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Kommentar zur Äußerung des Ostbeauftragten Ostbeschimpfung braucht kein Mensch

Christian Egner antwortet in seinem Kommentar auf eine Äußerung des Ostbeauftragten.

Von Christian Egner Aktualisiert: 30.05.2021, 20:41
Laut Marco Wanderwitz neigen Menschen in Ostdeutschland eher zur Wahl rechtsradikaler Parteien.
Laut Marco Wanderwitz neigen Menschen in Ostdeutschland eher zur Wahl rechtsradikaler Parteien. (Foto: Robert Michael/dpa)

Halle (Saale) - Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), sieht bei Menschen in Ostdeutschland eine stärkere Neigung zur Wahl rechtsradikaler Parteien als im Westen. „Wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach dreißig Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind“, sagte Wanderwitz.

Im Klartext: 31 Jahre nach dem Ende der DDR sei diese noch immer in Haftung zu nehmen für die unmittelbaren gesellschaftlichen Zustände vor Ort. Das zu behaupten, ist Unsinn, hat aber Methode.

Wer in Sachsen-Anhalt 18 Jahre alt ist und am kommenden Sonntag zum ersten Mal wählt, tut das nicht aus einer DDR-Erfahrung, sondern aus einer Gegenwartserfahrung heraus, egal, ob er AfD oder Linke oder die Satirepartei „Die Partei“ wählt. Er tut es etwa mit der Erfahrung, dass fernab der Großstädte die gesellschaftliche Bindekraft immer schwächer wird, dass der Osten gesamtdeutsch kaum über politische Teilhabe und Präsenz verfügt.

Das sind Befunde, die sozial und politisch als Folgen der 90er Jahre sehr genau zu erklären wären. Das will aber niemand, denn das hieße, politische Verantwortung übernehmen zu müssen. So kommt man psychologisch. Einen Ostbeschimpfungsbeauftragten braucht kein Mensch. (mz)

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]