Stürme, Dürren, Schädlinge Wald in Sachsen-Anhalt: Stürme, Dürren, Schädlinge: Waldzustandsbericht zeigt schlechte Lage

Magdeburg - Das zweite Dürrejahr in Folge hat den Wäldern in Sachsen-Anhalt schwer zugesetzt. Der Zustand ist so schlecht wie zuletzt 1991, wie der Forstwissenschaftler Johannes Eichhorn am Montag in Magdeburg sagte.
Er ist Professor der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen (Niedersachsen), die für Sachsen-Anhalts Umweltministerium jährlich einen Bericht zum Waldzustand erstellt.
So hat sich etwa der Anteil schwer geschädigter Bäume binnen eines Jahres auf zwölf Prozent verdoppelt. Unter die Kategorie fallen sowohl abgestorbene Bäume als auch jene, die nur noch maximal ein Drittel ihrer normalen Laubmenge tragen.
„Klumpung“ von Ereignissen
Es sei die „Klumpung“ extremer Ereignisse, die den Bäumen „gar nicht gut bekomme“, so der Wissenschaftler. Erst kamen bis Anfang 2018 die schweren Stürme, dann kamen zwei Jahre mit zu wenig Regen. Für Schädlinge waren das ideale Bedingungen, denn diese konnten sich dank der geschwächten Bäume extrem gut entwickeln. Laut Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) summieren sich die Kahlflächen in diesem Jahr auf mehr als 8 200 Hektar.
Fast ein Viertel der Fichten in Sachsen-Anhalt ist dem Bericht zufolge stark geschädigt, was auch an der Borkenkäferplage liegt. Doch auch bei den Buchen fällt jeder fünfte Baum in diese Kategorie. Bei den jeweils nicht ganz so stark verbreiteten Baumarten wie Birke, Ahorn oder Hainbuche lag der Anteil im Schnitt genauso hoch.
Die Eiche trotzte den widrigen Umständen: Mit neun Prozent stark geschädigter Bäume war sie unterdurchschnittlich betroffen. Noch glimpflicher kam mit der weit verbreiteten Kiefer ein Nadelbaum davon - hier weisen nur zwei Prozent der Bäume schwere Schäden auf.
Das Hauptproblem sei, dass sich die Wasserspeicher nach der Dürre 2018 nicht ausreichend gefüllt hätten, fasste Forstexperte Eichhorn zusammen. Normalerweise durchfeuchte der Regen im Winter den gesamten Waldboden. Das hilft den Bäumen, zwischen Frühjahr und Herbst auch mit weniger neuem Regen auszukommen.
Im April seien die Bodenwasserspeicher jedoch auf drei Viertel der Fläche nicht aufgefüllt gewesen. Das erkläre auch, warum neben der Fichte so viele andere Baumarten gelitten haben.
Auch wenn es jetzt vielerorts wieder regnet, leidet Sachsen-Anhalt weiterhin unter Trockenheit.
„Aus den oberen Bodenschichten ist die Dürre verschwunden, in tieferen Schichten fehlt es aber nach wie vor an Wasser“, sagte etwa Andreas Marx, Klimaforscher am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig der MZ. Insbesondere für den Wald hat das schwerwiegende Folgen: „Dort ist die Krise noch nicht vorbei“, meint Marx.
Ministerin ist alarmiert
Ebenso sieht es Forstwissenschaftler Johannes Eichhorn, Er geht davon aus, dass das Waldsterben vorerst nicht aufhört. „Erfahrungen aus früheren Dürreperioden legen nahe, dass sich die Störungen in den kommenden Jahren fortsetzen.“
Das gelte auch für die borkenkäfergeplagte Fichte. Forstleute sind derzeit vielerorts damit beschäftigt, befallene Stämme zu fällen und so viele Kilometer entfernt vom nächsten Fichtenwald zu lagern, dass die Käfer im nächsten Frühjahr nicht wieder zurückfliegen. Dazu Eichhorn: „Im nächsten Jahr wird es weitergehen mit den Borkenkäfern. Wir können es nicht aufhalten.“
Auch Umweltministerin Claudia Dalbert zeigte sich angesichts des Waldzustandsberichts alarmiert: „Unser Wald ist das erste Opfer der Klimakrise“, sagte sie am Montag. Um die Lage der Bäume künftig noch umfassender beurteilen zu können, wurde in den Bericht erstmals auch die Standortwasserbilanz aufgenommen.
Diese zeigt, wie hoch die Gefahr von Trockenstress in bestimmten Regionen Sachsen-Anhalts ist. Insbesondere wenn es um die Verjüngung des Waldes geht, kann die Bilanz helfen, die richtigen Baumarten für das jeweilige Gebiet zu finden. (dpa/mz)