Basketball-1. Regionalliga Basketball-1. Regionalliga: Schwarz wie das Jackett

Aschersleben - Dass Michael Opitz sein Jackett ablegte, hatte Symbolcharakter. Sieben Minuten waren im Spitzenspiel zwischen den Aschersleben Tigers und dem SSV Lok Bernau am Samstagabend noch zu spielen. Die Gastgeber lagen vor knapp 600 Zuschauern im Ballhaus mit acht Zählern zurück. Nun sollte seine Mannschaft noch einmal kämpfen. Es war Zeit, die Ärmel hochzukrempeln. Doch: „Am Ende“, meinte Opitz nach der Partie, „fehlten uns einfach die Körner.“ Die Aschersleben Tigers mussten sich vor heimischem Publikum mit 77:94 geschlagen geben, verloren dadurch nicht nur den zweiten Tabellenplatz, sondern auch den direkten Vergleich - und endgültig den Anschluss zu Spitzenreiter Wolfenbüttel.
Ex-Tiger stark in Hälfte eins
Mit sechs Punkten Vorsprung hatte Aschersleben Ende September in Bernau gewonnen, 80:74 hieß es damals für die Tigers. Am Samstagabend gewann Lok nun mit 15 Zählern Differenz. „Das Ergebnis ist am Ende etwas zu hoch ausgefallen“, gab Gästetrainer René Schilling zu, „es kam einfach dadurch zustande, dass Aschersleben am Ende gefoult hat.“ Die Tigers hofften, dass Bernau von der Freiwurflinie Nerven zeigen würde. Tatsächlich aber waren es die Gastgeber, die zwölf Freiwürfe nicht nutzen konnten. „Daran kann man sicher ein bisschen was drehen“, meinte Coach Opitz, der ansonsten voll des Lobes für seine Mannschaft war: „Ich bin sehr stolz auf das Team. Wir haben alles versucht, um den Ausfall von Sebastian Harke zu kompensieren.“
Der Kapitän hatte sich am Montag im Training verletzt. Die Diagnose: Außenbandanriss und Kapselverletzung, drei bis fünf Wochen Pause. „Das Fehlen von Sebastian hat es für uns sicher einfacher gemacht“, meinte Lok-Trainer Schilling, der zu Beginn aber sah, wie Harke-Vertretung Karl Democh die ersten sechs Tigers-Punkte erzielte. Mit seinen 14 Zählern war der 20-Jährige zweitbester Werfer seiner Mannschaft, die nach den ersten zehn Minuten mit sieben Punkten in Rückstand lag (20:27). Bernau schaltete schnell um. Angeführt von Topscorer Pierre Darell Bland, der 21 Punkte verbuchen konnte, suchte Lok nach Ballgewinnen immer wieder rasant den Weg nach vorn. Dort vollendete in Halbzeit eins oft ein in Aschersleben bestens bekannter Mann: Ex-Tiger Julius Zurna hatte am Samstagabend augenscheinlich richtig Lust auf Basketball. 13 Punkte standen schon zur Halbzeit auf seinem Konto, am Ende sollten es 15 sein. „Bei uns lief heute sehr viel zusammen“, übte sich René Schilling, dessen Mannschaft zur Halbzeit mit 46:41 führte, nach dem Schlusspfiff in Bescheidenheit. „Aschersleben hat es uns schwer gemacht“, sagte er. Im Gegensatz zur 99:86-Niederlage gegen Spitzenreiter Wolfenbüttel Ende November, als die Tigers starken Basketball spielten, der Gegner einfach noch besser war, gab es am Samstagabend schon dieses Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre. Bernau hatte eine ausbaufähige Dreierquote von 30 Prozent vorzuweisen, Aschersleben traf mit 22 Prozent allerdings noch schlechter.
Nur 13 Sekunden lang geführt
Dann war da die verbesserungswürdige Freiwurfquote und der Fakt, dass Bernau 39 Minuten und 17 Sekunden in Führung lag, während die Tigers lediglich 13 Sekunden, gleich zu Beginn des Spiels, in Front lagen. „Auch wenn es mir nicht leicht fällt, das zu sagen, aber Bernau hat sich hier heute perfekt präsentiert und verdient gewonnen“, sagte Coach Opitz.
Vor dem letzten Viertel durften sich die Tigers-Fans zwar noch Hoffnungen auf den elften Saisonsieg machen, mit 58:67 lagen die Gastgeber zurück. Und auch, als sich Michael Opitz von seinem Jackett trennte, war noch alles drin. Doch: „Uns hat heute auch einfach das Wurfglück gefehlt“, meinte der Tigers-Trainer. Andrew Jones avancierte mit 18 Zählern zum besten Werfer seines Teams, traf dabei aber nur vier seiner 17 Versuche aus dem Feld. Aschersleben musste sich vom zweiten Tabellenplatz und vorerst auch vom vielleicht insgeheim gehegten Aufstiegstraum verabschieden. Die kommenden Wochen müssen zudem ohne Kapitän Harke überstanden werden. Für die Tigers und Trainer Opitz war es am Ende ein Abend, so schwarz wie sein Jackett. (mz)