Vor der Fußball-WM So viel Russland steckt in Sachsen-Anhalt

Halle (Saale) - Ein starkes Wappentier, ein mächtiges Mädchen, so manche romantische Verbindung - und knallhartes Business: Die Bande zwischen Sachsen-Anhalt und Russland sind vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheint. Jetzt rollt dort bei der Fußball-WM der Ball - aus diesem Anlass hat die MZ interessante Fakten über das Verhältnisses zu Russland gesammelt.
Ein Mädchen aus Sachsen-Anhalt hat es geschafft, zu einem Superstar in Russland zu werden. Es ist die Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, die als Zarin Katharina II. das Land regierte und den Beinamen „die Große“ bekam. Vor dem Schloss in Zerbst, dem Stammsitz ihrer Familie, erinnert ein Denkmal an die Frau aus Sachsen-Anhalt. Gefertigt wurde es von einem russischen Bildhauer, der das Denkmal nach Sachsen-Anhalt brachte.
Tierischer Zuwanderer aus Russland in Sachsen-Anhalt
Rund 4.000 Menschen mit russischer Staatsangehörigkeit lebten 2017 in Sachsen-Anhalt, so das Statistische Landesamt. Die meisten davon wohnen zwischen zehn bis 15 Jahren hier, zehn davon sogar mehr als 40 Jahre.
Von einem Zuwanderer aus Russland weiß man, dass er 1860 nach Sachsen-Anhalt gekommen ist: Der Braunbär von Bernburg. Ein Leutnant namens Adolf Steinkopf brachte den kleinen Braunbären von einer Russlandreise nach Sachsen-Anhalt mit. Es war ein Geschenk eines russischen Freundes. Für den Bären ließ die Herzogin Friederike von Anhalt-Bernburg einen Zwinger am Fuße des Schlosses bauen. Noch heute lebt hier im Tiergehege ein Braunbär, der an diese Geschichte erinnert.
Sachsen-Anhalt und Russland sind aber auch wirtschaftlich eng verbandelt. Im Jahr 2017 exportierte Sachsen-Anhalt Kunststoffe im Wert von 30 Millionen Euro, für 70 Millionen Euro Pharmazeutische Erzeugnisse und für elf Millionen Euro Fahrgestelle für Autos sowie Motoren.
Eingeführt wurden in Höhe von jeweils drei Milliarden Euro Kupfer und Kupferlegierungen sowie Erdöl und Erdgas. Ein Großteil des Erdöls wurde über die Mega-Pipeline „Drushba“ (Freundschaft) von Russland nach Sachsen-Anhalt transportiert. Viele Menschen von hier haben ganz persönliche Erinnerungen an den Bau der Rohrleitung. Manche haben dort auch den Partner fürs Leben gefunden.
Wie viele deutsch-russische Paare derzeit in Sachsen-Anhalt leben, weiß man zwar nicht genau. Doch eine Zahl kann das Statistische Landesamt liefern: In Sachsen-Anhalt gab es 2016 insgesamt 33 Eheschließungen zwischen einem deutschen Mann und einer russischen Frau. Auch Sven Michalski und seine Frau Oksana sind ein Paar. Die beiden haben vor zehn Jahren in Halle die russische Gaststube „Zum Samowar“ eröffnet. Dort bieten sie Spezialitäten wie Pelmeni oder Borschtsch und natürlich mehrere Sorten Wodka (zu deutsch: Wässerchen) an.
Riesenbärenklau: Der unbeliebteste Russe in Sachsen-Anhalt
Ein absolut unbeliebter russischer Import ist dagegen der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus. 1954 wurde die Pflanze das erste Mal in Sachsen-Anhalt gesichtet, seitdem breitet sich der giftige Bärenklau ungebremst aus.
Auch wenn es zurzeit nur um Fußball geht, gibt es auch russische Sportarten, die den Weg nach Sachsen-Anhalt gefunden haben - nämlich Gorodki und Sambo. Bei Gorodki, einem Wurfspiel, muss man mit einem einen Meter langen Wurfstock Figuren aus Hölzern treffen und aus dem Spielfeld befördern. Sambo ist eine russische Kampfsportart, die von der sowjetischen Armee entwickelt wurde. (mz)