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Hochschulen, Schulen und Kitas Hochschulen, Schulen und Kitas: Sachsen-Anhalt ist Schlusslicht in Sachen Bildung

Von Max Hunger 14.08.2020, 20:14
Im aktuellen Bildungsmonitor landet Sachsen-Anhalt auf dem letzten Platz.
Im aktuellen Bildungsmonitor landet Sachsen-Anhalt auf dem letzten Platz. dpa

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalt ist laut einer Studie in der Bildung das Bundesland mit den meisten Defiziten. Im Ländervergleich schneidet Sachsen-Anhalt bei der Bewertung der Hochschulen, der Effizienz der Lehre in den Schulen und der Integration von Ausländern besonders schlecht ab. Das ist das Ergebnis des am Freitag veröffentlichten Bildungsmonitors der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Sachsen-Anhalt rutschte im Vergleich zum Vorjahr vier Ränge nach unten auf den letzten Platz ab. Die Studie bewertet anhand von 93 Indikatoren, inwiefern Hochschulen, Schulen und Kitas für eine gesunde Wirtschaft sorgen und ausreichend Fachkräfte ausbilden.

Sachsen-Anhalt ist Schlusslicht beim Bildungsmonitor

Die Studienmacher attestieren dem Land insgesamt ein mangelhaftes Bildungssystem, das den Fachkräftemangel weiter verschärft. Vor allem Ingenieure, IT-Spezialisten und Naturwissenschaftler werden hier zu wenig ausgebildet, so das Ergebnis. Demnach lag der Anteil der Absolventen in Ingenieur-Studiengängen an allen Studiengängen im Jahr 2018 bei 15 Prozent - im Bundesdurchschnitt sind es 19 Prozent. Auch in Studiengängen der Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik lag er mit 9,4 Prozent weit unter dem Bundesschnitt von 13,8 Prozent.

Die Studie listet auch Probleme in den Schulen auf. So wird der Altersdurchschnitt der Lehrer bemängelt. Bei der Effizienz der Lehrkräfte bildet Sachsen-Anhalt das Schlusslicht. Zwei Drittel der Lehrer sind über 50 Jahre alt, viele jenseits der 60. Das ist laut INSM vor allem während der Corona-Pandemie ein Problem. Denn diese Lehrkräfte fielen als Risikopatienten teilweise aus. Ersatz fehlt. Auch bei der Weiterbildung in Hinblick auf Digitalisierung und Fernunterricht sei das Alter eine Hürde.

Bei der Integration von Ausländern in den Arbeitsmarkt stellt die Studie Sachsen-Anhalt ebenfalls ein miserables Zeugnis aus: 2018 verließen hier 38,2 Prozent der ausländischen Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Im Bundesdurchschnitt sind es gerade einmal 16 Prozent. An Berufsschulen erhielten außerdem nur 1,6 Prozent eine Studienberechtigung - im Bundesdurchschnitt sind es 6,9 Prozent.

Corona-Pandemie verschärft Lage im Bildungssektor

Punkten konnte Sachsen-Anhalt hingegen bei der Schulqualität allgemein: Bei den Schulleistungstests in Mathematik, Naturwissenschaften und im Lesen für die Neuntklässler erreichte das Land Platz vier. Auch die gute Ganztagsbetreuung in Grundschulen und Kitas lobte die INSM. 81,4 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen wurden in Sachsen-Anhalt 2019 ganztägig betreut - der drittbeste Wert im Ländervergleich. Insgesamt schnitt das Nachbarland Sachsen beim Bildungsmonitor am besten ab. Es landete wie im Jahr zuvor auf Platz eins, gefolgt von Bayern und Thüringen. Sachsen punktete vor allem mit vielen Forschern, ausländischen Studenten und Bestwerten in der Schule.

Wirtschaftsvertreter aus Sachsen-Anhalt zeigten sich indes alarmiert angesichts Studie: Der seit langem bekannte Lehrermangel sei ein Problem für die Unternehmen, kritisierten die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt (AWSA). Immer öfter müssten die Firmen die Wissenslücken von Bewerbern selbst ausbügeln. „Die Unternehmen können nicht der Reparaturbetrieb der Schulpolitik sein“, so AWSA-Präsident Klemens Gutmann.

Studienplätze nicht belegt - zu wenig Ingenieure

Das Landeswissenschaftsministerium wies die Kritik an den Hochschulen in Sachsen-Anhalt zurück. Seit Jahren seien vor allem die naturwissenschaftlichen Studienfächer nicht ausgelastet. „Die Kapazitäten sind da“, sagte ein Ministeriumssprecher. Es fehle jedoch an Begeisterung für diese Fächer - die müsse bereits in der Schule geweckt werden.

Das Bildungsministerium in Magdeburg verwies hingegen auf die guten Schülertests in den naturwissenschaftlichen Fächern. „Das ist seit Jahren eine unserer Stärken“, sagte ein Ministeriumssprecher. Auch dass ältere Lehrer die Effizienz des Unterrichts senkten - wie es die Studie nahe legt - konnte das Ministerium nicht bestätigen. Nur acht Prozent der Lehrer hätten sich als Corona-Risikopatient eingestuft. Und auch bei Fortbildungen zur Digitalisierung zeigten viele ältere Lehrer großes Engagement, so der Sprecher. „Das Alter sagt wenig über die Leistungsfähigkeit aus. (mz)