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Missachtung der Impfreihenfolge:  Missachtung der Impfreihenfolge: : Haseloff ermahnt Verwaltungschefs

Von Jan Schumann 06.02.2021, 12:47
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt. ZB

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat Amtsträger ermahnt, sich in der Corona-Pandemie nicht über die bundesweit festgelegte Impfreihenfolge hinwegzusetzen.

„Es gibt eine Impfverordnung, in der eine klare Reihenfolge der Impfungen festgelegt ist“, betonte Haseloff am Samstag gegenüber der MZ. „Ich erwarte, dass sich jeder, insbesondere die politisch Verantwortlichen, daran auch halten.“ 

Anlass der Rüge sind gleich mehrere Fälle, in denen hohe Amtsträger im Land die Reihenfolge verletzten. So hatten sich der Wittenberger Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) und Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) bereits gegen das Virus impfen lassen, obwohl sie laut Verordnung noch nicht an der Reihe waren.

Aufgrund der Impfstoffknappheit sollen derzeit ausschließlich Über-80-Jährige, Heimbewohner, Heimpersonal und besonders gefährdete Krankenhausmitarbeiter immunisiert werden.

In Halle wurden neben Wiegand auch schon zehn Stadträte geimpft. Ebenfalls immunisiert wurde Dannenbergs Vize-Landrat. In allen Fällen hatten die Verwaltungen argumentiert, dass bereits angebrochene Impfdosen verwendet worden seien, die sonst verfallen wären.

Wiegand betonte am Samstag, er habe sich vor seiner Impfung in der halleschen Diakonie mehrfach erkundigt, ob statt ihm tatsächlich keine priorisierte Person zur Impfung bereit stehe – zum Beispiel aus dem Kreis des Krankenhauspersonals. Ihm sei mehrfach versichert worden, es sei nicht so. Nur deshalb habe er sich spritzen lassen. Es wäre moralisch fragwürdig gewesen, den Impfstoff verfallen zu lassen, betonte Wiegand.

Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) reagiert indes empört über die bekannt gewordenen Fälle. „Ich habe keinerlei Verständnis, wenn bundesweit festgelegte Impfreihenfolgen missachtet werden“, sagte sie der MZ am Samstag. „Das gilt für Stendal, das gilt für Wittenberg, das gilt für Halle.“ Zu allen Fällen werde sie sich Bericht erstatten lassen. „Spezialkontingente für die Polizei oder Politik gibt es nicht. Und das ist auch gut so.“

 Grimm-Benne betonte: „Ich verstehe die wütenden Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern, die für Impfberechtigte keine Termine erhalten können, wenn sich Politikerinnen und Politiker impfen lassen und agieren, als sei die Festlegung des Bundes nicht mehr als eine vage Empfehlung.“ Sie ergänzte: „Das erschüttert auch mein Vertrauen zutiefst.“ (mz)

Magdeburg: Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) trägt einen Mund-Nasen-Schutz mit Bundesrat-Aufdruck vor dem Landtag.
Magdeburg: Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) trägt einen Mund-Nasen-Schutz mit Bundesrat-Aufdruck vor dem Landtag.
dpa-Zentralbild