1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Wegen Sturm: Mehrere Stunden Stromausfälle im Harzkreis -Telefonie und Internet zusammengebrochen

Wegen Sturm Mehrere Stunden Stromausfälle im Harzkreis -Telefonie und Internet zusammengebrochen

In weiten Teilen des Harzkreises ist es in der Nacht zum Montag (30.01.23) sowie im Tagesverlauf zu massiven Stromausfällen gekommen. 

Von Dennis Lotzmann und Sabine Scholz 30.01.2023, 20:53
Im Umspannwerk Hüttenrode sowie im Umfeld hat Eisregen in der Nacht zum Montag für massive Lasten auf den Freileitungen gesorgt. Im Zusammenspiel mit orkanartigem Wind kam es zu Kurzschlüssen und teilweise stundenlangen Ausfällen in der Stromversorgung des Harzkreises. Die Leitstelle gab zentrale Warnmeldungen aus.
Im Umspannwerk Hüttenrode sowie im Umfeld hat Eisregen in der Nacht zum Montag für massive Lasten auf den Freileitungen gesorgt. Im Zusammenspiel mit orkanartigem Wind kam es zu Kurzschlüssen und teilweise stundenlangen Ausfällen in der Stromversorgung des Harzkreises. Die Leitstelle gab zentrale Warnmeldungen aus. Foto: M. Bein/dpa

Harzkreis - Blackout im Harzkreis: Was seit Wochen mit Blick auf Gas- und Energieknappheit in den Wintermonaten als drohendes Szenario im Raum steht – ein längerer Ausfall der Stromversorgung – ist in der Nacht zum Montag (30. Januar 2023) in weiten Teilen des Harzkreises eingetreten. In und rund um Halberstadt, Blankenburg, Wernigerode und den Raum Osterwieck ist es zum teilweise mehrstündigen Zusammenbruch der Stromversorgung gekommen.

Betroffen war der Netzbetreiber Avacon, der nach Angaben von Sprecherin Corinna Hinkel im Umfeld des Umspannwerks Hüttenrode massive Schäden verbuchen musste. Diese hätten auch Auswirkungen auf von Avacon belieferte Stadtwerke gehabt.

Nach Hinkels Worten war massiver Eisregen in Kombination mit orkanartigen Böen ursächlich für die Netzprobleme. „Wir hatten insbesondere im Bereich Hüttenrode sehr schweren Eisbehang auf den Leiterseilen. Wenn sich dann schlagartig Eisbrocken gelöst haben, sind die Seile der 110-Kilovolt-Leitungen in Schwingungen geraten, haben sich teilweise berührt und so Kurzschlüsse ausgelöst“, beschreibt die Avacon-Sprecherin die Folgen. Der extreme Wind in den Nachtstunden habe dies alles noch potenziert. In der Folge seien nach Kurzschlüssen sofort Sicherungen gefallen und die Leitungen abgeschaltet worden.

Harz: Erdungs- und Datenseil reißen unter Eislast

Mit jenen fatalen Auswirkungen im näheren und weiteren Umfeld. In einigen Orten im Harzkreis kam es zu stundenlangen Stromausfällen. Andernorts konnte die Versorgung zwar nach wenigen Minuten wieder aufgenommen werden, brach dann aber erneut zusammen.

Letztlich, so Hinkel, waren zwischen 22 und 2 Uhr rund 100.000 Kunden im Harzkreis betroffen. Am Montagvormittag habe sich das Szenario mit Kurzschlüssen und Stromausfällen zwischen 10 und 11.30 Uhr wiederholt. Dann insbesondere mit Auswirkungen im Bereich Blankenburg und Halberstadt.

Über die konkreten Schäden im Hochspannungsnetz gab es am Montag noch keine abschließend-verbindlichen Informationen. Gerüchte, wonach ein Hochspannungs-Leiterseil gerissen sei, wollte Corinna Hinkel nicht bestätigen. Ihr lägen nur Informationen vor, wonach in der Nähe von Hüttenrode ein Erdseil – die spannungs- und stromfreie Erdungsverbindung zwischen den Spitzen der Hochspannungsmasten – gerissen sei. In der Folge kam es nach Informationen der Volksstimme auch zum Riss einer mit diesem Erdseil verbundenen Glasfaserleitung, über die wiederum betriebsrelevante Daten in die Leitstellen der Energieversorger übertragen werden.

Das Fatale dabei: Selbst am Montagnachmittag konnte die Avacon-Sprecherin noch immer keine Entwarnung geben: So lange die Eispanzer nicht abgetaut seien, könne es immer wieder zu Kurzschlüssen kommen. Zumal am Montagnachmittag auch der Wind wieder merklich auffrischte.

Halberstadtwerke starten Notfallmanagement

In Halberstadt hatte sich die Situation zu diesem Zeitpunkt bereits wieder normalisiert. Nach einer ersten kurzen Störung am Sonntag um 18.58 Uhr fiel um 22.04 Uhr die Stromversorgung in der Kreisstadt komplett aus. In der Leitstelle der Halberstadtwerke wurden das Notfallprotokoll und die Notstromversorgung aktiviert.

Mitarbeiter des Energieversorgers Avacon und einer Leitungsbau-Firma  fahren am Montagvormittag zu den defekten Hochspannungsleitungen zwischen Hüttenrode und Almsfeld.
Mitarbeiter des Energieversorgers Avacon und einer Leitungsbau-Firma fahren am Montagvormittag zu den defekten Hochspannungsleitungen zwischen Hüttenrode und Almsfeld.
Foto: Jens Müller

Dank eines eigenen, notstromversorgten digitalen Funknetzes hätten ausreichend Kollegen informiert werden können, um das Heizkraftwerk sowie die Gasübernahme- und wichtige Pumpstationen zu besetzen, berichtet Halberstadtwerke-Chef Rainer Gerloff. „So war die Fernwärmelieferung unter anderem für Halberstadts Krankenhaus abgesichert.“ Auch der Betrieb der Abwasseranlagen war gewährleistet, zugleich liefen die Vorbereitungen für das schrittweise Wiederzuschalten des Stroms. „Das kann nach so einem umfassenden Stromausfall nicht mit einem Mal erfolgen, das würde gleich wieder Spannungseinbrüche zur Folge haben“, sagt Tobias Abram-Hohnl als Fachbereichsleiter Elektrizität der Halberstadtwerke.

Telefonie und Internet brechen im Harz zusammen

Wie prekär die Situation tatsächlich war, belegen die Warnmeldungen, die die Leitstelle in Halberstadt sowohl am Sonntag um 22.38 Uhr als auch am Montag um 10.42 Uhr über die Warn-Apps Nina und Katwarn verbreitete. Gewarnt wurde vor „großflächigen länger andauernden Stromausfall“.

Und die zogen punktuell Folgeschäden nach sich. Im Harzklinikum wurden nach Angaben von Kliniksprecher Tom Koch technische Anlagen und Geräte beschädigt (siehe untenstehenden Beitrag). Auswirkungen hatte der Stromausfall insbesondere auf die Telefon- und Daten- sowie die Mobilfunknetze, die in der Nacht zum Montag vielerorts zusammenbrachen. Mitunter nahm das Hochfahren der sensiblen Technik am Montag mehrere Stunden in Anspruch.