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Bahnhof unterm Hammer Bahnhof unterm Hammer: Nur 1.500 Euro für 145 Jahre altes Haus

Von Regine Lotzmann 17.05.2017, 07:55
Das 150 Jahre alte Empfangsgebäude ist verrammelt und verriegelt. Ob sich das bald ändern wird?
Das 150 Jahre alte Empfangsgebäude ist verrammelt und verriegelt. Ob sich das bald ändern wird? Frank Gehrmann

Frose - Vom Schloss Seeburg bis zur Bahnmeisterei in Bismark werden am 19. Mai in Leipzig 15 außergewöhnliche Immobilien aus Sachsen-Anhalt unter den Hammer kommen - darunter auch der Froser Bahnhof.

Das aus dem Jahr 1872 stammende Empfangsgebäude ist seit langem verriegelt und verrammelt und fristet ein trauriges Dasein. Vom alten Glanz kaum eine Spur.

Früher war Frose ein wichtiger Knotenpunkt

Dabei war das Froser Areal einmal Knotenpunkt und Umsteigebahnhof, auf dem selbst Eilzüge Halt machten. Von hier aus ging es in Richtung Halle, Halberstadt und in den Harz. Inzwischen ist die Strecke nach Gernrode aber lange gekappt, müssen Bahnreisende, die Richtung Aschersleben möchten, erst umständlich den Weg über die Schranken nehmen, um auf den Bahnsteig 2 zu gelangen.

Für die Reisenden gibt es dort ein paar überdachte Sitzplätze. Denn das einstige Empfangsgebäude ist vernagelt und zugesperrt.

Warum die Bahn gerade jetzt verkaufen will und welche Anstrengungen sie im Vorfeld unternommen hat, war nicht zu erfahren. Eine entsprechende MZ-Anfrage blieb unbeantwortet.

Mindestangebot für Bahnhof Frose liegt bei 1.500 Euro

Doch nun steht das Areal samt 150 Jahre altem Empfangsgebäude, Wasserturm, Werkstattgebäude und Kopframpe am Freitag zum Verkauf - während der Sommerauktion der Sächsischen Grundstücksauktionen AG im nh-Hotel Messe Leipzig. Das Mindestgebot dafür liegt bei 1.500 Euro.

„Ich wusste, dass der Bahnhof zum Verkauf steht“, erklärt Froses Ortsbürgermeister Mario Kempe. „Und ich würde mir wünschen, dass ihn jemand bekommt, der ihn wieder aufbaut, vielleicht ein Wohnhaus draus macht“, sagt der Ortschef.

Gebäude war ein Wahrzeichen

Denn das Bahnhofsgebäude gehört schließlich zum Ort, ist eine Art Wahrzeichen. Und das Erste, was Bahnreisende im Dorf zu Gesicht bekommen. Die Kommune könne das Backsteingebäude aber nicht selbst übernehmen. Dafür sind die Kassen zu leer.

„Und die Frage wäre auch, was würde die Stadt damit machen?“ Die Vereine des Ortes seien bald alle unter. „Und ich wüsste auch nicht, wem wir das anbieten könnten“, meint Mario Kempe.

Die Devise der Stadt Seeland sei ohnehin: So viele Gebäude wie möglich privatisieren. „Damit wir“, so der Ortsbürgermeister, „die Dinge, die wir dann noch in Stadteigentum haben, auch erhalten können.“

Wunsch, die Ruine wieder zu beleben

„Ich finde das grundsätzlich sehr positiv, dass die Bahn das Gebäude verkaufen will und da endlich Bewegung reinkommt“, stimmt Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer zu. Sie hofft, dass ein neuer Besitzer eine Bereicherung für den Ort darstellt.

„Ich wünsche mir jemanden, der die Ruine belebt - und vielleicht passt es auch noch in unser touristisches Konzept. “ Positive Beispiele gebe es viele, spricht sie von alten Bahnhöfen, die zu Wohnhäusern umgebaut wurden oder in denen es kleine Geschäfte und Museen gibt.

Und nennt auch das Schrankenwärterhäuschen gleich nebenan, das nun in Privathand ist und saniert wird. Dass der Bahnhof abgerissen wird, glaubt die Bürgermeisterin nicht. Denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz. „Es kann also nur besser werden.“ (mz)