Baumschäden im Harz Kommentar zur Klimapolitik in Sachsen-Anhalt: Waldsterben zum Anfassen
Der Klimawandel ist zu abstrakt? Ein Blick in den gebeutelten Harz zeigt das Gegenteil. Leider fällt Sachsen-Anhalt wenig dagegen ein.

Magdeburg/MZ - Seit Jahrzehnten hat die Klimaschutz-Politik ein Problem: Das Szenario, das sie bekämpfen will, kann man meist nicht sehen. Oder anfassen. Politiker und Aktivisten arbeiten gegen einen katastrophalen Klimawandel an, den man zwar theoretisch erklären, aber kaum erleben kann. Weil er eben lange dauert.
Sachsen-Anhalt zeigt jetzt aber, dass das Gespenst Klimawandel keineswegs weit weg ist, sondern bereits mitten im Land sein Werk verrichtet. Drei Jahre lang haben Hitze und Trockenheit den Harz in eine sterbende Landschaft verwandelt, zumindest in Teilen. Wer seit 2018 einmal durch den Wald wanderte, hat die kahlen Flächen gesehen, auf denen früher Fichten standen.
Wie groß der Schaden ist, zeigt dieser Fakt: Selbst ein unauffälliges Klimajahr wie 2021 - mit üblichem Niederschlag - schafft es nicht, die Dürre der Vorjahre zu beseitigen. Dass das zunehmende Extremwetter ein Symptom des Klimawandels ist, ist unstrittig.
Sachsen-Anhalt will aufforsten. Reicht das?
Sachsen-Anhalt verspricht Aufforstung: Offen ist aber, ob auf diese Art das Problem gelöst wird, solange die CO2-Emissionen bleiben wie sie sind. Die echten Weichenstellungen im Klimaschutz müssen wohl in Berlin passieren, in den laufenden Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP. Dort entscheidet sich, ob der Harz in kommenden Jahrzehnten zum traurigen Vorbild für andere Regionen Deutschlands wird.
Bundesländer wie Sachsen-Anhalt fühlen sich in Sachen Klimaschutz leider nach wie vor kaum zuständig. Dabei könnte der Klimawandel auch lokal bekämpft werden - der größte Schritt wäre der Einsatz für einen früheren Kohlestrom-Ausstieg in Deutschland. Aber auch andere Klima-Initiativen wären denkbar, der Instrumentenkasten ist groß. Allerdings: Selbst die Katastrophe vor der eigenen Haustür führt bisher nicht zu wegweisenden Impulsen aus Sachsen-Anhalt.