Urlaubsgrüße Urlaubsgrüße: So kommen Ansichtskarten aus Sachsen-Anhalt bei Touristen an

Magdeburg/Wernigerode/Halle (Saale) - Früher war die Postkarte oft der einzige Urlaubsgruß. Inzwischen werden viele Fotos und Videos vom startenden Flugzeug über das Hotel bis zu Sehenswürdigkeiten und Essen via WhatsApp, Instagram oder Facebook breit gestreut.
Ist da noch Platz für die gute alte Postkarte? Aber ja! Nach wie vor stöbern Touristen gern durch die Kollektionen an den Drehständern, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur an Urlaubs- und Ausflugszielen in Sachsen-Anhalt ergab. Klar ist aber auch: Es gibt nicht nur Erfolgsgeschichten.
„Der Trend zur Postkarte ist ungebrochen“
„Der Trend zur Postkarte ist ungebrochen“, sagt die Geschäftsführerin des Magdeburg Marketing, Yvonne Stieger. „Das liegt auch daran, dass man die Fotos so einfach nicht selbst machen kann.“
Der Magdeburger Dom bei strahlend blauem Himmel, der Jahrtausendturm spiegelt sich nachts im Wasser, das verwinkelte Hundertwasserhaus mit allen seinem Türmen komplett auf einem Bild. Schon dass der Himmel so strahlend blau ist, wie auf einer Postkarte, sei bei durchschnittlich 1,7 Nächten Aufenthalt von Touristen in der Landeshauptstadt nicht garantiert.
Und: Stieger stellt fest, dass bei Weitem nicht alle Karten verschickt werden, sondern den Reisenden als Andenken dienen. Es würden nämlich recht wenige Briefmarken dazu verkauft.
Postkarten vom Bauhaus Dessau als Sammlerobjekt
Am Bauhaus Dessau spielen Postkarten ebenfalls noch eine große Rolle - oft als Sammlerobjekt. „Wir bieten auch Sonderformate an, die nicht unbedingt verschickt werden. Sie funktionieren wie kleine Poster“, heißt es dort.
Neue Postkarten würden nach wie vor zu den aktuellen Ausstellungen aufgelegt, gefragt seien aber auch Klassiker mit dem Bauhausgebäude darauf.
Bei der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt mit den Domen, Burgen und Schlössern hieß es: „Es gibt Renner und Penner - und die Postkarten sind eindeutig ein Renner.“ Das liege unter anderem daran, dass es nicht für jedes Haus eine Fotoerlaubnis gebe, etwa im Kunstmuseum Moritzburg in Halle wegen der Kunstwerke und in der Burg Falkenstein, wo die Gänge sehr eng und stufenreich sind und Unfällen vorgebeugt werden soll.
Aktuell steckt Stiftungssprecherin Eta Erlhofer-Helten in Vorbereitungen für neue Postkarten, die ab Jahresende im künftigen Dommuseum Magdeburg verkauft werden sollen. Dabei achtet sie etwa auf Details wie Kapitelle, Statuen und andere Feinheiten. „Wir nehmen dem Postkartenkäufer den Gang auf eine Leiter ab und sorgen dafür, dass er das Kunsterlebnis noch stärker mit nach Hause nehmen kann.“
50 Motive aus Halle (Saale) auf Postkarten
Das Kartenschreiben hat an Charme nichts eingebüßt, heißt es auch in Halle. „Wir beobachten, wer Muße im Urlaub hat, schickt weiterhin Postkarten vom Urlaubsziel“, sagt Isabel Hermann vom Stadtmarketing Halle. Seit 2013 habe Halles Tourist-Information zwischen 12.300 und 15.000 Postkarten jährlich verkauft. Zur Wahl stehen mehr als 50 Motive. Besonders beliebt seien Karten mit mehreren Stadtansichten im Sommer: Marktplatz, Saale, Burg Giebichenstein, Natur.
Und weil die Postkarte eben alles andere als tot ist, gibt es jährlich eine Laternenfest-Aktion mit Motiven, die im Dunkeln leuchten. Wer die Karte im Postamt auf dem Fest oder in der Tourist-Info einwirft, zahlt kein Porto. Laut Hermann wurden damit an einem Wochenende mehr als 2000 Laternenfest-Postkarten weltweit verschickt.
Auch Wernigerode mit seinem besucherstarken Schloss und dem historischen Rathaus ziert viele Postkarten. Diese würden gut verkauft, sagte Axel Gebhardt von der Wernigerode Tourismus GmbH.
Die Nachfrage gehe vielleicht im Zehn-Jahres-Vergleich etwas zurück, aktuell sei sie aber stabil. Gebhardt beobachtet, dass die Touristen schon auf den Preis achten: Die Standardkarte koste bei ihm 40 Cent, teurere hätten es schwer. Rund 50 verschiedene Karten eines großen deutschen Verlags und eines Wernigeröder Verlags hat die Tourismus GmbH im Sortiment.
Und dann gibt es doch eine Stelle, an der die Postkarte ihr Ende erlebt - das liegt aber eher am Vertriebsweg. Der Harzer Tourismusverband hat festgestellt, dass die Karten eben doch am Drehständer ausgesucht werden und nicht im Internet. Der Verband vertreibt seit Ende 2011 ein Postkarten-Set mit Ansichten von Ilsetal, Teufelsmauer und Brocken, ausschließlich online.
Die Nachfrage ist einer Verbandssprecherin zufolge übersichtlich: 2017 sei das Set 29 Mal verkauft worden, in diesem Jahr rund 20 Mal. Das ganze sei nicht repräsentativ. Aber wenn alle Karten verkauft seien, werde es keine Neuauflage geben. (dpa)