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Sachsen-Anhalt trägt Lockdown mit Sachsen-Anhalt trägt Lockdown mit: Haseloff für rasche Umsetzung: "Jeder Tag zählt"

28.10.2020, 19:25
Reiner Haseloff sitzt in Magdeburg in der Staatskanzlei im Anschluss an die Videoschalte mit Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsidenten der Länder. 
Reiner Haseloff sitzt in Magdeburg in der Staatskanzlei im Anschluss an die Videoschalte mit Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsidenten der Länder.  dpa-Zentralbild

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt wie deutschlandweit beschleunigt sich der Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen - Bund und Länder ziehen nun mit scharfen Gegenmaßnahmen die Reißleine.  Mit einem zeitlich befristeten Herunterfahren großer Bereiche des öffentlichen Lebens wollen der Bund und die Länder den ungebremsten Anstieg der Corona-Infektionen brechen. Die weitreichenden Einschränkungen sollen am Montag in Kraft treten. In Sachsen-Anhalt gelten bis dahin noch vergleichsweise großzügige Regelungen. 

Teil des Beschlusses vom Mittwoch sind unter anderem ein erneutes Verbot der touristischen Beherbergung. Gaststätten sollen, wie bereits im Frühjahr, Essen und Trinken nur noch außer Haus anbieten dürfen.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) begründete die drastischen Einschränkungen mit einer „drohenden nationalen Notlage“ des Gesundheitssystems. „Jeder Tag zählt jetzt“, sagte Haseloff am Mittwoch in Magdeburg nach der Schalte der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Es sei wichtig, dass die Landesregierungen bei der Umsetzung der Beschlüsse „in den nächsten Stunden schnell zu Potte kommen.“

Angesichts dieser Gefahr müssten nun auch Länder mit geringen Infektionszahlen wie Sachsen-Anhalt mitziehen, sagte der Chef der Magdeburger Kenia-Koalition. Die Pandemie sei bei den derzeitigen Infektionszahlen ein „nationales Ereignis, das nicht mehr ausdifferenzierbar ist“. Die beschlossenen Schritte könnten nur funktionieren, wenn alle 16 Bundesländer sie umsetzten. Nach vorigen Schalten mit der Kanzlerin hatte Haseloff wegen der in Sachsen-Anhalt relativ niedrigen Infektionszahlen stets auf regional anpassbare Regelungen gepocht.

Corona in Sachsen-Anhalt: Landesregierung soll neue Verordnung beschließen

Haseloff will die Beschlüsse am Donnerstag mit dem Kabinett in Landesrecht umsetzen, damit sie wie mit Bund und Ländern vereinbart am Montag in Kraft treten können. Die Landesregierung soll dazu eine neue Landesverordnung beschließen, die die erst am Dienstag geänderte achte Verordnung für vier Wochen außer Kraft setzen soll.

Bund und Länder hatten sich bei dem Corona-Krisengespräch auf vorübergehende massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens ähnlich wie im Frühjahr verständigt. Die Maßnahmen sollen bis Ende November gelten. Restaurants und Kneipen sollen wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios und Kinos. Schulen und Kitas bleiben aber diesmal geöffnet, ebenso der Groß- und Einzelhandel und Friseurläden.

In der Öffentlichkeit sollen sich nur noch Menschen aus dem eigenen und einem zweiten Hausstand gemeinsam aufhalten dürfen; maximal zehn. Veranstaltungen werden gestrichen und Zuschauer in der Bundesliga wieder verboten.

Am Nachmittag hatte Sachsen-Anhalts Sozialministerium von 247 neuen Corona-Fällen binnen 24 Stunden berichtet. Von Montag auf Dienstag waren es noch 137 neue Fälle gewesen. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner an den vergangenen sieben Tagen erhöhte sich damit für Sachsen-Anhalt von 39,64 auf 44,51. Bei einem Wert von mehr als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner an den vergangenen sieben Tagen liegen laut der Ministeriumsübersicht das Jerichower Land (95,99), der Salzlandkreis (51,29) sowie Halle (56,96) und Magdeburg (84,61). Diese Städte und Regionen gelten damit als Corona-Risikogebiete.

Schutz von Patienten: Viele Krankenhäuser sperren Besucher aus

Unterdessen haben viele Krankenhäuser schon entschieden, dass Besucher zum Schutz von Patienten und Personal draußen bleiben müssen. In allen fünf Krankenhäusern in Halle gilt ab Freitag (30. Oktober) ein Besuchsverbot, wie die Kliniken in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Bei der Geburt sowie in der stationären Kinder- und Jugendmedizin bleibe aber eine erwachsene Begleitperson weiterhin zugelassen.

Soweit medizinische, soziale oder palliativmedizinische Gründe eine Ausnahme notwendig machten, werde die jeweilige Klinik nach individuellen Lösungen mit den Angehörigen suchen. Unbillige Härten sollen so weit wie möglich vermieden werden, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung des Berufsgenossenschaftlichen Klinikums Bergmannstrost (BG), des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara, des Krankenhauses Martha-Maria Halle-Dölau, des Diakoniekrankenhauses und des Universitätsklinikums Halle. (mz/dpa)