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Zufriedenheit, Verbundenheit etc. Zufriedenheit, Verbundenheit etc.: Die Ergebnisse des Sachsen-Anhalt-Monitors 2020

10.12.2020, 10:51
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ZB

Magdeburg - Ein Großteil der Sachsen-Anhalter identifiziert sich mit seinem Bundesland. Das geht aus dem aktuellen Sachsen-Anhalt-Monitor hervor.

Die Ergebnisse der neuen Untersuchung stellte Haseloff am Donnerstag gemeinsam mit Bildungsminister Marco Tullner (CDU) und dem Politikwissenschaftler Everhard Holtmann von der Uni Halle vor.

In der Studie gaben 35 Prozent der Befragten an, sich sehr stark mit Sachsen-Anhalt verbunden zu fühlen, weitere 46 Prozent bezeichneten ihre Verbindung als ziemlich stark. Am meisten identifizieren sich die Sachsen-Anhalter mit ihrem Wohnort, gefolgt von der Bindung an Ostdeutschland. Mit der gesamten Bundesrepublik fühlen sich deutlich weniger Befragte verbunden.

Eine Ausnahme bilden die jungen Menschen im Land: Die 18- bis 29-Jährigen fühlen sich den Angaben zufolge prinzipiell weniger an Orte und Regionen gebunden. Allerdings überwiegt bei ihnen die Verbundenheit mit der gesamten Republik über jene zum Osten.

Prinzipiell lasse sich zudem nachweisen, dass die Verbundenheit mit Orten und Gebieten umso höher ausfällt, je besser die finanzielle Situation und der Bildungsgrad der Befragten ist. Zudem identifizieren sich vor allem mit Sachsen-Anhalt jene Menschen stärker, die optimistisch in die Zukunft blicken.

Der Politikwissenschaftler Everhard Holtmann erforscht mit einem Team der Uni Halle regelmäßig die politischen Einstellungen der Menschen in Sachsen-Anhalt sowie ihre Haltung zur Demokratie und zu grundsätzlichen Fragen. Der gesamte Bericht wird am Vormittag in Magdeburg vorgestellt.

Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick

Der Gesamtwert der Verbundenheit mit Sachsen-Anhalt liegt mit 81% im selben Bereich wie bei der letzten Befragung 2018 (Daten in Klammern). Verschiebungen gab es jedoch bei der Intensität der Verbundenheit. Aktuell fühlen sich 35 % (41%) der Befragten sehr stark und weitere 46% (40%) ziemlich stark mit Sachsen-Anhalt verbunden.

Die eigene wirtschaftliche Situation bewerten 62% (63%) der Befragten als gut, 9% (13%) als sehr gut. Das ist ein geringfügiger Rückgang um 5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2018.

Die Lebenszufriedenheit wird von den Sachsen-Anhaltern etwas besser eingeschätzt als die eigene wirtschaftliche Lage. In Sachsen-Anhalt sind gegenwärtig 18% (22%) der Bürger sehr zufrieden mit ihrer Lebenssituation, und weitere 47% (48%) geben an, eher zufrieden zu sein. Im Vergleich zu 2018 ist dies insgesamt ein Rückgang von 5 Prozentpunkten.

Fast zwei Drittel der Sachsen-Anhalter sehen ihre persönliche Zukunft im Land zuversichtlich, 13% (16%) sehr positiv, 49% (54%) eher positiv. Allerdings ist auch hier ein Rückgang bei den positiven Beurteilungen verglichen mit 2018 zu verzeichnen (minus 8 Prozentpunkte). Der Anteil derjenigen, die ihre persönliche Zukunft im Land negativ bewerten (8 Prozent), ist gegenüber 2018 nahezu unverändert geblieben.

Der Demokratie als Staatsidee stimmen insgesamt 93% der Befragten (97%) zu. Dabei sprechen sich 50% (61%) entschieden und 43% (37%) eher für Demokratie aus. Damit ist das entschiedene Bekenntnis zur Demokratie gegenüber 2018 um 11% zurückgegangen Gleichzeitig stieg die Prozentzahl der Demokratiegegner von 3% auf 5%, bei den entschiedenen Gegnern von 1% auf 2%.
Dagegen ist die Zufriedenheit mit der „Leistungsfähigkeit“ der Demokratie (Identifikation mit dem politischen System) signifikant um 15 Prozentpunkte gestiegen. So sind 13% (10%) mit dem demokratischen Verfassungssystem der BRD sehr zufrieden und 59% (47%) eher zufrieden.

Ebenso ist die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland deutlich angestiegen. Insgesamt 62% der Befragten äußern sich zufrieden, sehr zufrieden 8% (3%), 54% eher zufrieden (38%). Sehr oder eher unzufrieden mit der Leistungsfähigkeit der Demokratie zeigen sich 39 Prozent (50%). Aufgrund der gewachsenen Zustimmung schließt Sachsen-Anhalt zu dem Niveau der Demokratiezufriedenheit auf, das gegenwärtig für Gesamtdeutschland gemessen wird.

Einen deutlichen Vertrauenszuwachs unter den Sachsen-Anhaltern erfuhr die Landesregierung. Sie erhielt 2020 die beste Bewertung seit Durchführung des Sachsen-Anhalt-Monitors 2007. Ebenso stieg das Vertrauen der Befragten in die Bundesregierung und auch die politischen Parteien allgemein. Nachdem die Bevölkerung diesen drei parteienstaatlichen Institutionen 2018 einen Teil ihres Vertrauens entzogen hatte, konnten sie es 2020 weitgehend zurückgewinnen.

Aufgrund des Erstarkens antisemitischer Tendenzen in Deutschland und vor allem in Reaktion auf das Attentat von Halle am 9. Oktober 2019 wurden die Fragen zum Antisemitismus aus den letzten Erhebungen dieses Mal um zusätzliche Fragestellungen ergänzt. Dabei entsprechen die in Sachsen-Anhalt gemessenen Anteile in etwa dem deutschlandweiten Niveau.

Der Anteil derer, die den Ansichten eines sekundären Antisemitismus beipflichten, liegt deutlich höher als noch 2018. Jeder Fünfte empfindet es als lästig, auch heute noch mit Informationen über den Holocaust konfrontiert zu werden, und gut jeder Zehnte nimmt mit Missbehagen zur Kenntnis, dass den Deutschen auch heute noch die Verbrechen an den Juden vorgehalten werden. Auch fallen die Anteile der Ablehnenden hinsichtlich der antisemitischen Stereotype durchweg deutlich niedriger aus als in der Bundesrepublik insgesamt. Dies gilt sowohl für den primären als auch den sekundären Antisemitismus. Dieser Anteil der Verneinenden hat auch innerhalb Sachsen-Anhalts von 2018 auf 2020 deutlich abgenommen, teilweise bis zu 25%.

Anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung wurde – wie schon im Jahr 2009 zum 20. Jahrestages des Mauerfalls – ein entsprechender Fragenkomplex aufgenommen und verglichen. Schon 2009 sah die Landesbevölkerung mehrheitlich Vorzüge in der Deutschen Einheit: Für 53,5% überwogen die Vorteile der Einigung, für etwa jeden dritten Befragten die Nachteile (35%), 10% mochten sich nicht eindeutig entscheiden. Im aktuellen Monitor hat sich diese Ansicht verfestigt, 65% äußerten sich positiv, 23% negativ, 12% waren unentschieden.

Für die überwiegende Mehrheit der Sachsen-Anhalter war die DDR eine Diktatur. Diese grundsätzlich negative Bewertung hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Als „Unrechtsstaat“ bezeichnen, wie schon in den Jahren zuvor, die DDR jedoch nur etwa zwei von fünf Befragten.  (dpa/mz/Quelle: Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt)