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Hund muss erschossen werden Schönebeck: Polizei erschießt Hund bei Razzia im Rocker-Milieu

Von Julius Lukas 11.02.2019, 09:07
Bei der Razzia geht es um schwerwiegende Straftaten.
Bei der Razzia geht es um schwerwiegende Straftaten. Tom Wunderlich

Schönebeck - Ein Schuss hallt am Montagmorgen durch Schönebeck (Salzlandkreis). In einem Gebäudekomplex sind kurz zuvor schwer bewaffnete Einsatzkräfte der Polizei eingerückt. Sie tragen dunkle Helme, haben Schutzkleidung an.

Das Sondereinsatzkommando ist auf der Suche nach illegalen Waffen. Es geht um Pistolen tschechischen Fabrikats. Und die vermuten sie in eben jenem Gebäude in Schönebeck, das als Clubhaus der lokalen Rockergruppe der Hells Angels bekannt ist.

Bei der Durchsuchung kommt es dann zu einem Zwischenfall. Den Polizisten begegnet im Hof des Hauses ein Hund, der sehr aggressiv auftritt. „Das Tier hat die Ermittlungen massiv gestört“, erklärt Christian Wolters. Er ist Staatsanwalt im niedersächsischen Braunschweig und leitet die Ermittlungen in diesem Fall. „Die Beamten sahen sich gezwungen, den Hund zu erschießen“, sagt Wolters. Das sei das letztmögliche Mittel gewesen.

SEK-einsatz bei Rockern - Eine Waffe gefunden

Der Einsatz bei den Hells Angels in Schönebeck ist eine von insgesamt vier Durchsuchungen, die am Montagmorgen in Sachsen-Anhalt stattgefunden haben. Eine weitere gab es in Schönebeck, außerdem zwei in Magdeburg. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist dabei auf der Suche nach fünf Waffen, die von einem 54-Jährigen aus Helmstedt verkauft worden sein sollen. Da Helmstedt in Niedersachsen liegt, wird der Fall von dort aus betreut.

Der 54-Jährige wurde bereits am vergangenen Freitag festgenommen. „Er war gerade auf dem Weg nach Schönebeck - wir vermuten, um dort Waffen zu verkaufen“, sagt Christian Wolters. Auf einer Bundesstraße wird er von einem Sondereinsatzkommando gestoppt. In seinem Wagen findet die Polizisten fünf Pistolen des tschechischen Fabrikats.

Geladene Magazine hat der Verdächtige auch dabei. „Das waren scharfe Waffen, die sofort einsatzbereit gewesen wären“, verdeutlicht der Staatsanwalt.

Fluchtgefahr - Haftbefehl gegen 54-Jährigen

Der 54-jährige Niedersachse sitzt aufgrund erhöhter Fluchgefahr in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde bereits Haftbefehl erlassen. Dem Beschuldigten droht wegen gewerbsmäßigen Handeltreibens mit Waffen in fünf Fällen eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Zu den Vorwürfen wollte er sich bisher nicht äußern.

Einen seiner mutmaßlichen Kunden haben die Ermittler aber bereits gefasst. Ebenfalls am vergangenen Freitag wurde in Königslutter (Niedersachsen) ein 61-Jähriger festgenommen. „Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurde auch eine scharfe Pistole sichergestellt, die baugleich zu den Waffen ist, die bei dem 54-Jährigen sichergestellt werden konnten“, so Christian Wolters.

Auf der Suche nach den weiteren Waffen kam es nun am Montagmorgen zu den Razzien in Schönebeck und Magdeburg. Dabei wurden neben dem Clubhaus auch Privatwohnungen durchsucht.

SEK-Einsatz im Rockermillieu - keine weiteren Waffenfunde

Allerdings konnten laut Staatsanwaltschaft keine weiteren Waffen sichergestellt werden. Personen wurden ebenso nicht festgenommen.
Der inhaftierte Niedersachse soll zumindest in der Vergangenheit starke Verbindungen in die Rocker-Szene gehabt haben und auch Teil dieser gewesen sein.

Die Staatsanwaltschaft bezeichnet den vorbestraften Mann als früher führendes Mitglied eines Motorradclubs aus Helmstedt. Dorf befand sich ein Chapter, also eine Ortsgruppe, der „Red Devils“. Diese gelten als Unterstützer der Hells Angels. Allerdings hat sich die Gruppe bereits aufgelöst. Wie derzeit die Verbindungen des Beschuldigten in die Szene sind, ist laut Christian Wolters unklar.

Großstädte sind Hochburgen der Rockerszene

Das Clubhaus in Schönebeck ist nach Angaben des Landeskriminalamts Sachsen-Anhalt auch den „Red Devils“ zuzuordnen. 2017 zählte die Polizei dort neun aktive Mitglieder. Neure Zahlen liegen derzeit nicht vor.

Allerdings gab es in Folge des Kuttenverbots 2017 wohl eine Umbenennungen der Ortsgruppe in „Motorcycle Club 184“. Dabei könnten die Zahlen für die Buchstaben im Alphabet stehen, also „R“ und „D“, die Anfangsbuchstaben von „Red Devils“.

In Sachsen-Anhalt gab es laut LKA im Jahr 2017 in elf Städten eine oder mehrere Motorradclubs. Die Hochburgen waren dabei Halle und Magdeburg, wo jeweils drei unterschiedliche Rockergruppen erfasst wurden. (mz)