagt Referentin Dorothea Borchardt.

Dazu sollen die Absolventen etwas über Betriebs- und Unternehmensführung lernen und erfahren, wie junge Leute ausgebildet und Mitarbeiter motiviert werden. „Denn Meister zu sein heißt nicht, meisterlich zu pflügen, sondern komplexe Aufgaben organisieren und bewältigen zu können“, findet Borchardt.

„Seit einigen Jahren haben wir im Verband schon erkannt, dass es kein Selbstläufer ist, guten Nachwuchs in unserer Branche zu bekommen“, sagt Stefan Lütke Entrup. So waren die Pflanzenzüchter auf Karrieretagen unterwegs, überarbeiteten die über 50 Jahre alte Ausbildungsordnung und schufen einen neuen Ausbildungsberuf.

Ausbildung zum Pflanzentechnologen ist in 30 Betrieben in Deutschland möglich

Seit 2013 können sich junge Leute jetzt in 30 Betrieben, darunter dem IPK, zum Pflanzentechnologen ausbilden lassen. Allerdings verlangte das Landwirtschaftsministerium dafür, dass sich der Verband auch um die Fortbildung kümmert. Deshalb gibt es jetzt den Meisterkurs in Gatersleben.

„Für diesen Standort haben wir uns nicht umsonst entschieden“, sagt Jürgen Held, der beim Bundesverband für die Fortbildung zuständig ist und so die Interessenten gemeinsam mit Dieter Lemme vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt über Inhalte und Abläufe des Kurses und der Prüfungen informiert.

Held schwärmt von Gatersleben. Denn hier gebe es mit den grünen Unternehmen am Campus verlässliche Ausbildungspartner und eine gute Infrastruktur. Das findet auch Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer, die die angehenden Meisterkurs-Absolventen persönlich im Seeland begrüßt.

„Es war ein langer Weg, alle Verantwortlichen zu überzeugen, dass Gatersleben genau der richtige Standort für diesen Kurs ist. Aber bessere Rahmenbedingungen kann man nirgendwo finden“, sagt sie mit Blick auf den 2006 gegründeten Biotechpark und den Verbund zahlreicher Unternehmen der Branche.

Erster Meisterkurs ist auf 25 Teilnehmer begrenzt

„Den ersten Meisterkurs haben wir auf 25 Teilnehmer begrenzt, aber es sieht so aus“, sagt Ulrike Amoruso-Eickhorn, die Pressesprecherin des Bundesverbandes, und schaut sich in dem Konferenzzimmer um, „dass wir den gut voll bekommen.“

Und auch Jürgen Held ist guter Dinge. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, sagt er zwar zu den jungen Leuten. „Wir werden aber alles daransetzen, dass Sie so vorbereitet in die Prüfungen gehen, dass Sie die ersten Pflanzentechnologiemeister Deutschlands sein werden.“ (mz)