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Neue Methode gegen Personalmangel Warum Zahnärzte für Sachsen-Anhalt bald in Ungarn ausgebildet werden

Um Versorgungsengpässen zu begegnen, setzt die Zahnärztevereinigung in Sachsen-Anhalt künftig auf Auslandsstipendien. Hier reicht ein Notendurchschnitt von 2,6.

Von Max Hunger 12.01.2022, 18:00
Sachsen-Anhalts Zahnärzte werden immer älter. Nachwuchs soll künftig auch im Ausland ausgebildet werden.
Sachsen-Anhalts Zahnärzte werden immer älter. Nachwuchs soll künftig auch im Ausland ausgebildet werden. Foto: Markus Scholz/dpa-tmn

Halle/MZ - Um dem immer drängenderen Personalmangel zu begegnen, setzen Sachsen-Anhalts Zahnärzte künftig auf neue Methoden: Damit auch Abiturienten mit einem mittelmäßigen Notendurchschnitt eine Ausbildung zum Zahnarzt antreten können, soll ein Teil des Nachwuchses künftig im Ausland ausgebildet werden. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV) vergibt ab dem kommenden Wintersemester zwölf Stipendien für ein Studium an der ungarischen Universität Pécs. „In der Zahnmedizin ist das ein Novum“, betonte KZV-Vorstandsvorsitzender Jochen Schmidt.

Hintergrund: Nach Angaben der KZV werden an der ungarischen Universität auch Interessenten mit einem Abiturnotendurchschnitt von bis zu 2,6 zugelassen. An deutschen Hochschulen lag der geforderte Schnitt hingegen zuletzt zwischen 1,3 und 1,1. Das sei eine große Hürde für viele, so Schmidt. Grund für die hohen Anforderungen in Deutschland ist das große Interesse am Beruf und die vergleichsweise geringe Zahl an Studienplätzen. Auf 1.500 Plätze kämen hier inzwischen jährlich rund 16.000 Bewerber, sagte Schmidt. „Motivierte Leute findet man nicht, wenn man nur nach den Noten schaut“, so der Zahnarzt weiter.

Studiengebühren von 7.720 Euro pro Semester werden erstattet

Die Landesvereinigung übernimmt daher künftig zusammen mit den Krankenkassen die Studiengebühren der ausgewählten Stipendiaten - diese liegen laut KZV aktuell bei 7.720 Euro pro Semester. Der Förderzeitraum umfasst die Regelstudienzeit von zehn Semestern. Daran ist allerdings eine Bedingung geknüpft: Die angehenden Zahnärzte verpflichten sich, im Anschluss an das Studium mindestens fünf Jahre in Sachsen-Anhalt zu arbeiten.

Anstoß für dieses Angebot sind laut KZV-Vorstand Schmidt drohende Versorgungsengpässe in der Zahnmedizin in Sachsen-Anhalt: Laut KZV liegt das Durchschnittsalter der Zahnmediziner im Land bei rund 54 Jahren, viele gehen bald in Rente. „Die Ruhestandswelle rollt auf uns heran. Das Problem wird sich flächendeckend zeigen.“

Methode in Sachsen bereits bewährt

Die Methode hat sich zudem bereits bewährt. So bekämpft das Land Sachsen bereits den Hausärztemangel im Land mit Stipendiaten für die ungarische Universität. Seit 2013 zahlt das Sozialministerium zusammen mit der Zahnärztevereinigung und den Krankenkassen hier ausgewählten Studenten die Gebühren. Zuletzt hatte das Land die Zahl der Stipendien von 20 auf 40 pro Jahr aufgestockt. Laut KZV wird der Abschluss an der Universität Pécs in Deutschland problemlos anerkannt. „Es gibt dort draußen viele talentierte junge Menschen“, sagte Schmidt. Bewerbungen nimmt die KZV entgegen.