Weniger Insekten und Vögel Weniger Insekten und Vögel : Umweltschützer fordern verschärfte Umweltgesetze

Halle (Saale) - Nach dem erfolgreichen Volksbegehren für mehr Artenvielfalt in Bayern dringen Umweltschützer auch in Sachsen-Anhalt auf verschärfte Regeln für die Landwirtschaft. „Der Rückgang von Insektenpopulationen und Vogelarten ist auch hierzulande unübersehbar“, sagte Dieter Leupold, Vize-Landeschef des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der MZ.
Der Naturschützer führt verschiedene Beispiele an, die auf Erhebungen der staatlichen Vogelschutzwarte beruhen. So sei in den vergangenen 20 Jahren die Population der Schwalben um rund die Hälfte zurückgegangen. „Das Braunkehlchen war früher in der Altmark weit verbreitet“, erklärte Leupold. Inzwischen sei es nur noch in Schutzgebieten zu finden. Beim Kiebitz gebe es einen Rückgang von 80 Prozent.
Feldreihen und Wegeränder verschwunden - Kritik von Umweltschützern
„Der Schwund ist nicht allein auf die intensive Landwirtschaft zurückzuführen, doch sie ist der wohl wichtigste Faktor“, sagte Leupold. So würden durch die Anwendung hochwirksamer Pestizide die Insektenpopulationen abnehmen. In der Landwirtschaft sind laut Umweltschützer zudem Feldreihen und Wegeränder verschwunden, „die ein wichtiger Lebensraum für die Tiere sind“.
Der BUND-Vize-Landeschef fordert daher eine Verschärfung der Umweltschutzgesetze, gleichzeitig aber auch mehr Agrarumweltprogramme, die den Landwirten finanzielle Ausfälle ersetzen.
Auch der halleschen Agrarbiologe Josef Settele verweist auf Studien, die einen Rückgang der Insektenpopulationen in Höhe von 75 Prozent festgestellt haben. „Vor allem die Artenvielfalt nimmt ab“, sagte er im MZ-Gespräch. Sachsen-Anhalts Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) hat bereits reagiert.
Bauernverband Bayern kritisiert eine verengte Diskussion auf die Landwirtschaft
Durch eine deutliche Aufstockung der Fördermittel ist 2018 die Fläche der Bio-Äcker um mehr als ein Fünftel auf rund 92.000 Hektar gestiegen. Insgesamt werden nun 7,8 Prozent der Agrarflächen nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Dalbert hat einen Zielwert von 20 Prozent ausgegeben. Durch ein Umweltsofortprogramm werden zudem einzelne Projekte gefördert.
Am Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt in Bayern haben sich 18,4 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt, teilte der Landeswahlleiter am Donnerstag mit. Die Zehn-Prozent-Hürde wurde klar übersprungen. Das Volksbegehren zielt auf Änderungen im bayerischen Naturschutzgesetz.
Biotope sollen besser vernetzt, Uferrandstreifen stärker geschützt und der ökologische Anbau auf 30 Prozent der Agrarfläche ausgebaut werden. Nun muss der Landtag entscheiden, ob er die Vorschläge annimmt oder neue erarbeitet.
Der Bauernverband warnt davor, dass die Mehrzahl der Verbraucher keine teuren Bioprodukte nachfragt. Bayerns Verbandschef, Walter Heidl, kritisiert eine verengte Diskussion auf die Landwirtschaft. „Gefahren für Insekten durch Feinstaub und zunehmenden Flugverkehr bleiben außen vor.“ (mz)