1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Corona in Sachsen-Anhalt: Kinder immer häufiger infiziert - Inzidenz drastisch gestiegen

pandemie Corona in Sachsen-Anhalt: Kinder immer häufiger infiziert - Inzidenz drastisch gestiegen

Bei Jüngeren in Sachsen-Anhalt häufen sich die Fälle. Die Landesregierung will die Corona-Maßnahmen erst dann streichen, wenn die Impfquote steigt. 

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 20.10.2021, 09:19
Immer mehr Schulkinder vor allem im Landessüden fallen mit positiven Tests auf.
Immer mehr Schulkinder vor allem im Landessüden fallen mit positiven Tests auf. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Magdeburg/MZ - Die Landesregierung stellt eine weitgehende Abschaffung der Corona-Einschränkungen in Aussicht, sollten sich mehr Sachsen-Anhalter impfen lassen. „Wir arbeiten langfristig an einer Exit-Strategie“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Dienstag. Derzeit seien aber noch zu wenig Menschen geimpft. „Das ganze Kabinett ist mit dieser Zahl nicht zufrieden“, so Haseloff. Für einen „Paradigmenwechsel“ im Umgang mit der Pandemie sei es deshalb zu früh.

Von allen impffähigen Menschen - Kinder unter zwölf Jahren sind bislang ausgeschlossen - seien in Sachsen-Anhalt erst 70 Prozent doppelt immunisiert, im Vorreiterland Bremen hingegen 87 Prozent. „Wir sprechen die Empfehlung aus, sich impfen zu lassen“, sagte Haseloff. „Steigt die Quote, schaffen wir Spielräume.“ Zugleich verwies Haseloff darauf, dass die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit fast fünfmal höher liege als vor einem Jahr - damals folgte ein Winter mit hartem Lockdown.

Die Corona-Inzidenz unter Kindern ist deutlich höher als bei älteren Menschen im Land.
Die Corona-Inzidenz unter Kindern ist deutlich höher als bei älteren Menschen im Land.
Grafik: Büttner

Am Dienstag stieg die Inzidenz in Sachsen-Anhalt laut Robert-Koch-Institut auf 70, nach 61 am Vortag. Drastisch ist der Anstieg vor allem im Süden des Landes unter Schulkindern - das ist jene Altersgruppe, die als einzige flächendeckend und regelmäßig getestet wird. Bei den Fünf- bis 14-Jährigen überschreitet der Wert in den Großstädten Halle und Magdeburg und in neun Landkreisen die 100.

Trauriger Spitzenreiter ist der Saalekreis

Fünf Landkreise melden sogar Werte von mehr als 300. Spitzenreiter ist der Saalekreis mit 484. Sachsen-Anhalt zählt damit neben Thüringen, Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg zu den deutschen Hotspots. Bundesweit gibt es bereits zehn Landkreise, in denen bei Fünf- bis 14-Jährigen die Marke von 500 überschritten ist.

Überschaubar ist das Infektionsgeschehen in Sachsen-Anhalt hingegen in den älteren Jahrgängen. Bei den 60- bis 79-Jährigen liegt die Inzidenz in sämtlichen Regionen unter 50. In der Altersgruppe ab 80 Jahren kommen einige Landkreise auf Werte über 50, der Ausreißer Anhalt-Bitterfeld auf 146. Allerdings sind die Daten der verschiedenen Altersgruppen nur eingeschränkt vergleichbar, da Berufstätige und Rentner ebenso wie Kindergartenkinder nicht regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden.

Was kommt in den Herbstferien noch hinzu?

Vor der Kabinettssitzung hatte FDP-Landeschefin Lydia Hüskens mit Blick auf die Corona-Einschränkungen ein „klares Ausstiegsszenario“ gefordert. Einigkeit erzielte die Regierung nun darüber, dass es mit der nächsten Verordnung ab dem 13. November einige Erleichterungen für den Sport und für den Außenbereich geben soll. Am 13. Dezember könnten dann auch grundlegende Änderungen in Kraft treten - sofern das verantwortbar ist. Haseloff sagte, entscheidend sei, wie sich die Lage nach den Herbstferien darstelle. In den darauf folgenden 14 Tagen, also bis zum 12. November, sollen alle Schulkinder zweimal wöchentlich getestet werden. Dieser Testrhythmus gilt auch derzeit.

Unterdessen zeichnet sich ab, dass der Bund die sogenannte „epidemische Lage nationaler Tragweite“ auslaufen lässt. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat angesichts der Corona-Impfquote in Deutschland keine Bedenken dagegen. „Ich kann den Schritt nachvollziehen und halte das auch für unproblematisch“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerald Gaß der MZ.

Die „epidemische Lage“ ist die Grundlage für zentrale Corona-Maßnahmen in Deutschland. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich am Montag bei Beratungen mit den Gesundheitsministern der Länder dafür ausgesprochen, die Regelung am 25. November auslaufen zu lassen. Dabei verwies er darauf, dass das Robert-Koch-Institut das Risiko für geimpfte Personen als moderat einstufe.