Populist am rechten Rand Rainer Wendt als Staatssektretär: Warum das Debakel um Rainer Wendt keinen überraschen sollte

Halle (Saale) - Innenminister Holger Stahlknecht hätte wissen können, wen er sich da ins eigene Haus holen will. Jahrelang saß der Polizeigewerkschafter Rainer Wendt in Talkshows, ätzte gegen unfähige Politiker und lasche Richter. Ein Populist am rechten Rand - und dennoch wollte Stahlknecht ihn haben. Oder gerade deshalb?
Jetzt ist der Posten für Wendt futsch, und der Enttäuschte schlägt zurück. „Lügner und Heuchler“ hätten seine Berufung verhindert, schimpft er - er dürfte dabei vor allem an Parteifreunde denken. Und er raunt, das Kanzleramt habe der Landesregierung Anweisungen gegeben. Beweise liefert er nicht. Wendt kombiniert die Selbstdarstellung als Opfer mit Verschwörungstheorie. Das sind nicht die Worte eines Mannes, der in Magdeburg still und fleißig Akten weggeschafft hätte. Das sind die Worte eines Mannes mit einer Mission.
Für das Personaldebakel ist vor allem Stahlknecht verantwortlich - aber nicht allein. Üblicherweise werden neue Staatssekretäre vom verantwortlichen Minister verkündet; im Fall Wendt aber waren es Stahlknecht und Ministerpräsident Reiner Haseloff gemeinsam. Auch der Regierungschef hielt diese Besetzung für eine glänzende Idee. Vermutlich wollte er am Freitag beim laufenden CDU-Parteitag in Leipzig ein Zeichen setzen - eine fatale Fehleinschätzung.
Auf keinen Fall will die CDU als die Partei dastehen, die nach Kritik der Koalitionspartner SPD und Grüne klein beigibt. Wendt komme aus anderen Gründen nicht in Frage, heißt es nun. Das mag sein, gegen den Gewerkschafter lief immerhin ein Disziplinarverfahren. Aber: Warum hat niemand vorher geprüft, was sich in Wendts Personalakte findet? Die Gehaltsaffäre war ja längst bekannt. Wie gesagt: Man hätte es wissen können. (mz)
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