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Sachsen Sachsen: Sechs Männer wegen Mord an Obdachlosen vor Gericht

06.12.2011, 08:48
Die sechs Angeklagten nehmen mit ihren Verteidigern im Gerichtssaal des Landgerichtes Leipzig ihre Plätze ein. (FOTO: ZB-FUNKREGIO)
Die sechs Angeklagten nehmen mit ihren Verteidigern im Gerichtssaal des Landgerichtes Leipzig ihre Plätze ein. (FOTO: ZB-FUNKREGIO) dpa-Zentralbild

Leipzig/Oschatz/dpa. - Wegen des gewaltsamen Todes einesObdachlosen in Oschatz (Nordsachsen) stehen seit Dienstag sechsMänner vor dem Landgericht Leipzig. Fünf Männer im Alter von 16 bis27 Jahren sind wegen Totschlags angeklagt, ein 36-Jähriger muss sichwegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. OberstaatsanwältinClaudia Laube sagte, die Bande habe das 50 Jahre alte Opfer Ende Mai2011 mindestens 30 Mal getreten, bis dieses blutüberströmt am Bodenlag. Dem Mann wurde der Schädel regelrecht zertrümmert, Nasenbein undKieferknochen brachen. Danach ließen sie ihn in einem Wartehäuschenam Südbahnhof zurück. Er starb wenige Tage nach der brutalen Attacke.

Die Verhandlung wurde unmittelbar nach der Anklageverlesungvertagt. Erst im Februar soll der Prozess richtig losgehen. DasGericht hatte den kurzen Auftakttermin für Dienstag angesetzt, weileiner der Angeklagten schon seit dem 8. Juni in Untersuchungshaftsitzt. In der Regel darf dann nicht mehr als ein halbes Jahr bis zumProzessbeginn vergehen. Solche «fristwahrenden Termine» sind beiGericht nicht unüblich.

Die Verteidiger kündigten an, dass ihre Mandanten am ersten«richtigen» Verhandlungstag am 24. Februar 2012 «mit großerWahrscheinlichkeit» aussagen wollen. Einige der Männer hatten inihren Vernehmungen bei der Polizei lückenhafte Geständnisse abgelegt.Die meisten wollen allerdings nur dabei gewesen sein, nicht aber dietödlichen Schläge und Tritte ausgeführt haben.

Ungeklärt ist bislang das Motiv des Gewaltausbruchs. DieStaatsanwaltschaft hatte bei der Anklageerhebung erklärt: «Hinweiseauf eine rechtsextremistische Motivation für die Tat haben sich nichtergeben.» Beobachter der rechten Szene weisen allerdings darauf hin,dass mindestens einer der Angeklagten zum nordsächsischenNeonazi-Milieu gehört. Sie fordern, das Gericht müsse prüfen, ob einerechte Gesinnung und eine Verachtung sozial Schwacher bei derbrutalen Attacke eine Rolle gespielt haben. Das Urteil sollvoraussichtlich Ende April 2012 gesprochen werden.

Mitteilung der Staatsanwaltschaft