Senioren in Grundsicherung Kommentar zum deutschen Rentensystem: eine Schieflage, die nicht behoben wird
Immer mehr Sachsen-Anhalter müssen neben ihrer Rente nun auch Grundsicherung beantragen. Eigentlich müssten die offensichtlichen Schieflagen im System jetzt Wahlkampfthema Nummer eins sein, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.
Magdeburg/MZ - Das deutsche Rentensystem ist in Schieflage, absehbar wird es noch schlimmer – und dafür ist es erstaunlich ruhig um das Thema. Es gibt gleich mehrere Probleme, die dringend zu lösen sind.
Das Offensichtliche zeigen die neuen Zahlen für Sachsen-Anhalt: Für viele Senioren reicht die Rente nicht mehr, sie müssen Grundsicherung beantragen. Oder noch schlimmer: Sie haben zwar Anspruch auf diese Sozialhilfe, verzichten aber aus Scham oder Stolz auf die staatliche Stütze.
Viele Senioren schämen sich, Hilfe zu beantragen
Wer will es ihnen vorwerfen? Wer jahrzehntelang geschuftet hat, will im Ruhestand nicht beim Staat um Unterstützung betteln. Das widerspricht dem Gerechtigkeitsgefühl, das kratzt am Stolz auf die Lebensleistung. Dass die komplizierten Antragsverfahren eine Extra-Zumutung für Betroffenen sind, kommt bei all dem erschwerend hinzu.
Die oft nicht ausreichende Rentenhöhe ist nur ein Thema: Hinzu kommt, dass im alternden Deutschland künftig immer weniger Arbeitnehmer die Rente für immer mehr Senioren erarbeiten müssen. Wie das funktionieren soll, ist unklar.
Warum ist die Rente nicht das Wahlkampf-Thema Nummer eins?
Eigentlich müssten diese Probleme jetzt Wahlkampfthema – in Wirklichkeit drückt sich die Bundespolitik aber um grundlegende, wegweisende Debatten.
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Die Bundesregierung wollte eigentlich gerade eine Aktienrente auf den Weg bringen: Auch diese Pläne dürften sich mit dem Aus der Koalition nun in Luft auflösen.